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Bilder aus Elias Elhardts Snowboardfilm "Contraddiction"

Carlos Blanchard Photo

Elias Elhardt nachdenklicher Snowboardfilm „Contraddiction“

Der Wahl-Innsbrucker Elias Elhardt will mit dem Film „Contraddiction“ ein ehrliches Bild vom Snowboarden zeigen und auf die Widersprüche im Snowboard-Lifestyle hinweisen.

Von Simon Welebil

Wenn Elias Elhardt über seine Liebe zum Snowboarden spricht, dann vergleicht er das gerne mit Tiramisu. Nichts würde er lieber essen, aber Tiramisu alleine geht halt doch nicht.

Elias Elhardt ist der wohl bekannteste deutsche Snowboarder und seit gut 10 Jahren Profi. Als junger Snowboarder hat er Spitzenplätze bei Contests erreicht. Später ist er dann ins Backcountry gewechselt, wo er mit Gigi Rüf ein Traumpaar gebildet und an den schönsten Orten der Erde versucht hat, die pure Freude des Snowboardens in Videos und Fotos einzufangen.

Bilder aus Elias Elhardts Snowboardfilm "Contraddiction"

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Mit dem Erwachsenwerden kommen die Zweifel

Inzwischen, mit 30 und nach einem Psychologie-Studium, plagen Elias Elhardt allerdings Zweifel, ob der Weg, auf dem er sich befindet, der richtige ist. Anstatt seinen Traumjob zu genießen, will er dessen Schattenseiten nicht mehr ausblenden, seinen hohen CO2-Fußabdruck, den das viele Reisen verursacht, die vielen Ressourcen, die Wintersport an sich verschlingt, die Exklusivität des Sports. Er will seine Augen nicht mehr vor den Widersprüchen verschließen, die er in seinem Leben entdeckt:

„Der Name ‚Contraddiction‘ kam zuallererst“, sagt er im Interview über sein Filmprojekt. „Ich habe gemerkt, dass wenn ich mich kritisch über diese Dinge äußere, meinen Lebensentwurf, über diese ganze Vermarktungsmaschinerie, dessen Teil ich bin, dann werde ich mir immer sehr schnell selbst widersprechen.“ Im Filmprojekt sei es ihm aber nicht darum gegangen, diese Widersprüche aufzulösen und sie dermaßen hinzubiegen, dass sie wieder ein schlüssiges Bild ergeben würden und er sich wieder darüber hinwegsetzen könne, sondern er wollte diesen Widerspruch ins Zentrum stellen.

Elias Elhardt ist natürlich nicht der einzige Snowboarder, der die Widersprüche im Snowboard-Business und Lifestyle sieht. Mittlerweile sind ja schon mehrere Generationen Snowboarder erwachsen geworden und mit ihnen - ikonische Rider wie Gigi Rüf oder Arthur Longo - überlegt er sich Auswege.

Bilder aus Elias Elhardts Snowboardfilm "Contraddiction"

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Arthur Longo, Elias Elhardt und Marco Smolla

Kritisch gegenüber der eigenen Szene

Inhaltlich ist „Contraddiction“ sehr kritisch gegenüber der eigenen Szene geworden. „Ich hab die Option nicht mehr gesehen, wieder einen weichgewaschenen Snowboardfilm zu machen - ohne das, was ich bisher gemacht habe, herabstufen zu wollen. Ich wollte einen Film machen, in dem ich noch mehr Wert sehen kann.“ Seine Sponsoren haben dieses Konzept mitgetragen. In gewisser Weise hat Elias Elhardt auch sie gezwungen, ein bisschen mit ihm zu wachsen und Verantwortung zu übernehmen. „So ein Film hat auch für die Sponsoren mehr Wert, als wieder etwas, das man schon auswendig kennt und das doch am Zeitgeist vorbei geht.“

Der ganze Film zeigt einen sehr reifen Zugang zur Leidenschaft Snowboarden: Jeder einzelne Turn und Trick versprüht absolute Freude und das ästhetische Konzept bricht mit dem traditioneller Snowboardfilme. Mit A Common Future hat er sich Filmemacher gesucht, die nicht aus der Snowboardszene stammen. Mit denen ist er nicht auf die Suche nach Spots gegangen, an denen man die heftigsten Tricks am besten in Szene setzen kann, sondern sie Strukturen in den Fokus gerückt und versucht, die mit Snowboarding zu verbinden, gesperrte Autobahnbrücken, Linien am Berg oder Regenrinnen. „Bei früheren Projekten konnten wir bei Regen nichts mehr machen, weil der Schnee kaputt war. Jetzt hatten wir extrem schöne Regenrinnen, die fast schon etwas Surreales reingebracht haben.“

Bilder aus Elias Elhardts Snowboardfilm "Contraddiction"

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Fokus auf

Auch die Musik hat sich von Punk- und Hip-Hop-Beats traditioneller Snowboardmovies verabschiedet. „Wir wollten weg von diesen klassischen Aufputsch-Momenten, diesen ‚Go get it‘ Signalen.“ Stattdessen setzt der Film unter anderem auf Bläser, Klavier oder Elektronik von Nils Frahm und verstärkt somit das Gefühl des ganzen Films, den man einerseits zurückgelehnt genießen kann, der andererseits aber auch genug Stoff zum Nachdenken liefert.

In Wintern wie dieses Jahr tut sich Elias übrigens leichter, die Widersprüche in seinem Leben als Snowboard-Profi auszuhalten. Den Sponsoren zu vermitteln, dass er nicht in ein Flugzeug steigen und um die halbe Welt dem Schnee nachjagen will, ist angesichts von Rekordschneemengen vor Elias’ Haustüre kein besonders schweres Unterfangen. Momentan ist er am Balkan unterwegs, um die Snowboardszene in Albanien und im Kosovo zu porträtieren.

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