FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Fridays For Future Demo in Wien

Pauline Binder/radio fm4

Fridays For Future: The Kids Are Alright

Heute streiken auch in Österreich tausende Schüler*innen, um auf die vielleicht größte Krise in der Geschichte der Menschheit aufmerksam zu machen. Das finden nicht alle gut.

Von Andreas Schindler

„Es gilt die Schulpflicht“, mahnt ein „grundsätzlich verständnisvoller“ Bildungsminister Faßmann und schickt den schulstreikenden Klimakrieger*innen eine kryptische Warnung hinterher: „Jugendliche können leicht für politische Zwecke instrumentalisiert werden.“ Während Österreich weit davon entfernt ist seine selbstgesteckten, verbindlichen Klimaziele zu erfüllen, ist dem Bildungsminister das Klima-Engagement der Jugend schon zu viel.

„In Wahrheit interessieren sich die Politiker nicht für uns“, sagt Greta Thunberg, die Initiatorin der Schulstreikbewegung, im Spiegel-Interview. „Ich kann es nicht verstehen, wenn Leute einerseits sagen, dass Klimawandel eine existentielle Bedrohung ist – und dann so weiterleben wie immer", sagt sie. "Dabei ist es doch logisch: Entweder wir versuchen diese Krise wirklich mit allen Mitteln zu lösen – oder nicht.“ Gemessen an der Klima- und Umweltschutz Politik der österreichischen Bundesregierung, hat diese sich offenbar für letzteres entschieden.

Mit 140km/h gegen die Wand

Im Dezember wurde bekannt, dass Österreich beim Klimaschutz-Ranking auf Platz 36 abgerutscht ist (Im Vergleich: Marokko 5, Indien 11, China 33, EU 16). FPÖ Vizekanzler Strache bezweifelt noch im selben Monat, dass der Klimawandel tatsächlich menschengemacht ist. Wie auffallend viele Politiker von rechts und ganz rechts hält er es für eine „offene Frage“ in wieweit der Mensch das Klima beeinflussen kann.

Hunderttausende Schüler*innen aus aller Welt, die unter dem Slogan „Fridays For Future“ demonstrieren, könnten es ihm erklären: Wer über Dekaden fossilen Kohlenstoff verfeuert, schafft eine Atmosphäre, die wie ein Treibhaus funktioniert.

Fridays For Future Demo in Wien

Pauline Binder/radio fm4

Die globale CO2 Konzentration ist seit Beginn der Industrialisierung um 44 Prozent gestiegen und liegt derzeit bei etwa 406 parts per Million. Noch nie in der Menschheitsgeschichte war sie so hoch. „Es gibt keine Anzeichen für eine Umkehrung des Trends, der zu langfristigem Klimawandel, dem Meeresspiegelanstieg, der Versauerung der Meere und mehr extremen Wettersituationen beiträgt“, ließ vor kurzem die Weltwetterorganisation (WMO) wissen.

Junge Menschen fordern, dass wir unsere Welt neu organisieren. Wahrscheinlich ahnen sie, dass sie dabei nicht auf die Hilfe derer bauen können, die heute an den Schalthebeln des Raumschiffs Erde sitzen. Unser System stützt sich auf fossile Energieträger, deren Nachteile offensichtlich sind, die aber als alternativlos dargestellt werden.

If you find yourself in a deep hole, stop digging

„Wir können nicht beides haben, Kapitalismus und ein intaktes Klima“, schreibt die kanadische Journalistin Naomi Klein in „Die Entscheidung“. Die neoliberale Wirtschaftsordnung sähe Wachstum und Expansion als Gradmesser für Erfolg und Fortschritt. Dass das planetarische System da nicht schritthält, könne „den Markt“ nicht kümmern. Schließlich läge es in seiner Natur zu wachsen und zu verbrauchen.

Unser Wirtschaftssystem ist ein, von fossilen Energieträgern abhängiges, umweltzerstörendes Instrument, das ganz offensichtlich ungeeignet ist, die globale Klimakrise zu bewältigen. „Ergo geht unsere Zivilisation den Weg der Selbstverbrennung – aus Gier, aus Dummheit und vor allem aus Versehen“, schreibt der renommierte Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber. „Der Mensch muss sich von der fossilen Verführung lossagen.“ Eine Chance haben wir nur dann, „wenn Wissen und Wollen umgehend zusammenfinden und wenn wir deutlich mehr Glück als Verstand haben“, schreibt er in seinem Buch Selbstverbrennung.

„Mission 2030“

Entgegen aller Verpflichtungen nehmen die heimischen Treibhausgas-Emissionen seit 2015 sogar zu. Mit „Mission 2030“ stellt die Bundesregierung eine Klima- und Energiestrategie vor, die selbst von den hauseigenen Experten zerpflückt wird. Für die zuständige türkise Ministerin Elisabeth Köstinger ist die massive interne und externe Kritik an ihrer Klimapolitik „Beweis dafür, dass wir einen guten und konstruktiven Weg der Mitte gewählt haben“.

„Was taugen Fakten, wenn diese Fakten von unseren politischen Vertretern ignoriert werden?“ fragt Greta Thunberg, die junge Klimaaktivistin aus Schweden. „(Der Schulstreik) ist mein Protest dagegen, dass kein Politiker die Klimafrage so ernst nimmt, wie sie genommen werden muss. Was ihr tut, oder nicht tut, wird mein ganzes Leben bestimmen und das meiner Kinder und Enkel.“

mehr Politik:

Aktuell: