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Todor Ovtcharov

Den Kopf vergessen

FM4 ist umgezogen und Todor glaubt etwas vergessen zu haben. Irgendwann wird er seinen Kopf vergessen - meint zumindest seine Mutter.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

FM4 ist umgezogen. Das ist meine erste „Mit Akzent“ - Kolumne aus dem neuen Studio mit einem Superausblick auf Wien. Ich fühle mich noch ein bisschen komisch, da ich die ganze Zeit glaube, was unten im Funkhaus vergessen zu haben. Immer wenn ich umziehe, vergesse ich etwas. Vielleicht sagt deshalb meine Mutter immer zu mir: „Irgendwann vergisst du auch deinen Kopf!“ Anfangs hat mich das geärgert, bis ich realisiert habe, dass die Möglichkeit, „meinen Kopf“ zu vergessen, tatsächlich besteht.

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Mit Akzent: Die unaussprechliche Welt des Todor Ovtcharov. Alle Folgen der Kolumne gibt es hier als Podcast.

Ich versuche gar nicht, dagegen zu kämpfen. Damit ich meinen Schlüsselbund nicht verliere, habe ich mir einen speziellen Schlüsselring gekauft, der auf Melodien reagiert. Man singt dem Schlüsselring was vor, er merkt sich die Melodie und summt sie zurück. So verliert man nie seine Schlüssel. Das ist sehr praktisch und außerdem schön, da man eine gewisse Intimität zum Schlüsselbund entwickelt. Das Problem war, dass ich die Melodie vergaß, die ich meinem Schlüsselbund vorgesungen habe. Ich suchte meine Schlüssel und sang unterschiedliche Lieder vor. Sämtliche Arien, Instrumentals und Platten.
Doch mein Schlüsselring blieb stumm. Anfangs war ich verärgert, doch irgendwann kam ich mit dem Gedanken klar, dass man mich irgendwann mumifiziert in meiner Wohnung finden wird. Traurig fing ich an, die Melodie des Chors der versklavten Juden aus Verdis „Nabucco“ zu singen. Mein Schlüsselbund antwortete mir gleich: "Va, pensiero sull’ali dorate va, ti posa sui clivi, sui colli...“. Klar, habe ich meinem Schlüssel „Nabucco“ vorgesungen, da ich dachte, dass keinem anderen Idioten auf dieser Welt so was einfallen würde. Also das bedeutet „seinen Kopf zu vergessen“.

Den Kopf zu vergessen kann auch schön sein. Wenn man verliebt ist, vergisst man seinen Kopf auch ständig, eigentlich fehlt der Kopf ganz. So fühle ich mich auch jetzt in meinem Lieblingsradiosender im neuen Studio. Und euch liebe Hörerinnen und Hörer wünsche ich auch, euren Kopf vor lauter Liebe zu vergessen!

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