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Natascha Kampusch

Gersin Livia Paya

FM4 Doppelzimmer: Natascha Kampusch bringt mich zum Lachen

1998 verschwindet Natascha Kampusch auf dem Weg zur Schule in Wien-Donaustadt spurlos. 3.096 Tage später befreite sie sich selbst aus der Gefangenschaft eines psychisch schwer gestörten Täters. Damit geht einer der spektakulärsten Kriminalfälle in Österreich zu Ende. Heute, 13 Jahre später, schreibt sie: Ich bin mehr als das, was ich erlebt habe. Am 1. Jänner 2020 ist Natascha Kampusch zu Gast im FM4 Doppelzimmer.

Von Elisabeth Scharang

FM4 Doppelzimmer mit Natascha Kampusch: am Mittwoch, 1. Jänner 2020, von 13 bis 15 Uhr auf Radio FM4 und anschließend für 7 Tage in der Radiothek sowie als FM4 Interview Podcast.

Ich bringe eine Tonne Stress mit an diesem Nachmittag. Und dann steht da vor dem Funkhaus diese Frau in kariertem Mantel und strahlt Freude und Gelassenheit aus. Auf eine Art, die mich sofort mein ganzes Paket von den Schultern abwerfen lässt, und ich nur noch eines will: Die nächsten beiden Stunden mit dieser gut gelaunten Frau verbringen.

Natascha Kampusch made my day. Und ganz ehrlich: Das war nicht, was ich erwartet hatte.

Podcast: FM4 Doppelzimmer mit Natascha Kampusch
Natascha Kampusch

Gersin Livia Paya

Ich kann mich nicht mehr genau erinnern, wann ich die erste Anfrage für ein Interview mit Natascha Kampusch für das FM4 Doppelzimmer gestellt hatte. Es wird wohl ein Jahr nach ihrer Selbstbefreiung aus der Gefangenschaft im Jahr 2006 gewesen sein. Sie war damals von Medienberatern abgeschirmt und wir hatten keine positive Antwort auf unsere Anfrage bekommen. Mit der Zeit wurde es nicht einfacher, als jemand, der im Medienbereich arbeitet, für ein Gespräch bei Natascha Kampusch anzufragen, weil die nationale und internationale Berichterstattung in vielen Fällen schlichtweg zum Genieren war.

Die permanente Verletzung ihrer Privatsphäre durch indiskrete Fotos und Schlagzeilen voller Spekulationen wurde bald abgelöst von einer Empörung über ihre Rolle als Opfer. Die hatte sie nicht so gespielt, wie große Teile der Öffentlichkeit und der Medien das von ihr erwartet hatten. Wie konnte sich eine junge Frau, die achteinhalb Jahre Gefangenschaft überlebt hatte, erlauben, auf ihre Version der Geschichte zu bestehen und öffentlich in ihrer Sache selbst das Wort zu ergreifen?

Schnell waren die Schlagzeilen geschrieben, in denen ihr Geldmacherei unterstellt wurde, man hat sie der Lügen bezichtigt, mit Häme auf eine Fernsehsendung reagiert, die sie moderieren sollte, und eine Untersuchungskommission wurde eingesetzt, die feststellen sollte, ob es entgegen ihrer Aussagen doch Hintermänner gegeben habe. Übrigens ist nichts anderes dabei herausgekommen als das, was Natascha Kampusch von Beginn an ausgesagt hatte. Wolfgang Priklopil war ein Einzeltäter.

Natascha Kampusch

Gersin Livia Paya

Warum wir einander an diesem Nachmittag gegenübersitzen: Natascha hat ein neues Buch geschrieben über Hass im Netz, und ich habe sie kürzlich bei der Talkshow von Markus Lanz gesehen. Es wirkte bei dem TV-Gespräch so, als würde sie uns nochmal eine Chance geben, es diesmal besser zu machen im Umgang mit ihr. „So würde ich das selbst nicht formulieren“, lächelt sie. „Aber du hast schon recht.“ Wir reden über Vertrauen, übers Alleine-Sein und über die verlorenen Teenagerjahre. „Konntest du auf eine gewisse Art deine Teenagerzeit in den letzten Jahren nachholen?“, frage ich sie. Natascha überlegt kurz und schüttelt dann den Kopf: „Diese Zeit hat ja mit körperlichen Veränderungen zu tun, das kann man nicht nachholen. Ich habe damals alleine in dem Keller, in dem ich gefangen gehalten wurde, im Radio in deinen Sendungen den jungen Menschen zugehört, wie sie über Menstruation oder den weiblichen Orgasmus erzählt haben. Das FM4 Jugendzimmer war mein einziger Kontakt zu Gleichaltrigen.“

Es ist nicht das einzige Mal, dass mir während der zwei Stunden im Studio die Tränen in den Augen stehen. Schon auch, weil es manchmal so traurig ist, was Natascha zu erzählen hat, aber vielmehr noch, weil mich ihre Klugheit und ihre Art, die Welt zu beschreiben, so berührt. Und weil sie manchmal so schrecklich witzig sein kann. Am Ende verabschieden wir uns mit einer Umarmung. „Wie aufregend, dass ich dich damals im Keller im Radio gehört habe und jetzt tatsächlich neben dir im Studio stehe“, strahlt sie mich an.

Die Ehre liegt ganz bei mir.

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Das FM4 Doppelzimmer mit Natascha Kampusch

Am Mittwoch, 1. Jänner 2020, von 13 bis 15 Uhr auf Radio FM4 und anschließend für 7 Tage in der Radiothek sowie als FM4 Interview Podcast.

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