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Der nigerianische Sänger Burna Boy

Atlantic Records

Burna Boy ist der „African Giant“

Der nigerianische Musiker Burna Boy ist gerade dabei, ein gobaler Popstar zu werden. Gestern schaute der hart arbeitende, ständig tourende „Nachfolger Fela Kutis“ noch im Wiener Gasometer vorbei.

Von Felix Diewald

Irgendwann schreien genug Menschen „Burna! Burna! Burna!“ und Damini Ogulu, aka Burna Boy, betritt nach gebührender Wartezeit die Bühne des Wiener Gasometers. Burna Boy mit schmaler High-Fashion-Statur und lang geflochtene Cornrows. Er trägt an diesem Abend einen knielangen Leder-Trenchcoat, darunter einen karierten Dreiteiler mit XXL-Schulterpolster. Da glitzert viel bei diesem Burna Boy, Diamanten-Seile hängen um den Hals, die Finger zieren unzählige Ringe. Richtiger Star-Auftritt.

Er hat den Fame verdient

Burna Boy, geboren und aufgewachsen in der wohlhabenden nigerianischen Öl-Stadt Port Harcourt, hat nach einigen Jahren als gehypter Newcomer mit seinem 2019-er Album “African Giant” endgültig den Durchbruch zum globalen Popstar geschafft. Grammy 2020-Nominierung, Vergleiche mit Drake und der nigerianischen Musiker-Legende Fela Kuti, Features mit Ed Sheeran, Drake oder Stormzy inklusive. Burna Boy ruht sich aber nicht auf seinem neuen Fame aus. Eher im Gegenteil. Wenige Popstars dieser Größe arbeiten und touren so viel wie er das gerade tut: Letztes Jahr hat er 10 Musikvideos rausgehaut, über 200 Konzerte auf der ganzen Welt gespielt. Und Barack Obama als Fan gewonnen. Der österreichische Rapper T-Ser wird nach dem Konzert sagen: “Er ist hart talentiert, war lange underrated und bekommt jetzt den Fame, den er verdient.“

Der nigerianische Sänger Burna Boy

Atlantic Records

Bühne ist Arbeit

Zu Beginn ist das auf der Bühne noch mehr der gediegene Crooner-Auftritt als eine verrückte Popstar-Show. Sechs-köpfige-Live-Band, eine Vokalistin, ein Saxofon und Burna Boy, der während der ersten Songs noch ruhig am Mikrofon-Ständer wippt. Gedanken zu diesem Künstler: Das ist ein Arbeiter, ein Hustler. Einer, der weiß, dass das einer von noch vielen, vielen Gigs dieses Jahr werden wird. Und er arbeitet auch an diesem Abend bei seinem ersten Österreich-Gig. Die leicht angezogene Handbremse eines Live-Vollprofis. Nach ein paar Nummern, beim Lied “Sekkle Down”, wirft Burna Boy seinen Mantel einem Assistenten neben der Bühne zu. Es geht los.

Bei „Secret“ und dem tollen Hook von Jeremih singt dann schon der Saal mit. Auf den Sitzplätzen in den oberen Rängen sitzt kaum wer. Dann spielt der Keyboarder das Intro zum Burna-Boy-Überhit „Location“ mit dem Rapper Dave. D-Moll, F, A-Moll, G. Zwei mal. Und es geht das erste Mal richtig ab. Das Sakko geht, Burna Boy jetzt nur noch in Pulli und Hemd. Hui, jetzt kommen die Hits. Jetzt kommt der Auto-Tune. Zum Beispiel „Omo“.

Check, woher du kommst

Aber Burna Boy hat nicht nur gute Lieder zum Tanzen, er ist auch ein politischer Künstler. Denn gerade als das Gasometer in top Party-Stimmung ist, sagt er: Alle mal die Faust rauf bitte. Er spielt „Colleteral Damage“, ein Song der die politische Korruption in Nigeria anprangert. Und dann verzieht sich Burna Boy von der Bühne. Es läuft ein Video-Einspieler über Nigerias komplizierte Kolonial-Geschichte. Großbritannien sei damals nicht ins Land gekommen, um Demokratie zu verbreiten, sagt die Stimme aus dem Off. Vielmehr sei es ein Business Case gewesen. Und leider, heißt es in dem Video, gibt es dieses Business immer noch. Es hieße Unilever. Aber das sei eine andere Geschichte. Und Burna Boy kommt mit „Another Story“ und einer politischen Ansage auf die Bühne zurück. „Understand your history“, sagt er. Und: check woher du kommst. „Knowing yourself is your greatest weapon”. Sonst kommt wer anderer und sagt dir, wer du bist. Und das, sagt Burna Boy, jetzt ernst, willst du nicht.

Identitätsstiftend und bestärkend

Bei „On the low“ hat Burna Boy dann auch kein Shirt mehr an, nur mehr eine grün weiße Nigeria Flagge umgewickelt. Da kann die Band mal Pause machen, der Saal singt einfach den ganzen Hook alleine. Für einige Besucher*innen ist Burna Boy identitätsstiftend und bestärkend. „Er ist der African-Giant, ein Export aus Afrika, kein US-Heini“, sagt einer. Auch der Rapid-Fußballspieler Kelvin Arase war beim Konzert. “Burna Boy kommt wie ich aus Nigeria, seine Musik und sein Vibe – einfach geil.“ Ein Fan fasst zusammen: „He’s like a devil and an angel at the same time”, sagt sie. “I didn’t want to leave.”

Der nigerianische Sänger Burna Boy

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