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James Righton (Ex Klaxons) schaut sich in einen Handspiegel

Raffaele Cariou

James Righton und sein Solo-Album „The Performer“

Ex-Klaxons-Sänger James Righton veröffentlichte kürzlich sein erstes Soloalbum. Der Brite, der etwa auch schon mit den Arctic Monkeys zusammengearbeitet har, erschafft mit „The Performer“ ein stimmiges modernes Songschreiber-Album.

von Eva Umbauer

James Righton wurde in den 00er Jahren mit der Londoner Band Klaxons bekannt. Die Klaxons gewannen mit ihrem 2007er Debütalbum „Myths Of The Near Future“ den prestigeträchtigen britischen Mercury Prize. Nach drei Alben veröffentlichte James Righton dann vor vier Jahren erstmals Musik abseits der Klaxons, unter dem Namen Shock Machine. Nun folgte ein erstes „richtiges“ Solo-Album. Mit “The Performer” geht James Righton einen neuen Weg: Weg vom Indietronic-Sound der Klaxons hin zu einem Entwurf, der vor allem von Vintage-Klängen, toller Psychedelia und einem Lounge-Charakter getragen wird.

Ziemlich weit weg von den Klaxons

Thematisch drehen sich sowohl Titelsong „The Performer“ als auch das komplette Album um die Frage, wie sich James Righton zu diesem Zeitpunkt in seinem Leben, als die Songs entstanden, sieht: „Am I this showman up on stage? Or am I the dad changing nappies? Am I living in the moment and doing something enjoyable? Or am I fucking miserable? I find that really interesting: this idea of putting on a suit and becoming this other thing.“

Also kreiert James Righton eine Art Alter Ego, nämlich „The Performer“, und kann so das alltägliche Familienleben mit dem Drang nach künstlerischer Ausübung verbinden. Es geht um den Konflikt, eine Balance zwischen beiden Dingen zu finden.

Das Video zum Song wurde als eine Live-Performance aufgebaut. Zusammen mit dem französischen Fotografen und Videomacher Hugo Campan nahm James Righton 43 Mal die gleiche Performance auf und kreierte so eine einzigartige Ästhetik und Energie des Videoclips.

James Righton "The Performer" Cover

Deewee / PIAS

„The Performer“ von James Righton ist am 20.3.2020 bei Deewee/PIAS erschienen.

Den Ansatz für die Ästhetik seines Albums „The Performer“ fand James Righton in den Aufzeichnungen des britisch-amerikanischen Schriftstellers Christopher Isherwood, der die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg in Deutschland und den Aufstieg sowie den Zerfall der Weimarer Republik dokumentierte. Ausgelassenheit und Non-Konformität soll vermittelt werden, obwohl alles in sich zusammenbricht und eine düstere Zeit bevorsteht.

James Righton ist erwachsen geworden. Der einstige Jung-Lehrer aus der Shakespeare-Stadt Stratford-on-Avon, der einstige New-Rave-Star, benennt einen der Songs auf seinem Album nach seiner Tochter: „Edie“ ist ein zärtlicher Song mit Streicherarrangements vom Briten Sean O´Hagan, den Indie-Pop-Fans vielleicht noch von seiner Band The High Llamas kennen.

James Righton arbeitet gerne mit anderen Musiker*innen zusammen. In der Vergangenheit tat er das etwa mit den Chemical Brothers, mit denen er 2007 den Song „All Rights Reversed“ schrieb. Letztes Jahr komponierte er mit den Musikerinnen vom britischen Duo Honey Blood einen Song für deren Album „In Plain Sight“. Auch mit den Arctic Monkeys arbeitete Righton zusammen, und zwar bei deren aktuellem Album „Tranquility Base Hotel And Casino“, wo er Gitarre, Piano und Wurlitzer spielte. Das war eine Zusammenarbeit, die auch sein Album „The Performer“ nun beeinflusste. Beim Song „Devil Is Loose“ erinnert James Righton dann aber mehr an das australische „Wunderkind“ Kevin Parker aka Tame Impala als an Alex Turner und seine Arctic Monkeys.

James Righton ist mit „The Performer“ ein wirklich toller, ah, Performer, also darstellender Künstler. Er ist fokussiert, aber gleichzeitig auch leichtfüßig, ganz so, als ob ihm diese Songs keine ganz große Mühe gemacht hätten. Das bedeutet zwar nicht, dass sie etwa oberflächlich wären, aber manchmal könnten sie noch beseelter sein - auch wenn James Righton mit „The Performer“ ein stimmiges, wohldurchdachtes Album erschaffen hat. Seine Sorge, ob die wunderbare Zeit mit den Klaxons nur ein Traum war, ob er das mit der Musik noch kann, oder, wie er sagt, „Have I lost the game?“, ist unbegründet.

Es ist ein durchaus selbst-zentriertes, gar egozentrisches Album, aber das ist nebensächlich, denn James Righton geht insgesamt einen künstlerischen Weg, der nicht offensichtlich ist. Der Titeltrack erinnert noch am ehesten an die Klaxons-Zeiten, oder auch ein wenig an den Electro-Pop von Metronomy. Es ist ein unwiderstehlicher Album-Opener mit seiner Theatralik und der tollen Percussion.

Lessons In Dreamland

Die weiteren Songs von „The Performer“ sind dann aber etwas anders. Da gibt es etwa mit „Start“ einen melodischen Pop-Song, „Heavy Heart“ ist sanft, melancholisch und voller Bedauern, „Are You With Me“ hat gar ein Gefühl der Verzweiflung, während „See The Monster“ mit großen Breitwand-Streichern aufwartet und irgendwo ganz tief drinnen auf eine Weise an die große Zeit mit den Klaxons anknüpft. Dazu gibt es noch „Lessons in Dreamland“, Teil Eins und Teil Zwei.

Soulwax

Aufgenommen wurde „The Performer“ sowohl im Homestudio als auch im Studio des großen englischen Musikers Bryan Ferry von Roxy Music; gemischt haben die Brüder Stephen und David Dewaele von der belgischen Band Soulwax in ihrem Deewee-Studio in Gent, die das Album dann auch gleich bei Deewee Records veröffentlicht haben.

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