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Gefängniszelle

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Das Gefängis als Metapher für die Welt

Die Welt hat sich in ein Gefängnis verwandelt, das steht außer Frage. Aber was für ein Gefängnis?

Von Todor Ovtcharov

Es gibt einige Stimmen, die die Welt als Knast der „leichten“ Sorte verstehen. Man darf tagsüber „draußen“ arbeiten und nachts schläft man „drinnen“. Ein Halbknast halt, mit dem einen Bein drin und mit dem anderen – raus. Die Arbeit hilft ja, um im Knast nicht vollkommen verrückt zu werden.

Laut anderen ist der Knastdirektor ein kompletter Neurotiker, der nicht weiß, wie er sich zu seinen Insassen verhält. An einem Tag dürfen sie Päckchen und Besuch bekommen, am nächsten Tag bestraft er sie mit Isolationshaft.

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Die Corona-Maßnahmen ändern sich ja täglich, an einem Tag darf man ohne Maske spazieren gehen, am nächsten Tag ist es wieder anders. Manchmal folgen diese Entscheidungen einer medizinischen Logik, manchmal sind sie vollkommen absurd. In Bulgarien zum Beispiel wurde verboten, Discos und Nachtbars zu besuchen. Zwei Tage danach wurden die Discos wieder aufgesperrt.

Das Argument dafür war, dass man auf Distanz tanzen könnte. Ich würde mir gerne ansehen, wie das nach dem dritten Shot Tequila eingehalten wird. Und wie tanzt man Tango auf Distanz? Das ist sowieso egal, weil in Discos niemand Tango tanzt. Böse Zungen behaupten, dass Discos in Bulgarien wieder aufgesperrt haben, weil sie größtenteils der Mafia gehören. Aber ich will keinesfalls behaupten, dass die bulgarische Regierung Verbindungen zur Mafia hat!

Zurück zur Knastmetapher. Laut dritten leben wir in einem sehr strengen Knast mit hohen Mauern mit Stacheldraht auf einer Insel. Wenigstens konnten die Insassen von Alcatraz die Lichter von San Francisco sehen und sich vorstellen, dass sie am anderen Ufer am Pier 39 sitzen, Bier trinken und Langusten essen. Sean Connery konnte im Film „The Rock“ sogar entfliehen. Wohin können wir aber jetzt aus unserer „neuen Realität“ entfliehen? Denn es ist überall gleich schlecht und wir müssen darum bitten, dass wir zurück in den Knast gelassen werden.

Die Berliner Mauer ist gefallen, ökonomische Grenzen gab es nicht mehr, selbst Donald Trump ist mit seiner Mauer an der Grenze zu Mexiko gescheitert. Und dann haben wir neue, unsichtbare Mauern gebaut, die die Menschen trennen. Und auf beiden Seiten stehen sich Nachbarn gegenüber und beschuldigen sich gegenseitig, infiziert und an der Plage schuld zu sein.

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