FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Maid of Sker

Wales Interactive

Schleichen, gruseln, Luft anhalten

Das Horrorspiel „Maid of Sker“ ist ein klassisches Gruselabenteuer, das auf einer noch klassischeren walisischen Spukgeschichte beruht.

Von Rainer Sigl

Ein verlassener Bahnhof, überwucherte Gärten und ein majestätisches Hotel, das stumm und wie ausgestorben in der Abendsonne daliegt. Die Tür fällt schwer ins Schloss, an der Rezeption ist niemand. Und auch ich wäre nicht hier, wenn mich meine Geliebte nicht in einem verzweifelten und rätselhaften Brief angefleht hätte, hierher zu kommen, um sie zu retten.

Im First-Person-Horrorspiel „Maid of Sker“ erforsche ich Ende des 19. Jahrhunderts einen Ort, an dem es nicht mit rechten Dingen zugeht. Schuld daran ist eine verfluchte Melodie: Seit ihrem Erklingen wandern im noblen Sker House Hotel die früheren Bewohner und Angestellten mit verbundenen Augen und Säcken über dem Kopf mit mörderischen Absichten durch die verdunkelten Zimmerfluchten.

Die Geschichte, die hier erzählt wird, beruht trotz substanzieller Unterschiede auf einer klassischen walisischen Spukgeschichte: Im real existierenden Sker House soll ein strenger Vater seine Tochter bis zu ihrem frühen Tod eingesperrt haben, um ihre Beziehung zu einem unwillkommenen Verehrer zu verhindern - die Enttäuschte soll bis heute als Gespenst dort herumspuken.

Blind, aber gefährlich

In „Maid of Sker“ lebt die Angebetete, doch es steht nicht gut um sie: Sie ist gestrandet auf dem Dachboden, denn im leeren Hotel treiben sich die gefährlichen Verfluchten herum und stürzen sich auf alles, was ihr feines Gehör entdeckt. Deshalb muss ich den gruseligen Gestalten möglichst leise aus dem Weg gehen, denn die blinden Maskierten hören jeden Schritt und sogar jeden meiner Atemzüge. Wenn ich mich an ihnen vorbeischleiche oder sie an mir vorbeischlurfen lasse, kann ich per Tastendruck sogar den Atem anhalten - allerdings nur für kurze Zeit. Später im Spiel darf ich die Schreckgestalten durch eine spezielle akustische Waffe zumindest kurz betäuben.

Allzu schwierig ist es allerdings nicht, den Bösewichten auszuweichen, es reicht meistens, auf den richtigen Moment zu warten. Die Orientierung im Hotel und das Überwinden zahlreicher kleiner Rätsel ist dabei die spannendere Herausforderung.

Maid of Sker

Wales Interactive

Unspektakulärer Grusel

„Maid of Sker“ erinnert ein bisschen an die klassischen Teile der „Resident Evil“-Reihe: Auch hier bin ich in einem verwinkelten Gebäude unterwegs und erschließe mir Schritt für Schritt neue Bereiche. Statt zu kämpfen, ist hier aber Schleichen angesagt. Wie erwähnt stellen die Gegner bei Einhaltung einfacher Regeln keine besonders große Herausforderung dar - wenn ich später den Weg durchs Haus gut kenne, kann ich statt zu schleichen sogar cool an ihnen vorbeisprinten und mich so gefahrlos Sicherheit bringen. Der beabsichtigten Horrorschleichatmosphäre kommt das nicht wirklich zugute.

„Maid of Sker“, entwickelt und herausgegeben von Wales Interactive, ist für Windows, PS4 und Xbox One erschienen.

Obwohl vor allem die dargestellten Orte recht hübsch gestaltet sind, kann „Maid of Sker“ mit seinem kleinen Budget mit großen Hochglanztiteln grafisch und in Sachen Abwechslung nicht mithalten, und vor allem die nur einseitige Vertonung der Dialoge reißt oft aus der ansonsten durchaus dichten Atmosphäre.

Wer sich daran und an der erwähnten etwas altbackenen Stealth-Mechanik nicht stört, bekommt hier ein klassisches Gruselabenteuer geboten; für Horror-Fans ist Sker House also durchaus einen Besuch wert.

mehr Game:

Aktuell: