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Conny Frischauf Pressebilder 2021

Zoe Kursawe

„Es geht rauf, rauf, rauf“ in Conny Frischaufs „Die Drift“

„Die Drift“ heißt das leichtfüßige, verspielte Debütalbum der österreichischen Musikerin Conny Frischauf, die ihre Krautrock-Jams und Synthpop-Verdrehungen wie Wasserwirbel ineinander strömen und die Richtung wechseln lässt.

Von Katharina Seidler

„Es geht rauf, rauf, rauf“ – mit diesen guten Aussichten beginnt „Die Drift“, das Debütalbum der österreichischen Musikerin Conny Frischauf, eine Platte, die mit ihrer luftigen Verspieltheit in dunklen Zeiten wie diesen ein Balsam für die Seele ist. Die Wassermetapher aus dem Albumtitel passt geradezu perfekt. Conny Frischauf macht Synthpop und Krautrock, der neugierig bleibt und schaut, wohin es ihn treibt.

Conny Frischauf "Die Drift" Albumcover - abstrakte Zeichnung von Anna Weisser

Anna Weisser / Bureau B

„Die Drift“ von Conny Frischauf ist am 15.1.2021 bei Bureau B erschienen. Das Coverbild stammt von Anna Weisser.

Synthesizermelodien strömen mit- und gegeneinander, sie bilden Wirbel und lösen sie wieder auf, es blubbert, murmelt und gurgelt, und in allen Momenten bleiben die 10 Tracks auf „Die Drift“ immer glasklar, nie zu überladen.

Die elitäre Ernsthaftigkeit der elektronischen Avantgarde, zu der man die Synthesizer-Spezialistin Conny Frischauf zählen kann, interessiert sie nicht. Lieber versteht sie ihre Musik als kindliches Spiel, in dem alles möglich ist. „Eine elitäre Ernsthaftigkeit kommt nicht in meinem Spektrum vor, ich hab ihr gegenüber eher eine große Skepsis. Ich finde es ist total wichtig, keine starre Vorstellung davon zu haben, wie etwas aussehen muss, sondern sich respektvoll mit anderen auszutauschen und die Perspektive zu wechseln“, erzählt die Künstlerin im Interview. „Vielleicht ist meine Musik vergleichbar mit Bauklötzen, die man übereinander stapelt. Ich finde es wichtig, dass man dem Zufall Raum gibt, dass man herumspielt und schaut und experimentiert und auch Dinge ausprobiert, die nicht vielleicht gleich ersichtlich sind, dass man sie überhaupt ausprobieren könnte. Also vielleicht klopft man einfach auf den Tisch, und dann passiert auch irgendwas.“

Geboren ist Conny Frischauf in Niederösterreich, sie ist mit sozusagen typisch österreichischer Dorf-Musik-Sozialisierung aufgewachsen, nämlich als Trompeterin und Waldhornistin in der örtlichen Blaskapelle. Der Ruf der Synthesizer und Computermusik war aber schnell lauter - bis heute ist Conny Frischauf eine Hardware-Enthusiastin, der Modularsynthesizer ist ihre Spielwiese. Aber auch hier sieht sie es undogmatisch: Wer lieber nur am Laptop Klangspuren zusammenklebt, ist ihr genauso willkommen. Heute studiert Frischauf interdisziplinäre Kunst auf der Angewandten, und ist nebenbei, wenn nicht gerade eine Pandemie das Kulturleben lahm legt, als DJ und musikalischer Liveact mehr und mehr gefragt.

„Im Nebel abheben
Der Bläue entgegen
Zwischendurch am Boden
Dann sachte nach oben"
("Rauf“)

Neben den schön verwobenen, glitzernden Synthie-Motiven ist das Album „Die Drift“ durchzogen von Sprachspielen und geheimnisvollen Lyrics, die sich selbst misstrauen. „Was sollen die ganzen Worte?“, heißt es im Abschlusstrack „Freundschaft“, „Was sollen die ganzen Sätze?“, und stellen somit alles vorhin Gesagte in Frage. Ich nehme alles zurück und behaupte das Gegenteil, scheint diese Kunst manchmal zu sagen, und lacht sich dabei ins Fäustchen. Dieses Kichern hört man stellenweise auch in der Musik: „Wuupp“, singt Conny Frischauf sanft, dazu federt der Bass, und oben irgendwo tiriliert eine Flöte. Eine herrlich leichtfüßige Platte, gerade für einen grauen Jänner in der Isolation.

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