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Still Corners und ihr fünftes Album „The Last Exit“

Das Dream-Pop-Duo Still Corners war schon immer Meister im Schüren von Fernweh. Mit ihrem fünften Album „The Last Exit“ entführen uns Greg Hughes und Tessa Murray den Highway entlang in die staubige Wüste Nordamerikas.

von Michaela Pichler

Getrieben von Fernweh - das waren Still Corners mit ihrem elektrisierten Dream-Pop schon seit Beginn ihrer Karriere. Kennengelernt haben sich die Britin Tessa Murray und der US-Amerikaner Greg Hughes an einem Bahnhof in London. Seit 2007 sorgen die beiden für einen Sound, der irgendwo zwischen Beach House, psychedelischem Indie-Pop, verträumten Synthie-Hymnen und einer Prise Americana angesiedelt ist. Spätestens mit dem zweiten Langspieler „Strange Pleasures“ manifestierte sich diese funktionierende Mischung. Mit Songs wie „The Trip“ landen Still Corners Internet-Hits, die für Youtube-Klicks im achtstelligen Bereich sorgen. Zwei weitere Alben folgen, Still Corners touren von der US-Westcoast über Europa bis nach Thailand. Zwischen den Tourstopps entstehen neue Songs, die nun die kalten Wintertage erhellen sollen.

Still Corners

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„The Last Exit“ ist das fünfte Studioalbum von Still Corners und ist am 22. Jänner 2021 via Wrecking Light Records erschienen.

Letzte Ausfahrt: Wüste

Auf ihrem neuesten Wurf „The Last Exit“ nehmen uns Still Corners mit auf eine staubige Fahrt: Ein warmer Wind pfeift über die Sanddünen, zwischen den Kakteen geht die ewig gleiche Sonne unter und wirft noch einen letzten Lichtstrahl auf Tessa Murray und Greg Hughes, die in ihrem weißen Cabriolet auch gut in einen 1970er-Jahre-Streifen passen würden. Auf dem fünften Studioalbum der Band gehen die beiden mit elf Songs dem Mythos Roadtrip nach. Still Corners posieren dabei im Joshua-Tree-Nationalpark im Südosten Kaliforniens, zwischen den Beiden eine cremefarbene E-Gitarre, die am neuen Album flirrt wie die Hitze über dem Asphalt. In ebenjenem Nationalpark zwischen Mojave- und Colorado-Wüste wurde auch das Musikvideo zur Single „The Last Exit“ gedreht, angelehnt an Peter Weirs Spielfilm „Picnic at Hanging Rock“ aus dem Jahr 1975.

Im titelgebenden Song finden Still Corners Zuflucht in der weitläufigen Ferne, noch in der Nacht werden die sieben Sachen gepackt, in der Wüstenlandschaft wartet schon der Teufel. Musikalisch entfernt sich das britisch-amerikanische Duo von den Electro-Psychedelic-Einflüssen früherer Songs. Die Zeichen stehen auf Country Noir, mit melancholischen Akkorden auf der Steel-Gitarre und einem Synthesizer, der nach sehnsüchtigem Pfeifen klingt.

„In the middle of the desert
the devil trailing just behind“

Vom mystischen Bild der ewig heißen Wüste darf man sich auf „The Last Exit“ aber nicht blenden lassen: Auch in solchen einsamen Gegenden können Stürme aufziehen, wie es in „White Sands“ gleich am Anfang passiert. Es donnert und tobt, bevor es in alter Still-Corners-Manier sehr treibend vorangeht. Über das perfekte Tempo für lange Autofahrten legt sich Tessa Murrays Gesang, der im gehauchten Stil an Kolleginnen wie Lana del Rey erinnert.

Die Roadtrip-Trilogie

„The Last Exit“ schließt an, wo Still Corners mit Fernweh-Soundtracks wie „The Trip“ und „The Message“ vor Jahren schon angefangen haben und ist somit der letzte Baustein in der konzeptuellen Roadtrip-Trilogie. Das Album wäre genau genommen eigentlich schon vor einem Jahr quasi fertig gewesen, die darauf folgende Tour war schon geplant, doch Corona schob wie bei allen Musiker*innen einen gewaltigen Riegel davor. So entstanden noch mehr Songs, geschrieben im Lockdown, die von der großen Freiheit träumen. Auf ihrem musikalischen Roadtrip begegnen Still Corners nicht nur Sandstürmen: Sie fahren vorbei an Geisterstädten, zwischen den verlassenen Häusern nur vorbeirollendes Tumbleweed. Auch die Spielehallen sind verlassen und stehen leer, irgendwo heult ein Wolf, mit dem Murray und Hughes vielleicht auch noch ein Tänzchen wagen. Still Corners ziehen aber schließlich weiter über den Highway, angehalten wird nur fürs Tanken und Dinieren - mit dem passenden Soundtrack im Ohr.

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