Neue Musik von Dynomite, MP The Kid, Lisa Pac, Kerosin 95 u.v.m.

Ein empathischer Rapsong zur gesellschaftlichen Lage, ein slicker Pop-Song, der Lust auf Konzerte macht, ein wachrüttelndes und eckiges Beatmonster gegen Konventionen und ein Popspiegel für Menschen, die langweilig sind: Das sind die neuen Videos und Singles aus Österreich.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Es ist etwas ruhiger geworden um die neuesten Releases. Vielleicht ist es die Pandemie-Erschöpfung, das winterliche Sich-Zurückziehen. Wahrscheinich ist es gleichzeitig auch die Ruhe vor dem Frühlingsveröffentlichungssturm. Ab Ende März werden einige neue Alben auf uns zukommen.

Nicht ganz so ruhig ist es für die Band Dramas. Immerhin ist ihre Single „Candy“ die vierte Woche in den FM4 Charts und aktuell auf Platz 3 zu finden. Auch Granada dürfen sich über ihren Platz 7 in den FM4 Charts freuen. Die knapp dreiminütige Rock-Nummer „Lomari“ erinnert an die guten alten 00er-Jahre des ungestümen Indierock-Höhenflugs.

Aber es gibt auch noch einige andere Künstler*innen, die nicht ruhig gewesen sind in den letzten Wochen.

Dynomite feat. Average - „Vorbye“

Für den Rapper Dynomite ist es letztes Jahr trotz Pandemie gut gelaufen. Er hat geheiratet, ist Vater geworden und hat den Protestsongcontest 2020 gewonnen. Jetzt meldet er sich mit einer neuen Single zurück. „Vorbye“ ist ein sehr gefühlvolles, bisschen jazziges und ausgesprochen poppiges Stück geworden. Mit viel Empathie denkt er sich in die verschiedensten Charaktere hinein, wie sie sich wohl fühlen mögen in dieser schwierigen Zeit. Gemeinsam mit Rapper Average plädiert er für ein Leben mit Nähe und sehnt sich nach dem Moment, wo das Gröbste vorbei ist. Insofern gibt dieser Song trotz der vermeintlichen Schwere auch Hoffnung. Das schöne Instrumental stammt übrigens von Johnny Cashless und hinter den Mixing-Reglern ist Flip gesessen.

MP The Kid - „Cold“

Wie immer stylisch und mit einem verschmitzten Lächeln auf dem Gesicht, das ist MP The Kid, wie wir ihn kennen. Das Video zur neuen Single „Cold“ gibt auch ein paar Eindrücke, wie es hinter den Kulissen einer Tour bei ihm aussieht. Das Ganze wirkt wie ein Teaser für eine bessere Zeit, wenn die Konzertbühnen wieder bespielt werden, die Hallen wieder gefüllt sind und Freude an der Musik und Ektase beim Tanzen wieder Platz im Leben haben. Musikalisch wird hier wieder der smoothe Beat, der slicke Synthiesound und der mantraartige Gesang zu einem Elektro-Pop-Stück zusammengemischt, der einen hypnotischen Flow entwickelt.

Kerosin95 - „Futter“

Marco Kleebauer and Kerosin95, das ist eine Kombination, die einen coolen und eckigen Track garantiert, der Dance-Attitüde mit Ibiza-Flair verbindet und durch geschmackvolle Produktion wieder bricht. Kathrin Kolleritsch ist dabei wie gewohnt am Anecken. Alleine eine Textpassage wie „Mach dich locker, komm entspann – du wirkst irgendwie so verkrampft. Bisschen Contra ist doch Fun – jetzt sind die besseren MCs dran“, kann nur in der Attitüde von Kerosin95 angenommen werden, ohne dass dann gleich die große, übersteigerte, moralische Aufregung entsteht. Kathrin überschreitet mit einer derartigen Natürlichkeit die konservativen Grenzen, dass man Kathrin abnimmt, das zu tun, was Kerosin95 predigt. Dabei versteht Kathrin es, brisante Themen so aufzufächern, dass nicht sofort eine Abwehrhaltung beim Hören entsteht, sondern zum nachhaltigen Nachdenken angeregt wird. Das wird bei den meisten Nummern des Albums „Volume 1“ so sein, das schon am 19. März erscheint.

Lisa Pac - „Boring“

Die junge und quirlige Sängerin und Musikerin Lisa Pac begleiten wir schon eine Zeit lang. Vor rund zwei Jahren haben wir sie in ihrem Studio besucht und seitdem geht es mit ihrer Karriere richtig gut voran. Ein neuer, großer Release steht an, ein Video ist gedreht worden. Und zum Karriereboost wird sicher auch die neue Single beitragen. Obwohl sie den Titel „Boring“ trägt, ist sie alles andere als das. Es geht in dem Song um einen Schulkollegen, den Lisa damals sehr gern gehabt hat. Als sie ihn nach vielen Jahren wieder getroffen hat, war sie sehr enttäuscht, da sich das Gespräch nur um Oberflächlichkeiten und Geldverdienen gedreht habe, wie sie uns in der FM4 Morningshow erzählt hat. Und so hat sie ihren soundmäßig zuckersüßen Popsong dem Langweiler aus der Schule gewidmet. Um wohl auch vielen anderen Menschen einen Spiegel vorzuhalten.

Auch noch gut und gut zu wissen

• Zweifel, Hoffnung, Liebe - diese Themen behandelt der junge Musiker „Moglee“ Jedlička in seinen Songs. Die neue Single „Morgenlicht“ ist ein sanftes, rein akustisches Stück geworden, Vorbote für das Album, das im Mai erscheint.

• Die Gloriettenstürmer lieben anscheinend den Drummachine-Sound. Sonst hätten sie ihr Album nicht „808 Herzschmerz“ getauft. Eben erschienen auf Futuresfuture inklusive der Herzschmerz-Single „Aus der Asche“.

• Sie lieben anscheinend den Shoegaze- und Indierock-Sound der 90er, die Wiener Band Manic Youth. Zu hören und zu sehen bei ihrer 12 Minuten Live-Session von Okto TV.

• Wie es im Proberaum von Flirtmachine zugeht, das könnt ihr bei einem „geleakten“ Live-Video zu „Lovers“ sehen. Mit lustigen Gesangseinlagen und Teppich an der Wand.

• Erst letztes Jahr gegründet, veröffentlicht die Band Laikka mit ihrer Debütsingle „The Answer“ ein luftiges, reduziertes Elektro-Pop-Stück voller Liebe.

• Die Band Fainschmitz versteht es, poetische Texte mit jazzig angehauchten Acoustic-Pop-Songs zu verbinden. Sonst für lebensfreudige Vibes bekannt, ist die neue Single „Leinen“ jedoch ein Selbstgespräch während einer tiefgreifenden Existenzkrise, eine schonungslose Selbstanalyse mit ungewissem Ausgang.

• Neues gibt es von den Buben im Pelz. Mit „Frühlingsgespenster“ liefern sie den perfekten, rockigen Soundtrack für den Jahreszeitenwechsel. Am Freitag soll ein Video dazu kommen.

• Wer HVOB schon live gesehen hat weiß, wie sich die ganze Energie, Wucht und Brillanz anhört und anfühlt. Das können wir ab 11. März auch zuhause immer wieder hören und spüren. Denn das Duo wird ihr Konzert vom 13. April 2019 in London als Live-Album veröffentlichen. Ein stimmungsvolles und unheimlich energetisches Werk für den Dance-Floor im Wohnzimmer.

• Am 12. März erscheint das neue Album von Dzihan & Kamien. Kurz „IV“ betitelt, ist es das erste Album nach über 10 Jahren! Es ist ein abwechslungsreiches Werk geworden, das sowohl die Downtempo-Vergangenheit miteinschließt, wie auch jazzige Stücke und zeitgemäße Elektronik.

• Vergangenen Donnerstag hat Lisa Schneider im FM4 Soundpark den Rapper Slav zu Gast gehabt. Rossvanboss hat seine erste Single vorgestellt, unser Soundpark Act des Monats Wallners war im Porträt zu hören und Hannes Hagen, Veranstalter vom Szene Open Air in Lustenau hat die kommenden Öffnungsschritte und die Aussichten auf Festivals kommentiert.

• Und am Sonntag in der Soundparknacht hat uns Clemens Fantur Alben von Alexander Wirth, Rosa Rendl und Wallners präsentiert, sowie ein bisschen Live-Feeling einfließen lassen. Mit dem Konzert der 5/8erl in Ehr’n aus dem Radiokulturhaus.