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Bild JUNOS Spitzenkandidatin Sophie Wotschke

Jan Hestmann/FM4

JUNOS: Top-Unis durch Gebühren, Beihilfen und Beschränkungen

Die Jungen liberalen Studierenden (JUNOS) wollen im nächsten Semester keine Fernlehre mehr, üben scharfe Kritik an der ÖH und fordern ein neues Gebühren- und Beihilfensystem, in dem Leistung belohnt wird.

Von David Riegler
Video: Pauline Binder & Michael Troll

„Wir sind innovativ, wir sind weltoffen und wir wollen Top-Unis.“ - So beschreibt Spitzenkandidatin Sophie Wotschke ihre Fraktion, die Jungen liberalen Studierenden, kurz JUNOS. Die JUNOS sind die offizielle Studierendenorganisation der NEOS und haben bei der letzten Wahl rund 10,3 Prozent erreicht, ein leichtes Minus gegenüber der Wahl davor. Dem Slogan „Elite Unis für alle“ sind sie treu geblieben, ebenso wie einigen ihrer Forderungen. Zum Beispiel, dass es mehr Geld für die Unis geben soll, und zwar nicht nur vom Staat, sondern auch von den Studierenden selbst.

Studiengebühren und Drittmittel von Unternehmen

Die JUNOS haben als einzige Fraktion den Vorschlag nachgelagerte Studiengebühren einzuheben: „Wenn der Staat mehr Mittel bereitstellt, dann sind wir auch bereit einen Beitrag zu leisten, und zwar nachgelagert“, sagt Sophie Wotschke. In ihrem Modell kann jede Hochschule bis zu 500 Euro pro Semester verlangen, die man bezahlt, wenn man im Berufsleben steht und mindestens 1.300 Euro netto im Monat verdient. Neben dem Staat und den Studierenden soll die Uni auch durch Unternehmen finanziert werden.

Von 18. bis 20. Mai findet die ÖH Wahl 2021 statt. Studierende wählen die Bundesvertretung (acht Fraktionen treten österreichweit an), die Hochschulvertretung und die Studienvertretungen. Die Studienvertretung kann man nur vor Ort an den Hochschulen wählen, die Bundes- und Hochschulvertretung auch per Briefwahl.

Sophie Wotschke spricht sich für mehr Drittmittel von Unternehmen an den Hochschulen aus: „Da ist sehr viel Geld zu holen und das muss auch Österreich nutzen“. Die Freiheit der Wissenschaft sieht sie dadurch nicht gefährdet, solange die Zahlungen offengelegt werden. Nicht nur die Hochschulfinanzierung soll sich ändern, sondern auch das Beihilfensystem: Das Stipendiensystem müsse mit höheren Beihilfen ausgeweitet werden und es soll vor allem mehr Leistungsstipendien geben. „Leistung muss sich wieder lohnen“, heißt es dazu auf der Website der JUNOS-Studierenden.

Zugangsbeschränkungen, aber „fair“

Wenn es nach den JUNOS geht braucht es Leistung auch schon vor dem Studium - sie sprechen sich klar für Zugangsbeschränkungen an den Hochschulen aus. Dies sei fairer als das aktuelle System, denn STEOP und Knock-Out Prüfungen seien de facto Beschränkungen sagt Sophie Wotschke: „Da ist es mir lieber wenn die Unis von Anfang an mit offenen Karten spielen und sagen: Wir haben hundert Plätze, die wir wirklich durchbringen bis zum Abschluss und die vergeben wir nach einem fairen Eignungsverfahren.“

Scharfe Kritik am Krisenmanagement und an der ÖH

Am Pandemiemanagement der Hochschulen lässt Sophie Wotschke kein gutes Haar: „Es gab im Februar ein Versprechen, dass zu Ostern die Hochschulen aufmachen werden. Das ist nicht passiert. Es gibt nicht genug Mittel für Tests und gleichzeitig fehlt es auch an Perspektiven für das nächste Semester.“ Sophie Wotschke fordert, dass die Fernlehre im nächsten Semester nicht mehr eingesetzt wird und die Studierenden mit gewissen Sicherheitsmaßnahmen zurück an die Hochschulen kommen: „Ich glaube die Uni muss, so wie wir alle, lernen mit der Krise zu leben und mit der Krise zu lehren.“ Die digitalen Lehrmöglichkeiten aus der Pandemiezeit sollen jedoch beibehalten werden, um ein flexibleres und freieres Studium zu ermöglichen.

Ähnlich kritisch sieht sie die Arbeit der Bundes-ÖH während der Pandemie: „Niemand von uns hat je eine größere Krise erlebt und unsere Vertretung war unsichtbar. Sie war nicht nur unsichtbar, sie war auch mit sich selbst beschäftigt.“ Im Herbst letzten Jahres ist die linke Koalition zwischen VSSTÖ, GRAS und FLÖ geplatzt und auch der darauffolgende Vorschlag, eine Minderheitenkoalition zwischen JUNOS und AG zu bilden, ist gescheitert. Vor allem mit Kritik an der Fraktion GRAS haben die JUNOS für Aufsehen gesorgt: Sie werfen der GRAS extremistische Ideologie vor, weil in deren Satzung CIS-Männer benachteiligt würden.

Die JUNOS als „Kraft der Mitte“ in der ÖH

Durch die geplatzte Koalition sehen sich die JUNOS in ihrer Forderung bestärkt die ÖH-Pflichtmitgliedschaft abzuschaffen. Laut Sophie Wotschke soll man nur im ersten Semester automatisch ÖH-Mitglied sein und danach die Möglichkeit haben auszusteigen: „Wenn sich die ÖH den ganzen Sommer nur streitet und nichts für uns Studierende macht, dann kann ich sagen: Das gefällt mir nicht, ich fühle mich nicht vertreten, ich trete aus.“

Bisher hatten die JUNOS mit all diesen Forderungen keine Mehrheiten in der Bundes-ÖH und haben die letzten Jahre in der Opposition verbracht. Sophie Wotschke beschreibt ihre Fraktion als „Kraft der Mitte“ und sieht Überschneidungen mit allen. Ob die JUNOS eine Koalition eingehen würden hänge vor allem vom Koalitionsvertrag ab, doch es gebe auch Fraktionen mit denen keine Koalition möglich sei: „Die Ränder, also die radikalen Kräfte, mit denen würden wir nicht koalieren. Die Kommunisten und den RFS schließen wir aus.“

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