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Kojaque

Christoph Sepin/radio FM4

Song zum sonntag

Der Song zum Sonntag: Kojaque - „Town’s Dead“

„Town’s Dead“ wird das neue Album des irischen Rappers und Filmemachers Kojaque heißen, das am 25. Juni erscheint. „Town’s Dead“ heißt auch ein gerade veröffentlichter Track davon, in dem Kojaque mit der Gentrifizierung des Lebensraums in Dublin abrechnet.

Von Christoph Sepin

Schon vor zwei Jahren hat Kojaque im Interview mit FM4 seine Perspektive auf das heutige Irland geteilt, besonders auf Dublin und wie sich das Leben dort für junge Menschen anfühlt: Irland kann extrem frustrierend sein, erzählte Kevin Smith, wie der Rapper und Filmemacher aus dem Dubliner Suburb Cabra bürgerlich heißt damals - besonders wenn man ein Twentysomething in einem Scheißjob ist: „It can feel hopeless, it can feel powerless“.

Auch wenn es der Wirtschaft in Irland gut gehe, zeigt sich das nicht im täglichen Leben der Menschen dort: „Man kann nichts planen, wenn man sich immer Sorgen darum machen muss, woher das Geld kommen soll“, sagt Kojaque darüber. „So vielen talentierten Menschen dabei zuzusehen, wie sie auswandern müssen oder ihre Träume aufgeben müssen, das ist auch frustrierend. Die Wohnkosten sind verrückt, ich glaub’ es gibt sehr viele unglückliche Menschen in Irland“.

Diese Frustration, der Ärger, die Hoffnungslosigkeit und der Wunsch nach positiver Veränderung - oder prinzipiell nach einer Welt, in der Menschen ihren eigenen Träumen folgen können, das kommt jetzt alles zwei Jahre später auf Kojaques Platte „Town’s Dead“ zusammen. Das erste Full-Length-Album des Rappers erscheint am 25. Juni und folgt seinen zwei ausgezeichneten EPs „Green Diesel“ und „Deli Daydreams“ (dazu zwei Hörtipps: das sich unfassbar aufbauende, wütende „White Noise“ und das wunderbar hoffnungsvoll-verträumte „Eviction Notice“.

Dass Kojaque und seine Partie Soft Boy Records weiterhin zu den wichtigsten Stimmen der irischen Musikwelt gehören, beweißt auch schon der Titeltrack zur neuen Platte. „Town’s Dead“ ist ein Song, in dem Kojaque dort weitermacht, wo er angefangen hat: Seinen Unmut darüber rauszulassen, wie es sich anfühlt in Dublin zu leben, wie die Stadt sich verändert, was die täglichen Struggles sind. „I just got my head kicked in trying to buy a bit of smoke“, so beginnt dieser Hochenergie-Track, während Gitarren, Drums und jede Menge Synthesizersounds die Stimmung vorgeben. „Drank 6 tins, just to get the head straight“.

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Da geht’s einmal um das raue Aufwachsen in Dublin, dann geht’s auf einmal um den Status Quo, um Gentrifizierung und um unleistbaren Wohnraum: „You could be the big shot, round campus, help gentrify the flats to the Hamptons“, heißt es da einmal. „You could try the house share, try rentin, bit of money for the landlord’s pension“ dann wieder ein andermal. „Made a bit of money, not enough to live from it“.

Das sind so viele schwergewichtige, bedeutungsvolle Zeilen in so kurzer Zeit, dass man zuerst gar nicht einmal realisiert was Kojaque für große Geschichten erzählt. Besser zurückspulen und dann nochmal einsteigen. „Town’s not dead, it’s just dormant“, das ist die zentrale Zeile des Songs, die wiederholt wird, die ein Hauptmotte des Albums ist, die aktuell auf Plakaten in ganz Irland zu lesen steht.

Diese Stadt ist nicht tot, sie ruht nur. Das kann gleich mehrfach gedeutet werden, das kann eine Anspielung auf die Verschlafenheit sein, die von der Gentrifizierung mit sich gebracht worden ist - oder aber die Idee, dass Dinge wieder aufblühen: Noch ist hier nix weg, die Jugend- und Subkultur, der Spirit, den Kojaque schon jetzt in sich trägt, wird schon wiederkommen. Songs wie „Town’s Dead“ sind dazu wie der laute Weckruf, der die Stadt aus dem Schlummer rausholt.

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