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Medium Build

Tyler Krippaehne

song zum sonntag

Song zum Sonntag: Medium Build „Stick Around“

Dank Queen Bee ist Country momentan das Genre der Stunde und wird uns wohl noch ein bisschen länger begleiten. Zum Beispiel, wenn man auf die aktuellen Releases dieser Woche schaut: Da hat der queere Singer-Songwriter Medium Build gleich sein ganzes Album nach dem Gerne benannt.

von Michaela Pichler

Viele Songs sind auf den Autobahnen dieser Welt geschrieben worden, zwischen Konzertstopps und Tankstellen-Pausen, hineingekrizelt in ein schon fast volles Notizbuch. Einer von ihnen heißt „Stick Around“ und stammt von dem US-amerikanischen Solokünstler Medium Build. Schon in der ersten Zeile kommen da die vielen Autos vor, Vehikel, mit denen man im besten Fall ziemlich schnell ausbrechen kann aus dem eigenen Alltagstrott. Einsteigen und losfahren. Aber manchmal reicht das eben nicht, immerhin fährt das Chaos im Kopf trotzdem mit.

I’ve been going ‚round the clock like a box fan
but nobody knows my name
Baby, I’m tired so tired, I’m so tired

Nick Carpenter ist also müde. Der Musiker hinter dem Projekt Medium Build hat ein aufregendes, vor allem aber anstrengendes Jahr hinter sich. Er ist sehr viel getourt, hat Artists wie Holly Humberstone, Finneas und Lewis Capaldi als Supportact begleitet und war selten zu Hause in Anchorage, der größten Stadt Alaskas. Er vermisst seine Hunde und vielleicht sogar diese eine Person, die zur richtigen Zeit am richtigen Ort war. „When you showed I was building myself a coffin tryna go to sleep / Hanging every night at the same damn place“.

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  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist:innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Eine abgeranzte Bar, die schon einmal bessere Tage gesehen hat, mit Gestalten, die mehr darin wohnen als dort leben: So ähnlich kann man sich die Szenerie in „Stick Around“ vorstellen. Und dort, an diesem anonymen Ort, wo die Drinks günstig und zahlreich sind, gibt es für den Ich-Erzähler inmitten der Tristesse mindestens einen Grund zu bleiben.

Oh, I gotta thank you / For giving me a thousand reasons to stick around / Stick around

Es geht hier gar nicht um die großen zwischenmenschlichen Begegnungen im Leben, die über Jahre eine stabile Konstante bilden. Manchmal reichen auch die kleinen Spontantreffen, wie Medium Build über „Stick Around“ meint: „Sometimes it’s someone you may not even be with anymore, but for a brief moment your life intersected and their little life changed your DNA and convinced you to keep going for a while.“

“Stick Around” ist die letzte Nummer auf dem neuen Album von Medium Build, mit dem trendenden Titel „Country“: Darauf gibt es Songs übers Weinen, genauso wie Folk-Balladen, die vom Entdecken der eigenen queeren Identität erzählen. Es sind Lieder, die vom ersten und hundertsten Mal Verliebtsein handeln und sich sehr oft um Einsamkeit drehen. Unter dem Musikvideo von „Stick Around“ auf YouTube hat ein Fan geposted, die Songs am Album seien zwölf weitere Gründe hier zu bleiben - „to stick around“ eben.

Nick Carpenter ist mittlerweile seit acht Jahren als Medium Build unterwegs. „Country“ ist sein Major-Debüt und am 5. April 2024 via Slowplay/Island Records erschienen.

Warum Medium Build die Platte „Country“ getauft hat? Weil laut ihm jeder seiner Songs zur Drei-Akkord-Country-Nummer wird, spielt man sie nur langsam genug ab. Aufgenommen wurde das Album passenderweise in Nashville, im Countrymusik-Industrie-Viertel Music Row. Das ist genau 66 Autostunden von Medium Builds Wahlheimat in Alaska entfernt und eine gute Strecke für’s Songschreiben auf dem Beifahrersitz.

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