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Eine Gruppe von Klimaaktivistinnen und Aktivisten sitzt vor einem Transparent mit der Aufschrift: "Lobau bleibt - ihr nicht"

APA/TIMON SCHIESSER

Klimaaktivist*innen vs. Bagger: Blockade von Straßenbau in Wien

Mit Gesang, Rufen und zivilem Ungehorsam haben Aktivist*innen am Montag die Baustelle für die Stadtstraße in Hirschstetten blockiert. Die Stadtstraße wurde als Zubringer für die Lobauautobahn geplant – ein umstrittenes Projekt, das momentan auf Eis liegt.

Von Livia Praun

Zwischen 50 und 100 Personen sollen an der Blockade teilgenommen haben, die am Montag schon um 6 Uhr in der Früh begonnen hat. Die Teilnehmer*innen haben dabei drei verschiedene Eingänge zur Baustelle an der Hirschstettner Straße im 22. Wiener Bezirk blockiert. Dabei wurde unter anderem einen Bagger daran gehindert, auf das Baustellengelände zu kommen. Dieser Bagger wurde auch anschließend besetzt und mit einem Banner behängt. Die Polizei rückte schon bald nach Beginn der Aktion an – sie beendete ihren Einsatz vorerst aber am Vormittag. Hinter der Aktion steht ein breites Klimabündnis, das sich aus Jugendrat, System Change, not Climate Change!, Fridays for Future und Extinction Rebellion zusammensetzt.

Eine Gruppe von Klimaaktivistinnen und Aktivisten blockieren einen Bagger

APA/GEORG HOCHMUTH

Die Mehrheit der Teilnehmer*innen waren junge Menschen, darunter auch einige Schüler*innen. Manche waren erst „dreizehn, vierzehn Jahre alt, weil sie nicht weiter zuschauen können“, sagt Lena Schilling von der Jugendorganisation Jugendrat. Die Stadtstraße, die eigentlich eine „vierspurige Autobahn“ werden soll, sei genauso wie die Lobauautobahn nicht mit der Klimakrise zu vereinbaren, argumentieren die Aktivist*innen. Die Stadtstraße und die Lobauautobahn seien nicht nur teuer, sie würden für noch mehr Autoverkehr sorgen und Staus im Endeffekt gar nicht verhindern. Das könne man einer Analyse von den „Scientists for Future“ entnehmen.

Neben den jungen Aktivist*innen sind auch Hirschstettner an der Blockade beteiligt gewesen. So wie Alfred, ein Anrainer, der sich seit einigen Jahren engagiert. „Der Lobautunnel wird nicht für die Wiener und Wienerinnen gebaut. Der ist Teil eines internationalen Straßenkonzepts. Der ist für den Schwerverkehr da, nicht für uns“, erzählt er. Der Gegend fehle es nicht an Straßen, sondern an öffentlichen Verkehrsmitteln und Rad- und Fußinfrastruktur. In der Donaustadt gebe es viele Gewerbeparks und Geschäfte, die ohne Auto kaum zu erreichen sind.

Lucia Steinwender von System Change, not Climate Change sieht hier ebenso Handlungsbedarf: „Es braucht eine andere Stadt- und Raumplanung, die Menschen nicht dazu zwingt, lange Distanzen für Arbeit und Freizeit zurückzulegen.“ Es brauche genügend Freizeit- und Einkaufsangebote im direkten Umfeld, sodass man im Alltag auch ohne Auto gut auskomme.

Eine Gruppe von Klimaaktivistinnen und Aktivisten mit zwei Transparenten: "Zerstörte Au löst keinen Stau" und "Mobilitätswende hier und jetzt"

APA/GEORG HOCHMUTH

Einige der Anwesenden sind auch beim Lobau-Protestcamp in Hirschstetten dabei, das von demselben Bündnis veranstaltet wird wie die Blockade der Baustelle. Errichtet wurde das Protestcamp letzten Freitag, am 27. August, dauern soll es mindestens eine Woche. Mit Workshops, Vernetzung und Aktionen wollen die Teilnehmer*innen „ein Zeichen gegen die klimazerstörende Politik der Stadtregierung setzen“, wie es in einer Aussendung hieß. Ein Training zum Beispiel sollte die Aktivist*innen auf die Blockade vorbereiten. „Da haben wir zum Beispiel darüber geredet, wie man sich wegtragen lässt“, erzählt ein Aktivist. „Da gibt es das Packerl, da greift man sich unter die Beine, dann kann man leicht weggetragen werden“, erklärt er. Zudem solle man keinen Ausweis und auch kein Handy mitnehmen, so könne die Identität nicht gleich festgestellt werden. Der Aktivist hatte außerdem Dreck mit Superkleber auf die Hände geklebt, damit keine Fingerabdrücke genommen werden können. Die Blockade der Baustelle in Hirschstetten soll einstweilen fortgesetzt werden.

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