FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Bunte Glasfaserkabel vor ländlicher Idylle

Volker Dobringer

Erich Moechel

Nachfrageschub für Glasfaser durch die Pandemie

In Oberösterreich heizen Lockdown und Homeoffice die Nachfrage beim Glasfaserausbau der nur mit Schmalband-Internet versorgten Landgemeinden an. Sogar in Weilern mit drei Dutzend Einwohnern wie Oberfucking ist mittlerweile Gigabit-Internet zu haben.

Von Erich Moechel

Vier Jahre nach Beginn des Glasfaserausbaus in Oberösterreich geht nun ein Ausbaugebiet nach dem anderen in Betrieb. Die Nachfrage steige weiter, die Pandemie und die Arbeit im Homeoffice hätten eine regelrechten Schub ausgelöst, sagte Martin Wachutka, Geschäftsführer der Fiber Services OÖ, zu ORF.at.

Die landeseigene Gesellschaft hat mittlerweile 1.200 Kilometer Glasfaser verlegt, die Netze selbst werden von vier sehr unterschiedlichen Unternehmen betrieben. Immer mehr regionale Firmen steigen als Interprovider ein, pro Ausbaugebiet stehen inzwischen fünf bis acht solche Serviceanbieter untereinander im Wettbewerb.

Breitbandatlas Oberfucking

Breitbandatlas Oberfucking

Im oberösterreichischen Breitbandatlas häufen sich inzwischen die dunklen Flecken, die mit einem Gigabit symmetrisch versorgt sind. Dieser Screenshot mit den Koordinaten 48.380079 lat, 13.474603 long zeigt die Gegend südlich von Schärding am Inn. Aus naheliegenden Gründen musste in dieser von Streusiedlungen geprägten Gegend die landeseigene Fiber Service mit dem Ausbau einspringen. Im bereits „beleuchteten“ Oberfucking können die 33 Einwohner aus Angeboten bis zu einem Gigabit symmetrisch wählen. Die Unterfuckinger müssen sich derweil noch mit Schmalspur-xDSL mit 22 Megabit/s Download und einem Megabit/s Upload dahinfretten.

Bereits 2019 hatte sich ein erster Boom in Oberösterreich abgezeichnet, und zwar im Tiefbaubereich durch neue Verlegemethoden für Glasfaser.

„Kritische Masse ist erreicht“

„Die Nachfrage war schon vorher gut, aber dann kam ein regelrechter Schub. Wir sehen das als massiven Nebeneffekt dieser üblen Pandemie, in der die Leute hier von zu Hause aus arbeiten mussten und Videokonferenzen an der Tagesordnung waren. Das hat das Bewusstsein vieler dafür geschärft, wie wichtig eine eigene stabile und bandbreitenstarke Infrastruktur sein kann“, sagte Wachutka zu ORF.at.

Bei den armseligen Bandbreiten, die in vielen der ruralen Gebiete Oberösterreichs bis jetzt zur Verfügung stünden, sei klar, dass die Anschlussbereitschaft auf dem Lande generell viel höher sei als in besser versorgten Gegenden.

„Wie es aussieht, ist die Anlaufphase abgeschlossen, und wir haben mittlerweile eine kritische Masse erreicht. Man merkt ganz deutlich, dass die Mundpropaganda bereits zu wirken beginnt, nun treten laufend Bürgermeister an uns heran“, so Wachutka weiter.

Im Mai wurde in den kleinen Gemeinden Mühlheim, Kirchdorf, St. Georgen, Mörschwang und Weilbach der Ausbau offiziell begonnen. Die Bürgermeister dieser jeweils weniger als 700 Einwohner zählenden Orte hatten sich zu einem Verbund zusammengeschlossen und einen Antrag zum Ausbau eingereicht. Mit fast drei Viertel aller Haushalte, die Anschlüsse beantragten, wurde das notwendige Quorum von 40 Prozent weit übertroffen.

Landconnect.at Firmen

Landconnect.at

Das sind die Internetprovider, unter denen man im Netz der in OÖ und NÖ aktiven Landconnect wählen kann. Die Angebote reichen von einfachen Internetzugängen bis hin zu Gesamtpaketen mit Websites, Maildressen, TV-Sendern, bei manchen sind sogar Mobiltelefonverträge inkludiert. Der günstigste Anbieter offeriert derzeit 250 Mbit/sec symmetrisch mit unlimitiertem Datenverkehr um 36 Euro pro Monat. Hinter dem Anbieter Landconnect steht eine internationale Firma, die aus dem europäischen Mutterland des dreistufigen Open-Access-Betreibermodells kommt - mehr über die schwedische VX Fiber weiter unten.]

Zuletzt hat auch das Burgenland mit gefördertem Ausbau begonnen, allerdings unter kuriosen Umständen, die auf eine verhängnisvolle politische Entscheidung von 2009 zurückgehen.

Die vier Lichtwellenleiter

Das Glasfasernetz in St. Marienkіrchen bei Schärding, zu dem auch Oberfucking gehört, wird von der oberösterreichischen Energie AG betrieben, die einen Gutteil der bisherigen Ausschreibungen in Oberösterreich gewonnen hat. Das gerade von der Fiber Service Oberösterreich ausgebaute Segment ging an die Infotech, einen Rechenzentrumsbetreiber aus Ried im Innkreis, also ebenso an ein bodenständiges Unternehmen aus Oberösterreich. Der dritte Glasfasernetzbetreiber FiberEins ist in 1050 Wien niedergelassen, laut Website hat das Unternehmen auch eine holländische Beteiligung. FiberEins ist bereits in Niederösterreich stark vertreten.

Ebenfalls auch in Niederösterreich aktiv ist Betreiber Nummer vier, die Landconnect. Das Unternehmen dahinter ist die schwedische VX Fiber, die von allen in Oberösterreich Beteiligten über die weitaus längste Erfahrung im Betrieb von Glasfasernetzen verfügt. Die Firma ist seit 20 Jahren als Glasfasernetzbetreiber im Geschäft, begonnen hat alles im Mutterland der Open-Access-Netze, nämlich in Schweden. Nachdem „Zitius“, ein schwedisches OpenAccess-Netz, in dem über die Provider 700.000 Kunden versorgt werden, 2013 aufgekauft worden war, entschloss sich der Glasfasernetzbetreiber VX-Fiber international zu expandieren und mit dem erworbenen Know-how und einer über lange Jahre selbst entwickelten Software zur Verwaltung und Regelung von Glasfasernetzen nun selbst weltweit eigene solche Netze zu betreiben.

Kabeltrommel

kaindlstorfer-photographie.at

Das kleine Haibach ob der Donau (1.300 Einwohner) avancierte schon im Jahr 2019 zur Glasfaser-Vorzeigegemeinde in OÖ. Der örtliche Photograph Johannes Kaindlstorfer hat den Ausbau in der betreffenden Facebook-Gruppe dokumentiert. Im Ortszentrum von Haibach hat die oberösterreichische Energie AG ausgebaut, die Peripherie erschloss die landeseigene Fiber Service Oberösterreich.

Der nächste Wachstumsschub

„Außer in Australien und Nordamerika sind wir bereits auf allen Kontinenten vertreten“, sagte Wolfgang Klöckl, bei VX Fiber zuständig für Business Development. Die größten Netze, in denen über 60 Internetprovider mit etwa 200.000 Kunden aktiv sind, betreibt man in Südafrika. In Großbritannien wird mit Stoke-on-Trent eine Stadt in der Größe von Graz versorgt, dazu ist die Firma in so unterschiedlichen Staaten wie Malaysia und Costa Rica vertreten. Im EU-Raum sind es Städte und Regionen in Belgien, Deutschland und Italien.

„Aus der Nachdotierung für die Glasfasermilliarde 2021 konnten wir gerade 155 Millionen für Oberösterreich ergattern. Das ist schon eine stolze Summe und sie wird einen weiteren Wachstumsschub für Oberösterreich bringen, denn damit können wir jetzt in die Fläche gehen“, sagte Martin Wachutka hörbar zufrieden abschließend zu ORF.at. Wie zudem in Erfahrung gebracht werden konnte, wurde vom Landwirtschaftsministerium bereits die sogenannte „Notification“ für die Breitbandförderung 2022 bei den Wettbewerbshütern der EU in Brüssel eingereicht.

Es gibt wieder einen RSS-Feed für diesen Blog, einfach so gebaut von einem Leser, der keinen Artikel verpassen will. Sachdienliche Informationen, Metakritiken et al. sind über dieses Formular verschlüsselt und anonym beim Autor einzuwerfen. Wer eine Antwort will, gebe tunlichst eine Kontaktmöglichkeit an.

Aktuell: