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Prüfungsangst - Ursachen und Tipps

Prüfungsangst ist weit verbreitet. Wir haben mit zwei Expert*innen über Ursachen und Tipps gesprochen.

Von Barbara Köppel

Das Herz klopft, die Hände sind feucht und aus Nervosität geht man lieber doch noch einmal auf die Toilette. So geht es vielen von uns in Prüfungssituationen - ganz gleich, ob es um eine Schularbeit, den Aufnahmetest fürs Studium oder den Führerschein geht. Laut dem Mental-Health-Barometer von Studo hat ein Drittel der Studierenden in Österreich und Deutschland Prüfungsangst. Durch den steigenden Leistungsdruck in Schulen wird das Problem auch dort immer größer.

Ein gewisses Maß an Aufregung ist allerdings normal und kann sogar helfen, die Leistung zu steigern. Zum Problem wird Prüfungsangst dann, wenn sie eine*n schon im Vorfeld stark belastet: Bei gravierenden Konzentrations-, Ess- oder Schlafstörungen, sowie Blackouts oder häufigem Aufschieben von Prüfungen, sollte man sich professionelle Hilfe holen.

Hinter Prüfungsangst steckt oft mehr

„Ich schaffe das nicht und werde ohnehin versagen“, ist ein typischer Gedanke von Betroffenen, sagt Psychologin Elke Prochaszka und erklärt, dass Prüfungsangst zu den sozialen Bewertungsängsten zähle.

Die Ursachen sind vielfältig: Von Autoritätskonflikten, über Vergleichsdruck aus dem sozialen Umfeld und überhöhte Selbstansprüche bis zu Traumata aus der Familiengeschichte. Besonders anfällig für Prüfungsangst seien Menschen, die ihren Selbstwert hauptsächlich über ihre Leistung definieren, so die Expertin. Das Resultat sind Angstzustände, psychosomatische Beschwerden und Vermeidungsverhalten. Ich fühle mich schlecht, also trete ich erst gar nicht zur Prüfung an.

„Prüfungen bereiten auf ein gesellschaftliches Leben vor. Es wird nie nur der Inhalt geprüft, sondern immer auch wie jemand mit solchen Stresssituationen umgeht“, sagt auch Franz Oberlehner, Leiter der psychologischen Studierendenberatung in Wien. Gerade bei großen Prüfungen gehe es oft weniger um eine profunde Wissenskontrolle als um eine Art Initiationsritus. Die Matura als Beweis der Reife. Der aufgeschobene Studienabschluss, weil man nicht weiß, was danach kommen soll oder weil die letzten Hürden allzu groß erscheinen.

Jugendlicher stützt sich auf einen Stapel Bücher

Oladimeji Ajegbile / Pexels

Das sei heute vor allem auf der Technischen Universität und im Juridicum ein Thema, wo es nach wie vor große mündliche Prüfungen gegen Ende des Studiums gäbe, so Oberlehner. In der Medizin habe sich das verlagert, weil die große Auslese schon im Vorfeld bei den Aufnahmeprüfungen stattfände. Beide Lösungen hält der Psychologe und Psychotherapeut für nicht ideal. „Generell sollte auf den Unis eine Willkommenskultur herrschen, aber in der Realität sagen viele Vortragende oft: Seht euch um, nächstes Semester sitzt nur mehr die Hälfte von euch da.“

Tipps gegen Prüfungsangst

Was also tun gegen Prüfungsangst? Das Um und Auf ist eine gute Vorbereitung - und zwar inhaltlich wie mental.

FM4 Auf Laut

Hast du Prüfungsangst? Wie gehst du damit um? Und welche Verantwortung tragen die prüfenden Institutionen? Psychologin Elke Prochazka berät live zum Thema.

Heute Abend, 14. Juni, ab 21 Uhr in FM4 Auf Laut.

Hinterlasse uns eine Sprachnachricht: 0664 828 44 44

Oder ruf an unter: 0800 226 996.

Dr. Oberlehner hat einige Tipps: „Das beginnt bei Lernstrategien, die helfen, sich den Stoff richtig einzuteilen.“ Wichtig sei natürlich rechtzeitig anzufangen und auch genügend Freizeit einzuplanen. Man sollte wissen, wie und was konkret geprüft wird. Gibt es Beispielfragen, die man durcharbeiten kann? Eventuell kann man sogar bei der Prüfung von Kolleg*innen zusehen, oder die Prüfungssituation simulieren: Wo werde ich sitzen oder stehen? Wer aller hört mir zu? Wer das Setting kennt, ist meist weniger nervös, sind sich die Expert*innen einig.

Kommt es in der Prüfungssituation trotzdem zu einer Denkblockade: Ehrlich sein, die eigene Aufregung ansprechen und eventuell um eine andere Frage oder Aufschub bitten, ergänzt Elke Prochazka. Um das vegetative Nervensystem zu beruhigen und körperliche Überreaktionen zu mildern, helfen Entspannungstechniken und Atemübungen, am besten routinemäßig.

Damit all diese Tipps nicht ins Leere gehen, müssen Betroffene es schaffen, ihr Mind Set zu verändern, Versagensängste quasi in positive Mantras übersetzen. Statt sich gedanklich vorzusagen „Ich kann das nicht“, es vielleicht mit „Ich will das probieren“ versuchen, rät die Psychologin. Wenn solche Sätze individuell glaubhaft formuliert sind, und man sich auch realistisch vor Augen führe, welche Folgen es hätte, bei einer Prüfung zu scheitern - in den meisten Fällen würden die nämlich stark überschätzt - dann sei schon viel gewonnen.

Es sei auch nicht unbedingt das Ziel, die Prüfungsangst komplett abzulegen, sagt Elke Prochazka abschließend: „Es geht eher darum, der Angst zu begegnen. Zu sagen, jetzt bist du da, ich kenne dich, aber ich kann mit dir umgehen. Ich spüre dich und habe Herzklopfen, aber ich habe einige Techniken an der Hand, um dich in den Griff zu bekommen.“

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