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Klettern im Klettersteig

Simon Welebil / Radio FM4

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Die ersten Schritte im Klettersteig

Klettersteige bieten auch für Anfänger*innen Erlebnisse in spektakulären Felswänden. Der Einstieg ist leichter als gedacht.

Von Simon Welebil

Schwindelfrei, sportlich und etwas trittsicher sollte man sein, um sich in einen Klettersteig zu wagen, sagt Bergführer Matthias Bader aus Innsbruck. „Das Lässige am Klettersteiggehen ist, dass ich als Wanderer in einen Bereich komme, wo ich sonst nur als Sportkletterer hinkomme und ich hänge mitten in der Wand“, so beschreibt er die Faszination vom Klettersteiggehen.

Dass man auch ohne spezielle Kletterkenntnisse in eine ausgesetzte Felswand kommt, hat man einem massiven Drahtseil zu verdanken, das an Eisenstiften durch die Wand verläuft. Via Ferrata ist die italienische Bezeichnung für einen Klettersteig, die sich auch international durchgesetzt hat: der Eisenweg.

Klettern im Klettersteig

Simon Welebil / Radio FM4

Bergführer Matthias Bader

Gesichert am Steilseil unterwegs

Wie man so einen Eisenweg angeht, zeigt Matthias Bader etwa beim Klettersteig Testival auf der Nordkette hoch über Innsbruck. Bei dem kostenlosen Festival gibt er kurze Einführungsworkshops ins Klettersteiggehen. Die komplette Ausrüstung, die man dafür braucht, gibt es dort auch zum Ausleihen: feste Schuhe, einen Helm, einen Klettergurt und das sogenannte Klettersteigset, das aus zwei Karabinern mit Schlinge und einem Bandfalldämpfer besteht und den Klettergurt mit dem Drahtseil des Klettersteigs verbindet.

Die Grundtechnik ist schnell erlernt. Man hängt sich mit beiden Karabinern in das Stahlseil ein und schiebt mit der Hand das Klettersteigset mit, während man weiterklettert. Bei den Stahlstiften, die das Drahtseil im Fels verankern, heißt es umhängen, einen Karabiner nach dem anderen, damit man stets gesichert bleibt.

Klettern im Klettersteig

Simon Welebil / Radio FM4

Korrektes Umhängen des Klettersteigsets

Stürze unbedingt vermeiden

Im Gegensatz zum Sportklettern oder zum alpinen Klettern darf man im Klettersteig das Eisen in der Wand, also Stahlseil und Eisenstifte, mit den Händen greifen und als Tritte verwenden, was das Klettern viel einfacher macht. Die ersten Versuche startet man am besten in einem talnahen Klettersteig oder einem sogenannten Übungsklettersteig, der meist bodennah verläuft und in dem man auch die verschiedenen Schwierigkeitsgrade ausprobieren kann, empfiehlt der Bergführer. Zu Beginn soll man einfache Schwierigkeitsgrade wählen, also A oder B, um von der Ausgesetztheit, der Höhe, dem Klettern und Umhängen der Sicherungen nicht überfordert zu sein.

Es macht viel mehr Spaß, wenn ich nicht am Limit gefordert bin. (Matthias Bader)

Die meisten Klettersteige in Österreich haben C- und D-Stellen drinnen, sagt Matthias Bader, die von der Definition her bereits schwierig und sehr schwierig sind und auch sehr kraftraubend sein können. Obwohl der Einstieg ins Klettersteiggehen recht leicht ist, ist es nicht ohne Gefahren. Im Gegensatz zum Sportklettern, wo ein Sturz ins Seil dazugehört, gilt es im Klettersteig, einen Sturz absolut zu vermeiden. „Das Klettersteigset ist nur eine Absturzsicherung, wie der Airbag im Auto.“ Bei einem Sturz reißt der Bandfalldämpfer des Klettersteigsets auf und absorbiert etwas von der Sturzenergie. Mit schweren Verletzungen ist aber im Fall eines gröberen Sturzes zu rechnen. Das Klettersteigset ist danach jedenfalls kaputt und muss ersetzt werden.

Klettern im Klettersteig

Simon Welebil / Radio FM4

Schlechte Tourenplanung als Problem

Verletzungen im Klettersteig seien dennoch relativ selten, wenn man sie in Relation zu den tausenden Begehungen setze, die in einer Saison stattfinden, meint Samuel Lesky von der Einsatzmannschaft der Bergrettung Innsbruck, die beim Klettersteig-Testival Erste-Hilfe-Workshops anbietet. Zwar hätten auch bei ihnen die Einsätze am Klettersteig in den letzten Jahren zugenommen, aber nicht wegen Verletzungen, sondern wegen Überschätzung der eigenen Fähigkeiten: „Sie nehmen sich etwa den Innsbrucker Klettersteig vor und steigen um 14 Uhr ein, obwohl sie wissen, dass es um 18 Uhr dunkel wird. Das ist aber eine lange Unternehmung und deshalb ist einfach die Tourenplanung das A und O.“

Eine gute Tourenplanung bezieht das Wetter mit ein, die Länge und die Schwierigkeit einer Tour. Sich selbst und seine Fähigkeiten richtig einschätzen zu können, ist beim Klettersteiggehen noch wichtiger als woanders, betont Bergführer Matthias Bader. „Das Problem ist, wenn man einmal eingestiegen ist, kann man nicht wegspazieren, sondern hängt in der Wand. Erschöpfung und Steckenbleiben ist sicher ein Riesenproblem.“

Klettern im Klettersteig

Simon Welebil / Radio FM4

Der Innsbrucker Klettersteig führt über mehrere Gipfel der Nordkette.

Wer diesbezüglich unsicher ist, dem empfiehlt Matthias Bader einen Klettersteigkurs zu besuchen, in einer Alpinschule, bei den alpinen Vereinen oder sich von Bergführer*innen begleiten zu lassen. So lerne man auch, ökonomisch zu klettern und seine Kräfte effektiv einzusetzen. Klettersteiggehen sollte man auf jeden Fall einmal ausprobieren.

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