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Der Song zum Sonntag: Sparks - Nothing Is As Good As They Say It Is

Einmal wieder so richtig jung sein, aber anders: Sparks’ aktuelle Single „Nothing Is As Good As They Say It Is“ ist unser Song zum Sonntag.

Von Lisa Schneider

Legendenstatus zu besitzen muss eine Spitzensache sein, man darf gleichermaßen tolle wie bescheuerte Dinge tun, sagen oder verlangen, beides wird einem in irgendeiner Art als „Kunst“ ausgelegt werden. So sind wir gepolt, und Stars bleiben Stars.

Ron und Russell Mael aka Sparks in Zahlen: die Brüder sind gemeinsam 151 Jahre alt, machen seit Anfang der 1970er und ausgehend von Los Angeles Musik und haben kürzlich mindestens drei Hollywood-Darlings (Cate Blanchett, Adam Driver, Marion Cotillard) für sich singen oder tanzen lassen. Vor kurzem ist ihr neues, 26. Album „The Girl Is Crying In Her Latte“ rausgekommen, es ist ihr erster Release bei Islands Records seit 47 Jahren. Darauf gibt’s 14 Lieder zu hören, eins davon trägt den wunderbaren Titel „Nothing Is As Good As They Say It Is“.

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Worüber Lieder schreiben, wenn man die Themen der Popwelt (des Lebens!) von vorne- bis hinten abgegrast hat? Richtig, man grast wieder von vorne. Die aktuelle Albumsingle von Sparks ist aus der Perspektive eines 22 Stunden alten Babies geschrieben, dem das da draußen so alles mal gar nicht passt: „I want to go back to my former quarters“, bitte, bitte, schnell zurück, „Mama, Mama, can you accommodate?“. Mit dem Wort „bizarr“ müssen Sparks umgehen, wenn sie so ein Lied schreiben, sind die Körperlichkeiten im Pop ja sonst doch eher auf Sex beschränkt. Hier aber geht’s um alles, und das auf eine ursprüngliche und gleichzeitig Sparks-typische überdrehte Art und Weise.

Natürlich sind die Haare nicht mehr naturschwarz, aber waren nicht deine gestern gerade noch blau, und das auch nicht einfach so? Unabhängig davon, Sparks immer für ihr Alter und Durchhaltevermögen (das haben sie wahrlich bewiesen, den Kultstatus mit einigen Karriere-Low Lights bezahlt) zu loben ist es der Knack-Zack Sound, der immer noch sitzt und der mal wieder allfällige Schubladisierungen ad absurdum führt.

Das klingt dann, als ob alle gesungenen Wörter immer schön am harten „t“ hängen bleiben, ob das Wort selbst jetzt überhaupt eines mitführt oder nicht. Präzise und knallart und streng geklopft, nicht böse, immer gut, so wie die Tasten im Hintergrund und der Dali-Bart auf der Oberlippe. Das hat schon wieder sehr viel Marsch-Ähnlichkeit, man kennt’s von Sparks, für eines ihrer besten Lieder der letzten Jahre haben sie sich nicht umsonst mit einer ebenfalls musikalisch gern patroullierenden Gruppe namens Franz Ferdinand zusammengetan. Genaue Vorstellungen, bestimmtes Tempo. Und dabei immer noch nichts Erzwungenes.

„Nothing Is As Good As They Say It Is“ ist als Lebensweisheit nicht am Ende, aber wohl im letzten Drittel einer Musikkarriere ziemlich sicher wahr, fürs Leben gilt: fast immer. Schokolade, Ausgehen, Sonnenschein, zu schnell Autofahren und schon wieder Sex, alles irgendwie overrated, wenn man’s zu oft erlebt oder irgendwie sonst über die Grenzen hinweg ausgedehnt hat. Und dann? Fängt man eben wieder von vorne an, siehe oben: „That’s the way it is“.

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