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Albert Hammond Jr

Scottie Cameron

Albert Hammond Jr von den Strokes und sein 5. Solo-Album

Albert Hammond Jr ist das produktivste Mitglied der Strokes. Der Gitarrist der New Yorker Band ist gebürtiger Kalifornier und lebt nun auch wieder dort. Sein bereits fünftes Solo-Album nennt er „Melodies On Hiatus“. Es ist voller unwiderstehlichem Powerpop, und Gäste gibt es auch, etwa Matt Helders von den Arctic Monkeys.

Von Eva Umbauer

Wenn man eine Pause macht, und zwar eine längere, eine Art Auszeit nimmt, dann ist man auf Englisch „on hiatus“. Bei Albert Hammond Jr sind die Melodien „on hiatus“. Das ist insofern auch ein interessanter Albumtitel, denn die Melodien sind ganz und gar nicht auf Pause gegangen bei seinen neuen Songs. „Melodies On Hiatus“ ist das bereits fünfte Album von Albert Hammond Jr, der als Gitarrist der New Yorker Band The Strokes bekannt geworden ist.

Die Musik und das Songschreiben hat Albert Hammond Jr sozusagen schon in die Wiege gelegt bekommen, hat sein Vater, Albert Hammond, ein Brite aus Gibraltar, doch Klassiker der Popgeschichte wie „Seems It Never Rains In Southern California“, „The Air That I Breathe“ oder auch Whitney Houstons „One Moment In Time“ geschrieben. „Old Man“ von der neuen Platte von Albert Hammond Jr ist dann auch inspiriert von seinem Vater, und ingesamt geht es letztlich darum: „‚Old Man‘ is a song about the passage of time and the realizations that come with it“, so Albert Hammond Jr.

Der Ausdruck „my old man“ steht im Englischen für den Vater. Ob er seinem Vater ähnlich wird, fragt sich Albert Jr etwa - er ist selbst inzwischen Vater -, und überhaupt denkt er viel nach, auch natürlich über seine Musik und wie er mit dieser weitermachen könnte, schließlich sind inzwischen 25 Jahre vergangen seit der Gründung der Strokes. Albert war der letzte, der damals zur Band dazugestoßen war.

Bei den Strokes agierte Albert oft als Sprecher, fast wie eine Art „Außenminister“, mit seiner freundlichen und extrovertierten Art, während die anderen der Band ja immer eher introvertiert erschienen. Albert Hammond Jr ist auch der Produktivste der Strokes, nun eben schon mit mehreren Soloalben. Eines fehlt noch, dann hat er genauso viele solo gemacht wie mit jener Band, die Anfang der 00er Jahre die Musikwelt auf den Kopf gestellt hat.

„Melodies On Hiatus“ ist eine eigentlich recht gut gelaunte (Powerpop-)Platte, und zugleich auch oft melancholisch und sehnsuchtsvoll. Es ist ein klassisches Album, aber auch mit zum Teil recht zeitgemäßem Touch, was auch organisch klingt und nicht erzwungen. So ist etwa der US-Hip-Hopper GoldLink beim Track „100-99“ dabei. Albert kannte ihn vor dieser Zusammenarbeit nicht persönlich, während ihn mit einem anderen Gast auf „Melodies On Hiatus“ eine Freundschaft verbindet, nämlich mit Matt Helders von den Arctic Monkeys.

Albert Hammond Jr - Melodies on Hiatus

Albert Hammond Jr

„Melodies On Hiatus“ von Abert Hammond Jr ist bei Red Bull Records erschienen.

Matt Helders macht beim Song „Thoughtful Distress“ mit. Albert und Matt verbindet auch eine Liebe zu Hip-Hop. Albert Hammond Jr steht vor allem auf 90s-Hip-Hop, aber, so meint er im FM4-Interview via Zoom, er weiß letztlich gar nicht viel über Hip-Hop, aber irgendwann bemerkte er, dass sein Spielen auf der Gitarre oft auf eine Weise davon beeinflusst zu sein schien.

„I grew up listening to 90s hip-hop, and I would always gravitate towards the melodic hooks in the songs I heard on the radio, specifically anything Dr. Dre was producing or rapping on. Years later I noticed myself pulling from the style of those melodic lines in my guitar work, even though it wasn’t obvious to anyone else as I was so directly associated with being in a rock band. ‚100-99‘ was something I’ve wanted to do for some time—work with a rapper over a beat and guitar part I wrote—and it’s really exciting that I was able to do it with GoldLink.“

Albert Hammond Jr

Scottie Cameron

Einen weiteren Gast gibt es dann auch noch auf „Melodies On Hiatus“, nämlich die US-Musikerin Rainsford. Es handelt sich um Rainey Qualley, die Schwester von Schauspielerin Margaret Qualley, der Lana Del Rey auf ihrem neuen Album den Song „Margaret“ widmet. „Alright Tomorrow“ heißt die Piano-Ballade, bei der die Vocals von Rainsford kommen, während Albert selbst hier nicht singt.

Albert Hammond Jr komponiert eigentlich immer Songs, hat ständig Ideen dazu im Kopf, vor allem Melodien fallen ihm dauernd ein. Die Songtexte kommen zuletzt hinzu, sie sind das, womit er sich nicht immer ganz leicht tut. Deshalb hat er sich diesmal Hilfe geholt, nämlich bei der kanadischen Songschreiberin Simon Wilcox. Sie hat schon Songs geschrieben für Nessa Barrett oder Carly Rae Jepsen. Simon lebt ebenfalls in Los Angeles, dem Geburtsort von Albert Hammond Jr, an den er wieder aus New York gezogen ist und jetzt dort lebt.

Aber Albert und Simon trafen einander zwei Jahre lang nicht persönlich, obwohl beide in Los Angeles leben. Sie telefonierten während dieser Zeit immer wieder lange und Albert schickte Simon seine Songs, bei denen sie ihm dann mit den Texten half. Und so wissen wir dann auch nicht, ob es etwa im Song „False Alarm“ - einem der hübschesten am neuen Album von Albert Hammond Jr - um einen bestimmten Menschen geht oder es sich eher um einen fiktiven Charakter handelt: „I wish I could comfort you again, cos I miss you my friend.“

„Melodies On Hiatus“ umfasst achtzehn Songs und ein kurzes Interlude. Das letzte Album von Albert Hammond Jr hingegen war nur 35 Minuten lang. Seine neuen Songs sind manchmal irgendwie „weird“, sie haben etwas liebenswert Verkorkstes an sich, auch ein wenig etwas Manisches - unwiderstehlich sind alle auf „Melodies On Hiatus“.

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