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Rammstein Sänger Till Lindemann auf der Bühne

APA/dpa/Malte Krudewig

Katharina Mückstein über die geplante „Keine Bühne für Täter“-Demonstration in Wien

Anlässlich der beiden Österreich-Konzerte spricht Regisseurin Katharina Mückstein mit uns über die geplanten Proteste vor dem Wiener Ernst-Happel-Stadion.

Von Susi Ondrušová

Im Rahmen ihrer Europa Tour treten Rammstein am Mittwoch und Donnerstag im Wiener Ernst-Happel-Stadion auf. Seit dem Tour-Auftakt in Vilnius ist die Band mit schweren Vorwürfen des sexuellen Missbrauchs konfrontiert. Shelby Lynn aus Nordirland hat den Stein ins Rollen gebracht, am Tag nach dem Rammstein Konzert in Vilnius berichtet sie auf ihrem Instagram Account von Blutergüssen, einer vermeintlichen Begegnung mit dem Sänger in einem Raum unter der Bühne und erhebt auch Vorwürfe, dass sie glaube, ihr seien KO-Tropfen verabreicht worden. Die Band bestreitet alle Vorwürfe und geht juristisch mit aller Vehemenz sowohl gegen Fans als auch Medien vor.

Journalist:innen der Süddeutschen Zeitung und des NDR veröffentlichen Mitte Juli neue Ergebnisse ihrer Recherchen: Zwei Zeugen erzählen von Erlebnissen mit der Band und dem Keyboarder Christian „Flake“ Lorenz. Auch das im Jahr 2020 veröffentlichte Lindemann Gedicht „Wenn du schläfst“ wird in diesem Zusammenhang ins Spiel gebracht. Die Anwälte der Band teilen mit, „dass sich nichts von dem Geschilderten zugetragen habe“.

Diese Woche in Wien

Insgesamt 110.000 Menschen werden am Mittwoch und Donnerstag die Rammstein-Konzerte im Wiener Ernst-Happel-Stadion besuchen. Die beiden Konzerte sind seit Monaten ausverkauft, einige wenige Tickets werden über die Online-Plattform willhaben.at zum Verkauf angeboten. Gleichzeitig haben knapp 17.000 Unterstützer:innen eine Petition der Plattform #Aufstehn unterschrieben, die sich gegen die Konzerte ausspricht.

Viktoria Spielmann, Frauensprecherin der Wiener Grünen, und Meri Disoski, die stellvertretende Klubobfrau der Grünen, dazu in einer Aussendung: „Die juristische Unschuldsvermutung sollte kein Freifahrtschein sein, mutmaßlichen Gefährdern aktiv eine Bühne zu bieten“. Sie fordern eine Absage der Rammstein Konzerte bis zur Klärung der Vorwürfe.

Proteste angekündigt

Am Mittwoch 26. Juli findet ab 17:30 unter dem Titel „Keine Bühne für Täter“ eine Demo vor dem Ernst-Happel-Stadion statt. Eine Konzert-Absage schien bei einer Band, die seit Beginn der Vorwürfe ihre Unschuld beteuert und gegen die zu jetzigem Standpunkt keine strafrechtliche Verurteilung vorliegt, illusorisch. Ja, es geht um Geld, Vertragsbruch und: Wer haftet und zahlt den 110.000 Besucher:innen das Geld für die Tickets zurück?

Diskussionen rund um das Thema Machtmissbrauch und sexuelle Übergriffe gibt es auch in der heimischen Filmbranche. Die Regisseurin Katharina Mückstein hat im Juni 2022 die MeToo-Debatte in der österreichischen Filmszene losgetreten. Sie ist eine der Mit-Initiator:innen der Aufstehn-Petition und wird die Demo am Mittwoch besuchen. Im FM4 Interview erzählt die Filmemacherin: „Ich hoffe, dass wir damit Aufmerksamkeit erzeugen, weil letztlich geht es darum, dass wir einen kulturellen Wandel brauchen. Dieses Konzert, diese Band, das ist jetzt nur ein Symptom von dem, wie wir leben und wie eben die Gewalt gegen Frauen und frauisierte Personen in unserer Gesellschaft total normal ist und einfach hingenommen wird!“

Mückstein versteht, dass die Fans in einer schwierigen Lage sind, dass man es „auch nicht wahrhaben möchte, wenn man jemanden bewundert und sich plötzlich herausstellt, dass diese Person womöglich ein Gewalttäter ist“. Sie sieht eine moralische Verantwortung bei den Veranstalter:innen und auch der Stadt Wien. Denn Geld dürfe nicht wichtiger sein als die Sicherheit und Unversehrtheit von Frauen in der Gesellschaft.

Arcadia Live, die Veranstalter der beiden Wien-Shows, haben schon Ende Juni in einer Presseaussendung mitgeteilt, dass der Bereich unmittelbar vor der Bühne – die Row Zero – für Gäste nicht geöffnet sein wird und darauf hingewiesen: „Wir arbeiten ausschließlich mit geschultem Sicherheitspersonal und sind im engen Austausch mit Behörden und Sicherheitskräften, um die Sicherheit unserer Besucherinnen und Besucher auf einem sehr hohen Qualitätsstandard zu gewährleisten. Dafür werden für jede Veranstaltung zugeschnittene Sicherheitskonzepte etabliert, die inhaltlich selbstverständlich auch auf Sensibilisierung aller Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu Themen wie Awareness und Erste Hilfe abzielen."

Katharina Mückstein meint im FM4 Interview, dass Awareness Teams und Gewaltschutz Konzepte vor Ort ein „guter Anfang sind, um zu zeigen, okay wir meinen das ernst!“ Sie ergänzt jedoch: „Wir brauchen aber auch auf der Ebene von Politik und Institutionen einfach die Überzeugung, dass, wenn es Vorwürfe gibt, das Grund genug ist, um zu sagen: ‚Stopp! Die Vorwürfe müssen zuerst geklärt werden und dann kann es weitergehen.‘ Ich denke, das kann auch eine Policy von Veranstaltern und Veranstalterinnen sein, dass man einfach sagt, okay, das ist meine Party hier, das ist mein Haus, ich habe hier das Hausrecht und ich lade ein wen ich einladen möchte. Und wenn ich dann herausfinde, dass es gegen diese Person schwere Vorwürfe gibt - das würde ich bei meiner Geburtstagsparty genauso machen! -, dann würde ich sagen: Hey sorry, bis wir das geklärt haben, möchte ich nicht, dass du hierherkommst!“

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