FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Glasser

Glasser

„All Lovers“ von Glasser ist der Song zum Sonntag

Cameron Mesirow aus Boston macht Musik unter dem Namen Glasser. „All Lovers“ ist ein Lied über Liebe in Farben und Formen. Das neue Album „crux“ kommt im Oktober.

Von Christoph Sepin

In der Musik von Cameron Mesirow ist alles, was passieren wird, und alles, was passiert ist, gleichwertig. „Ich habe einfach ein paar von den Wörtern gesungen, die auf dem Blatt Papier gestanden sind“, sagt die Musikerin aus Boston über ihr „All Lovers“. Als ob das selbstverständlich wäre. Da ein Wort und da ein Stück, und dann entsteht eine Geschichte, die alles sagt, was gesagt werden muss. Dinge, die kommen, Dinge, die gehen, deshalb beginnt ihr Lied gleich mit einem Ende.

„I never thought of what the ending would be“, heißt es da zu Beginn. Ich habe nie darüber nachgedacht, was das Ende sein wird, warum auch. „Guess I’m just a bruiser that way.“ Jeder emotionale blaue Fleck ein Stück mehr Leben und ein bisschen mehr Selbsterkenntnis. „Always depending on a new day“, singt Cameron Mesirow für uns alle, die immer an morgen denken.

Als Glasser macht Mesirow seit den späten Nullerjahren Musik. Angeblich inspiriert von einer Figur, die in einem Traum über das Wasser getanzt hat. Passt sehr gut, so klingt das auch. Wie geheimnisvolle Schattenwesen und das Gerade-noch-Festhalten an Fantasiewelten, die zu seltsam sind, um je wirklich existieren zu können. Das kommt mit all dem Klingeln, Glitzern und Nebel, den das braucht. „With all the shards I hope to reassemble from my life.“

  • Alle Songs zum Sonntag auf FM4
  • Auch die geschätzten Wissenschafts- und Popjournalist*innen Thomas Kramar und Heide Rampetzreiter machen sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song ihre Gedanken.

Da schreibt man dann Texte so: „Ich habe die Form der Wörter mehr gefühlt als deren Bedeutung“, sagt Glasser. „I am articulate in speech, but I’m more of a melodic person. I think the color conveys the message better than my words ever could.“ Arge Sätze. Lieder über Liebende und Liebe sind das im Idealfall. Schwer zu greifen und mysteriös. Man kann fühlen, aber das Gefühlte schwer erfassen. Dann werden Wörter also Formen und Farben.

„All lovers beyond the curve, your love will never recognize“ ist ein Refrain, der zum Grübeln einlädt. Das kann das gebrochene Herz beschreiben, das kommen kann. Abgeklärtheit durch Erfahrung. Ende und Anfang. Oder doch das Schöne am Verliebtsein, das Eingestehen der eigenen Unfähigkeit, alles sinnvoll einzuordnen, was die Liebe zueinander bestimmt. Manchmal muss man einfach glauben, im besten Fall wissen, dass das einfach gut ist. „Now it’s just a funny story“, heißt es da mittendrin, als ob man Gefühle nach vergangener Zeit verlachen und abschütteln könnte. Da liegt wahrscheinlich viel Wahrheit drin.

Es ist kein Zufall, dass das neue Album von Glasser auf Our Little Indepent Records erscheint, dem Label, auf dem Musik von Björk zu hören ist. Andere Artists, die man zum Vergleich nehmen kann: iamamiwhoami, Aurora. Wer damit was anfangen kann, wird mit „crux“, der neuen Platte von Cameron Mesirow wahrscheinlich glücklich werden. Schwere Musik, eh klar, aber manchmal muss Liebe eben herausfordernd sein. Es muss es wert sein.

Aktuell: