Das eigenartigste Stranderlebnis meines Lebens

Als Kind bin ich einmal mit meinen Eltern an die Nordsee auf Sommerurlaub gefahren.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Von Berlin aus erreichten wir nach einem Tag ein kleines Dorf in der Nähe von Dänemark. Wir legten uns hin, ohne das ersehnte Meer zu sehen. Am nächsten Morgen schaut meine Mutter durchs Fenster und sagt, sie wisse, wo das Meer ist. Wir müssten nur den Menschen mit den Wintermänteln und Handtüchern bis zum Strand folgen.

Man erreicht den Strand, legt seinen Mantel ab und versteckt sich einem Strohkorb, der dich vor dem Wind schützen soll. Dann schaut man auf das Meer, während der erbarmungslose Wind pausenlos durch den Strandkorb, der die Stabilität einer Alpenhütte hat, pfeift. Es ist super romantisch, Menschen zu beobachten, die sich in Wintermänteln im August vor dem Wind verstecken. Das war das eigenartigste Stranderlebnis meines Lebens.

Doch die Zukunft schaut anders aus. In Südeuropa ist es so heiß, dass man Strände nur nachts besuchen kann. Man wird nicht mehr Sonnen-, sondern nur noch Mondschein tanken können. Jeden Sommer werden Griechenland, Italien und Spanien von Waldbränden vernichtet werden. Der erfrischende Nordseewind wird uns lieber als der erstickende Rauch der brennenden Bäume sein. Zeit, uns Sommerdestinationen im Norden anzuschauen. Es ist vielleicht super, Beachvolleyball an finnischen Seen zu spielen. Wir werden immer mehr die lettische Riviera füllen. Man braucht dann keinen Wintermantel mehr, ein Strickpulli wird reichen.

Das alles wäre lustig, wenn es nicht traurig wäre. Packt die Koffer und ab in den Norden, solang die die Strände dort noch nicht vom Wasser der schmelzenden Eiskappen überflutet sind.