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Viennale

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Die Viennale 2023 ist eröffnet!

Vom ungarischen Polit-Drama zum Reggateon Clubbing: Die 61. Viennale ist eröffnet. Ein Donnerstagabend im vollen Wiener Gartenbaukino und in der schwitzenden Viennale Zentrale in der Kunsthalle.

Von Alexandra Rodriguez-Breña

Donnerstagabend, mittlerweile doch schon einstellige Temperaturen und immer früher kommende Sonnenuntergänge: Es ist wieder Herbst in Wien und es ist wieder Zeit für die Viennale. Promis tummeln sich neben Cineast:innen vor dem Gartenbaukino zuhauf, Fernseh-Kameras beleuchten Gäste, die erzählen, was das Besondere an der Viennale ist. Unzählige Filme werden gezeigt, Empfehlungslisten geshared und Partynächte in der Kunsthalle durchgetanzt. Die Viennale ist und bleibt das Film-Event in Österreich.

Politisches Drama aus dem Nachbarland

Eröffnungsfilm ist dieses Jahr das ungarische Drama „Explanation for Everything“ von Gábor Reisz. Der Film spielt in Budapest, Hintergrund bieten die aktuellen politischen Verhältnisse in Ungarn. Die nicht bestandene Geschichte-Matura von Protagonisten Ábel Trem (Gáspár Adonyi-Walsh) entwickelt sich zu einer politischen Krise: Es geht um Patriotismus, die Fidesz Partei und einen linksliberalen Lehrer, der das alles nicht so einfach hinnehmen will. Filmemacher Reisz erzeugt durch Kurzsequenzen aus der Sicht der verschiedenen Akteur:innen des Films parallele Erzählstränge, die die brenzlige Ausgangssituation von verschiedenen Seiten beleuchten.

Viennale Direktorin Eva Sangiorgi sagt über den Film im FM4 Interview: „I perceived immediately that this one could be a great statement as an opening theme and also a not obvious one. It is a film that requires some attention, because it’s a film that is not just entertainment but is also very political.“ Eine Filmempfehlung für jede an Politik interessierte Person.

Szene aus MAGYARÁZAT MINDENRE / EXPLANATION FOR EVERYTHING

Viennale

Countererzählungen zum gängigen Narrativ

„Explanation for Everything“ ist der erst dritte Film des jungen Filmemachers Gábor Reisz - und es ist ein Film der komplett ohne Unterstützung des staatlichen Filmfonds gedreht wurde. Die sich zuspitzende Lage in Ungarn, sowie das Öffnen der Schere der politischen Lager, sind Themen, die auch laufend in den Reden des Abends angesprochen werden.

Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler spricht in ihrer Rede von der Wichtigkeit von „Countererzählungen zum gängigen Narrativ“ und davon, dass sie die Freiheit von Kunst in Wien verteidigen möchte. Auch Viennale Direktorin Eva Sangiorgi stellt aktuelle politische Ereignisse ins Zentrum ihrer Ansprache: „Es war schwierig, die Worte für diese Rede zu finden, die gegenwärtige Situation ist surreal und es ist unmöglich, sie nicht anzusprechen. Ich kann nur auf die vielen Privilegien hinweisen, die wir hier genießen können.“ Die minütlichen Updates aus den Kriegsgebieten im Nahen Osten und der Ukraine werfen auch am Eröffnungsabend der Viennale einen langen Schatten über die Veranstaltung.

Lilla Kizlinger und Lulia Berkes mit Festivaldirektorin Eva Sangiorgi

Viennale / Roland Ferrigato

Talk to eachother, understand eachother

Abschließend sprechen die Schauspielerin Lilla Kizlinger und Produzentin Júlia Berkes über ihren Film „Explanation for Everything“. Sie erzählen, wie sie den Film ohne staatliche Hilfe umsetzen konnten: Gedreht wurde in den Wohnungen von Freund:innen und Familie, wenn diese auf Urlaub waren. Auch deren Autos wurden für die Szenen ausgeborgt. Gefilmt wurde statt mit fancy Ausstattung mit dem alten Rollstuhl der Oma, um Equipment-Kosten zu sparen. „We went back and made a movie like we made it back in filmschool - with no money.“ Sie erzählen auch, wie „the politics“ ein Tabuthema in familiären Kontexten werden, wie über Politik und Politikerinnen nicht einmal im Familienkreis gesprochen wird.

Die Premiere des Films fand beim Venice Film Festival statt, wo der Film eine große Resonanz aufbringen konnte: „because it is such a torn and polarized world.“ Ihre Lösung? „We have to try to talk to eachother and understand eachother.“

Lilla Kizlinger und Lulia Berkes mit Festivaldirektorin Eva Sangiorgi

Viennale / Roland Ferrigato

Stimmen vor dem Kino

Nach der Kinovorstellung tummeln sich unzählige Menschen vor dem Gartenbaukino. Ein paar beeilen sich schon, an Menschentrauben vorbei in Richtung Rathaus, wo die Eröffnungsgala des heutigen Abends stattfindet. Der Großteil der Kino-Crowd steht allerdings noch vor dem Gartenbaukino, raucht die eine oder andere Zigarette, spricht aufgeregt über den Film und die kommenden Viennale-Pläne oder nippt, ins Smartphone versunken, an einem Spritzer.

Worauf die Viennale Besuchenden sich noch freuen können dieses Jahr? Egal ob Retrospektive, Österreich-Premiere, Frühstücksscreening um 6.30 Uhr oder Late Night Screening um 23.30 Uhr - Endstation des Eröffnungsabends ist erstmal das DJ Set von Rosa Pistola, subversive Reggaeton-Größe, DJ und Produzentin. Und dann kann es die nächsten Tage auch schon weitergehen mit den nächsten Happenings.

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