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Quentin Dupieux

Audoin Desforges

viennale

Filmspassvogel Quentin Dupieux

Als Musiker nennt er sich lautmalerisch Monsieur Oizo, was auf Französisch so klingt wie Herr Vogel. Als Filmemacher firmiert er unter seinem bürgerlichen Namen Quentin Dupieux, ist aber nicht minder lustig. Die Viennale hat das Antibiopic „Daaaaaalí“ gezeigt und zeigt als Abschlussfilm das Antigeiseldrama „Yannick“.

von Anna Katharina Laggner

Schräg und grotesk, aber auch irre, absurd und verrückt sind Adjektive, die in Zusammenhang mit Quentin Dupieux fallen. Ich finde das seltsam, denn bei Dupieux erkenne ich vor allem Leidenschaft für die Sache. Seit seinen ersten Videos als Jugendlicher macht er alles selbst, Kamera, Schnitt, Produktion. Spezialeffekte lehnt er ab, bastelt stattdessen Kulissen und ist in dem was er tut, durch und durch authentisch. Als „milde Psychoanalyse“ bezeichnet er seine Arbeit in einem Interview mit Unifrance.

„Wir leben in finsteren Zeiten“, sagt Dupieux. „Meine Idee ist, all diese dunklen, schwarzen Gedanken in Komödien zu verwandeln.“

Philippe Lebruman

Audoin Desforges

Quentin Dupieux

Für seinen Film „Incroyable, mais vrai“ („Unglaublich, aber wahr“) aus dem Jahr 2022 hat Dupieux ein Haus mit einem einzigartigen Detail erfunden. Einen Tunnel, der jeder Person einen Zeitsprung um 12 Stunden in die Zukunft ermöglicht, sowie eine Verjüngung um drei Tage. Dass im Film auch ein elektronischer Penis mit verbesserter sexueller Performance eine Rolle spielt, komplettiert dieses geniale Narrativ über unser Zeitverständnis und unseren Verjüngungswahn.

In diesem Jahr hat Dupieux zwei Filme herausgebracht, einer davon eine Huldigung an den Künstler Salvador Dalí. In „DAAAAAALI!“ versucht eine ambitionierte Journalistin ein Interview mit dem exzentrischen Künstler zu ergattern. Sie verspricht ihm die größte Kamera der Welt, er fragt sie, ob sie Verstopfung hat und rauscht erhobenen Hauptes wieder ab. Und so wird es die ganze Zeit gehen. Nie kommt es zum ersehnten Interview. Salvador Dalí wird dabei von mehreren Schauspielern dargestellt, was den Spaß insofern erhöht, als dass man in den Genuss verschiedenste Interpretationen seiner hochtheatralen Sprechweise erlebt.

„Er ist eine Person, die fehlt“, sagt Dupieux. Er kenne niemand vergleichbaren, keine heutigen Künstler, die derart inspirierend, derart provokativ und überragend sind in ihrem Verhältnis zu den Medien. „Ganz abgesehen davon“, fügt Dupieux hinzu, „ist er ein sehr lustiger Mann, die Art, wie Dali französisch spricht und was er sagt, bringt mich zum Lachen. Deswegen wollte ich den Film machen.“

DAAAAAALI!

Viennale

Quentin Dupieux ist höchst produktiv und dabei in seiner Erzählweise effizient: seine Filme sind immer um die 70 Minuten lang, auch das macht ihn sehr sympathisch. Seine Arbeiten sind nur leichte Parallelverschiebungen der Wirklichkeit. Ein Innehalten, Experimente, die simpel fragen: Was wäre, wenn?

Was wäre zum Beispiel, wenn ein Mann im Theater aufsteht, weil er unzufrieden ist und ein neues Stück verlangt. In „Yannick“ überschreitet Quentin Dupieux mehr als einmal die Grenze des guten Geschmacks, aka political correctness. Der titelgebende Yannick, er ist im Brotberuf Parkplatzwächter, erhebt sich nach zehn Minuten eines eh okayen Theaterstückes von seinem Platz und sagt: „Verzeihen Sie, aber ich fühle mich nicht unterhalten. Anstatt meine Probleme hier zu vergessen, geben Sie mir neue mit“. Das Gegenargument der Schauspielenden ist: „wir machen Kunst“. Sie nehmen Yannick nicht ernst. Bis der mit erhobener Pistole das Theater in Geiselhaft nimmt. Es geht fortan um nicht weniger, als ein solides Theaterstück auf die Bühne zu bringen.

Yannick

Viennale

„Yannick“ ist ein spannungsgeladener Thriller mit unvorhersehbaren Wendungen, einer psychologisch querfrisierten Täterfigur im Zentrum (einmal blitzt sogar die schwere Kindheit auf), eine Parodie auf die Überheblichkeit der Kunst und, wiederum als Antwort auf unsere finsteren Zeiten, ein Plädoyer für Menschlichkeit.

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