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Voodoo Jürgens Rickerl

Alexandra Rodriguez

Viennale 2023

Voodoo Jürgens spielt in „Rickerl“ nicht sich selbst

Adrian Goigingers Film „Rickerl - Musik is höchstens a Hobby“ mit Voodoo Jürgens feiert bei der Viennale seine Österreichpremiere. Der Sänger im FM4 Interview über den Film, das Schauspielern, die Musik und den SK Rapid.

Von Alexandra Rodriguez-Breña

Die Kunstfigur Rickerl kennt man vielleicht noch aus dem Chorus von Voodoo Jürgens’ Evergreen „Gitti“. Darin singt der Tullner Wienerlied-Experte: „Und jetzt loss mi anglahnt, weil der Rickerl ruft glei’ an.“ Voodoo Jürgens ist einer der prägendsten Musiker des zeitgenössischen Österreichs. Das wird auch in Deutschland geschätzt, wie zum Beispiel beim Musikexpress, der dem letzten Voodoo-Album „Wie die Nocht noch jung war“ die selten hohe Wertung 5,5 von 6 Sternen gegeben hat.

In Deutschland hat der Film „Rickerl - Musik is höchstens a Hobby“ auch seine Weltpremiere gefeiert, beim Filmfest in Hamburg. Am Freitag bei der Viennale folgt nun die Österreichpremiere. Wir haben Voodoo Jürgens zum Interview getroffen.

Radio FM4: Ich stelle dir die Frage der Fragen am Anfang: Ist Rickerl der Voodoo Jürgens?

Voodoo Jürgens: Naja, es ist eine Geschichte von Voodoo Jürgens. Ich hab mich mit dem Adrian (Goiginger, Anm.) viel in Kaffeehäusern getroffen und wir haben das so gesponnen. Man muss ein bisschen aufpassen, das ist jetzt nicht meine Biografie. Das ist so ein bisschen in diese Richtung g’rennt, dass es so erzählt wird. Aber das stimmt so nicht.

Radio FM4: Magst du uns kurz sagen, um was es in dem Film geht?

Voodoo Jürgens: Es geht eigentlich darum, dass ein Typ sich getrennt hat und einen Sohn hat. Seine Ex hat einen neuen Freund und er muss da eigentlich so seinen neuen Platz finden. Der Bub steht irrsinnig auf ihn und sie sind viel gemeinsam unterwegs. Er ist aber ein bisschen potschert in seinem Vatersein auch und er ist halt Musiker. Er zieht von Beisl zu Beisl und nimmt seinen Sohn mit. Ich würde sagen, er ist jemand, der es immer gut meint, aber halt irgendwie schon suspekte Entscheidungen trifft.

Szene aus dem Film "Rickerl": Voodoo Jürgens mit einem kleinen Buben beim Gitarre Spielen

Viennale/ Filmladen

Radio FM4: Du hast jetzt im Film „Rickerl“ die Hauptrolle gespielt und im Film „Animal“ bist du auch zu sehen. Beide Filme werden bei der Viennale gezeigt. Seit wann bist du eigentlich Schauspieler?

Voodoo Jürgens: Ich tu mir da immer schwer, weil ich mich nie als reinen Musiker gesehen habe, mich haben von Anfang an immer alle Medien interessiert. Es hat auch so begonnen, dass ich aufgelegt habe, wie ich noch in Tulln gewohnt hab. Da hat es in der Nachbarortschaft einen Club gegeben und da haben wir dann immer so Trash-Filme gemacht, die wir dann auch gezeigt haben, da hab ich also auch schon gespielt. Das war so 2004. Und dann hab ich auch Musikvideos immer schon als Mittel gefunden, um einem Lied noch eine neue Facette zu geben und irgendwie ist das dann eh über das Musikvideomachen so entstanden, dass mich der Hannes Starz gefragt hat, ob ich in seinem ersten Kinofilm („Another Coin for the Merry-Go-Round“, Anm.) mitspielen mag. Dann kommt eins zum anderen und auf einmal sitzt man bei der Viennale.

Radio FM4: Wie seid ihr das Musikvideomachen immer so angegangen?

Voodoo Jürgens: Der eh schon erwähnte Hannes Starz hat die meisten Musikvideos von mir gemacht, der Florian Senekowitsch hat das „Heute grob ma Tote aus“-Video gemacht, der hat auch viele Wanda-Videos gemacht. Es ist eigentlich immer so ein Zusammensetzen gewesen mit dem Regisseuren, und wir schauen, was man machen kann. Ich bin immer so strikt gegen die Band steht da und spielt, ich mag immer so ein kleines Filmchen, das ist das Beste.

Radio FM4: Und durch das Zusammensetzen ist auch der Film entstanden?

Voodoo Jürgens: Also im Film gibt es ja gar keine Band und das ist eigentlich eine Parallele zum Anfang von Voodoo Jürgens, weil da war ich auch als Solo-Musiker unterwegs. Der Rickerl ist auch so einer, der halt ab und zu im Beisl spielt.

Radio FM4: Ihr habt alte Lieder für den Film neu aufgenommen und teilweise auch instrumentalisiert, wie zum Beispiel das Lied „Weh Au Weh“. Wie war das für dich?

Voodoo Jürgens: Das Beispiel, das du gebracht hast, ist eh das, wo es am meisten weggeht davon, was es vorher war. Auch den Song „In deiner Nähe“ haben wir neu aufgenommen, den spiele ich mit einer Band im Film. Das sind sogar die Stubnblues-Leute, mit denen der Willi Resetarits gespielt hat früher, rest in peace. Ich freue mich immer, wenn Lieder lebendig bleiben und sich verändern können. Bei „Weh Au Weh“ ist das, finde ich, ganz schön gelungen. Bei anderen Nummern ist es aufs Skelett runterreduziert worden.

Dem Adrian war es halt sehr wichtig, dass alles wirklich live gespielt ist. Wir haben nichts im Studio aufgenommen, sondern es war immer in der Situation drinnen. Das ist schon ein eigener Kitzel nochmal gewesen. Ich hatte auch ein Ketterl die ganze Zeit umhängen und da war das Mikrofon drinnen. Ich habe mir am Anfang gedacht, ob das nicht die ganze Zeit scheppert mit dem Ketterl, aber das hat wirklich gut funktioniert.

Voodoo Jürgens Rickerl

Alexandra Rodriguez

Radio FM4: Der Film basiert auf vielen Liedern von dir vom ersten und vom zweiten Album. Wie habt ihr den Film geschrieben?

Voodoo Jürgens: Der Adrian ist nach seinem ersten Film „Die Beste aller Welten“ auf mich zugekommen und hat gesagt, dass er mein erstes Album entdeckt hat, wie er seinen Film promotet hat. Und er hat erzählt, dass er sich geärgert hat, dass er die Lieder vor dem Film noch nicht kannte, weil er sie gern verwendet hätte. Aus diesem Gespräch heraus ist das entstanden, dass wir gesagt haben, wir könnten ja einen Film machen. Er hat gemeint, dass die Lieder ja recht bildhaft sind. Es ist hauptsächlich um die erste Platte gegangen und ob man die Nummern so verknüpfen kann, dass da eine Geschichte rauskommt. Das ist die Ursprungsidee gewesen, aber von dem sind wir dann ein bisschen weggekommen. Es waren echt so einige Sitzungen in den Kaffeehäusern, wo der Adrian dann immer so Ideen gebracht hat und wir haben darüber geredet und es kamen immer wieder neue Versionen von ihm. Das ist ein Prozess gewesen, der über eineinhalb Jahre gegangen ist. Gedreht wurde letztes Jahr im Herbst.

Radio FM4: Der Film erinnert auch von der Ästhetik her an die 80er und 90er Jahre. In dem Film schreibst du zum Beispiel deine Songs auch gar nicht am Computer oder jetzt so in der Notizen-App am Handy, sondern immer auf verschiedenen Zetteln, die du gerade dabei hast. Der Rickerl hat gar kein Smartphone, wo er das reintippen könnte. Wie ist das bei dir? Wie schreibst du deine Songs und hast du ein Smartphone?

Voodoo Jürgens: Nein, ich habe kein Smartphone (lacht). Ich habe wirklich eine Schreibmaschine zuhause! Aber ich verwende eigentlich jedes Medium, was halt gerade zur Hand ist. Also ich tippe schon ins Smartphone auch rein.

Und ja, im Internet hängt man da schon oft mehr drin, als einem lieb ist. Also im Film ist es ja irgendwie so, dass wir da einen Charakter machen wollten, der halt einfach ein bisschen überfordert ist mit dem ganzen Zeug. Eben Smartphone, Computer, das hat er alles nicht. Und ja, also ich würde mir eigentlich auch oft wünschen, dass ich öfter mal das Handy weglege, weil es halt einfach so viel einnimmt, also die Zeit, wo man was Kreatives machen könnte. Aber ja, man kommt so schwer aus ohne, weil gerade als Musiker wird es ja richtig gefordert auch. Dauernd muss man irgendwas posten, weil man da und dort spielt, man würde sich ja selber ein bisschen ins Knie schießen, wenn man da nicht mitmachen würde.

Es hat schon was gehabt, wo jetzt nicht jeder dauernd verfügbar ist für alles. Das bringt ja automatisch so eine Ruhe rein in gewisse Situationen. Es ist schon so eine Sehnsucht da. Im Film ist es auch ein bisschen so, dass wir eine Welt beschreiben wollten, die ein bisschen am Untergehen ist. Also es gibt ja diese Beiseln noch, in denen wir drehen, die haben wir nicht extra so hergerichtet. Das Rauchgesetz haben wir im Film wieder eingeführt, also es wird ziemlich viel getschickt.

Radio FM4: Ich habe auch noch eine ganz andere Frage für dich: Sowohl der Rickerl als auch sein Sohn Dominic sind im Film große Rapid-Fans. Bist du auch Rapid-Fan?

Voodoo Jürgens: Ja, ich bin Rapidler eigentlich. Immer schon gewesen. Aber im Film eigentlich eher Argentinien-Fan.

Radio FM4: Seit wann bist du Rapidler und warum?

Voodoo Jürgens: In so etwas wächst man irgendwie rein. Ich bin ja mit meinem Onkel aufgewachsen, der ist nur eineinhalb Jahre älter als ich und der ist Rapidler gewesen, von dem her hätte er mich gekaut, wenn ich Austrianer geworden wäre.

Radio FM4: Vermisst du das alte Hanappi-Stadion?

Voodoo Jürgens: Ich war ehrlich gesagt noch gar nicht im neuen. Der Nino (aus Wien, Anm.) und ich haben vom Michi Hatz (ehemaliger österreichischer Fußballspieler, u.a. bei Rapid Wien, Anm.) das Angebot bekommen, uns ein Spiel mit ihm gemeinsam anzuschauen. Das werden wir wahrnehmen, wir wissen aber noch nicht, welches. Aber, ja sicher, das Hanappi war schon etwas Eigenes, ist ein legendärer Platz gewesen.

Radio FM4: Was hältst du von Didi Kübauer?

Voodoo Jürgens: War damals mein Lieblingsspieler. Ich hab ein Dress gehabt mit der Nummer 10 (lacht).

Radio FM4: Apropos Nino aus Wien: Es scheint, euch verbindet sehr vieles, musikalisch aber auch persönlich.

Voodoo Jürgens: Ja, es ist eine lange Freundschaft. Wo er alleine unterwegs war, habe ich mir schon Konzerte von ihm angeschaut und wir haben uns dann recht früh angefreundet. Das ist auch eine sehr fruchtbare Freundschaft, wo man sich immer wieder für verschiedenste Projekte trifft. Ich weiß, ich kann ihn immer fragen, ob er bei einem Projekt dabei sein will. Genauso kann er das auch machen. Es ist schön, jemanden zu haben, der auch mit den gleichen Umständen zu tun hat. Da kann man sich ganz gut austauschen.

Radio FM4: Werden uns noch weitere Filme von dir erwarten?

Voodoo Jürgens: Es steht jetzt nichts an, aber es kann durchaus sein. Ich schau mir das immer genauer an, wenn eine Anfrage kommt. Es soll nicht so rüberkommen, dass, weil ich bei ein paar Filmen mitgemacht habe, es mein eigentliches Ziel ist, Schauspieler zu sein, das nicht. Aber Film ist auf jeden Fall etwas, was mich total interessiert. Das kann in alle Richtungen gehen, entweder um zu schreiben oder zu spielen.

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