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Eine Frau hält das Bild von Vivian Silver in die Kamera

APA/AFP/AHMAD GHARABLI

Wer war Friedensaktivistin Vivian Silver?

Eines der ersten Ziele des Hamas-Terrorangriffs am 7. Oktober 2023 war das Kibbuz Be’eri. Dort wohnte auch die 74-jährige Friedensaktivistin Vivian Silver. 38 Tage lang geht ihre Familie danach davon aus, dass sie als eine der mehr als 200 Geiseln nach Gaza verschleppt wurde. Jetzt steht fest, dass sie unter den etwa 1200 Todesopfern des 7. Oktobers ist.

Von Siri Malmborg

Schon während ihrer Unizeit in Kanada veröffentlicht Vivian Silver über das „North American Jewish Student Network“ Beiträge zur israelisch-palästinensischen Beziehung. In den 70ern zieht sie nach Israel. Ein halbes Jahrhundert wird sie sich dort in verschiedenen Organisationen für ein friedliches Zusammenleben zwischen Israelis und Palästinenser:innen einsetzen. Sie gründet und arbeitet in NGOs, organisiert Hilfsprogramme für den Gazastreifen, und bringt Patient:innen aus Gaza in israelische Krankenhäuser.

Eine Friedensinitiative, die sie mitbegründet und in der sie sich bis zu ihrer Ermordung engagiert, ist „Women Wage Peace“. Sie entsteht nach dem Krieg im Gazastreifen im Jahr 2014, bei dem Israel nach einer langen konfliktreichen Vorgeschichte zum dritten Mal innerhalb von fünf Jahren gegen die Hamas im Gazastreifen kämpft. Die Militäroperation ist auch als „Operation Protective Edge“ bekannt. „It was one war too many in too short a time, which sparked responses from all over the country“, sagt Vivian Silver in einem Interview beim TV-Sender I24 über die Gründung von „Women Wage Peace“.

Jüdinnen, Musliminnen und Christinnen zusammen

„Women Wage Peace“ besteht aus Jüdinnen, Musliminnen und Christinnen. Eines der Ziele der Initiative bei der Gründung: Druck auf die Regierung des israelischen Premierministers Benjamin Netanjahu auszuüben, ein Friedensabkommen im arabisch-israelischen Konflikt zu schließen. „We must reach a political agreement. We must change the paradigm, that we have been taught for seven decades now, where we’ve been told that only war will bring peace. We don’t believe that anymore. It has been proven that it’s not true“, sagt Vivian Silver 2017 bei einem Friedensmarsch von israelischen und palästinensischen Frauen durch die Wüste.

Das Kibbuz Be’eri

Seit Jahrzehnten haben sich linke Israelis entlang des Gazastreifens in Kibbuzen, kleinen Gemeinschaftssiedlungen, niedergelassen. Vivian Silver wohnt nach ihrem Umzug nach Israel zunächst im Kibbuz Gezer. Dort wird sie eine der wenigen weiblichen Kibbuz-Vorstände, sie gründet das „United Kibbutz Movement’s Department to Advance Gender Equality“ und beteiligt sich an feministischen Gleichstellungskämpfen. In den 90ern zieht sie mit ihren zwei Söhnen ins sozialistische Kibbuz Be’eri nahe der Grenze zu Gaza, wo sie in engem Kontakt mit der beduinischen Community steht.

In den frühen Morgenstunden des 7. Oktober wird der Kibbuz Be’eri als eines der ersten Ziele von der Hamas überfallen, mehr als 100 Bewohner:innen werden getötet. Yonatan Zeigen, der Sohn von Vivian Silver, hat als letzter Kontakt zu ihr. Im BBC-Interview erzählt er, dass sie sich von ihm in Textnachrichten verabschiedete: „She writes: ‚they’re in the house now‘, I said: ‚I have no words, I am with you.‘ She writes: ‚I feel you‘. And that was it. That’s the last message.“ Zunächst geht Vivian Silvers Familie davon aus, dass sie als Geisel nach Gaza verschleppt wurde, erst jetzt konnten ihre sterblichen Überreste in ihrem Haus im Kibbuz Be’eri identifiziert werden.

Vivian Silvers Legacy

Solidaritäts- und Trauerbekundungen kommen unter anderem vom israelischen Generalkonsul in Kanada, der kanadischen Außenministerin, dem deutschen Botschafter in Israel und von vielen Freund:innen von Vivian Silver. „She knew how to listen to what was being said to her. She knew how to listen to both sides“, sagt Lynne Mitchell, eine Freundin von Vivian Silver. „She could bring people together. She could create connections. It started from a very young age and then it lasted her whole life, and hopefully it can be her legacy.“

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