Scott Pilgrim Animationsserie: Neuer als gedacht

Scott Pilgrim ist wieder da! Nach der Comicvorlage, der Verfilmung und dem Videospiel gibt es Scott Pilgrim jetzt auch als Animationsserie. Der Look und die Stimmen sind Fans von Scott Pilgrim wohl vertraut, aber ansonsten gibt sich die Serie nicht damit zufrieden, die bereits bekannte Geschichte von Scott Pilgrim und Ramona Flowers noch einmal durchzukauen.

Von Conny Lee

Scott Pilgrim takes off heißt die brandneue Animationsserie, die wieder auf der Comcivorlage von Bryan Lee O’Malley basiert. Die ist 2004 bis 2010 in sechs Teilen erschienen und wurde sowohl verfilmt (2010, R: Edgar Wright), als auch als Videospiel adaptiert. Die neue Animationsserie schaut so aus wie die Comicvorlage und klingt so wie der Film, denn der Original Cast von damals konnte wieder als Sprecher:innen gewonnen werden.

Michael Cera als Scott Pilgrim, Mary Elizabeth Winstead als Ramona Flowers, außerdem Aubrey Plaza, Kieran Culkin, Chris Evans oder auch Jason Schwartzman sind wieder mit an Board. Eine Freude für die Fans des Films.

Aus Alt mach Neu (oder noch neuer)

Nun gibt es gerade im weiten Feld der Comicverfilmungen die Tendenz von Fans, auf möglichst akribische Detailgenauigkeit zu pochen, wenn es um eine neue Adaption geht. Wobei bereits der Film das 6-teilige Comic massiv eingedampft hat. Die Anhänger:innen dieser Hingabe zum Original werden sich von der neuen Serie womöglich etwas vor den Kopf gestoßen fühlen. Scott pilgrim takes off begnügt sich nämlich nicht damit, die alte Geschichte von Scott und Ramona, bekannt aus Comic, Film und Videospiel, noch einmal neu zu erzählen, nur diesmal halt animiert.

Es beginnt alles wohl vertraut mit den Szenen und Settings die man schon kennt: Der verpeilte Scott Pilgrim, der von der mysteriösen Ramona Flowers mit den bunten Haaren träumt, in der winzigen Wohnung seines Freundes Wallace Wells schmarotzt, die Highschoolerin Knives Chau datet und mit seiner Band Sex Bob-omb auf einem Band Battle spielt.

Doch an einem Punkt verlässt die neue Serie den vertrauten Pfad und erzählt uns eine ganz andere Geschichte. Es soll hier nichts gespoilert werden, nur so viel: wir erfahren viel mehr über die Figuren aus der ursprünglichen Story und lernen sie von anderen Seiten kennen. Im Zentrum steht natürlich wieder die Liebesgeschichte zwischen Ramona und Scott, und auch die „seven evil Ex’s“ sind wieder mit dabei.

Insgesamt ist alles harmonischer und versöhnlicher als im Original, dafür geht manchmal die unbedarfte Leichtigkeit von damals verloren. Es gibt aber natürlich trotzdem wieder reichlich Kampfszenen im Stil von Videogames und zahlreiche Referenzen auf Pop- und Nerdkultur. Außerdem ist die Serie gespickt mit Anspielungen auf das Original. Bryan Lee O’Malley war bei der Entwicklung der Serie beteiligt, ebenso Edgar Wright, diesmal als Executive Producer. Sie haben dafür gesorgt, dass sich bei allen Abweichungen trotzdem noch alles nach dem ursprüngligchen Scott Pilgrim - Universum anfühlt. Es ist nerdy, awkward und überdreht.

Ob die Fan Community sich von den Neuerungen vor den Kopf gestoßen fühlen wird, oder sie als frisches „Futter“ willkommen heißen, wird sich zeigen. Scott Pilgrim takes off dient auf jeden Fall als Erweiterung der Story wie wir sie bisher kannten und da die richtigen Leute an den richtigen Stellen saßen, wurde eigentlich alles richtig gemacht. Nur manchmal hat man sich an den muffigen Geruch der abgegriffenen, löchrigen Lieblingsdecke schon so gewöhnt, dass sie einem frisch gewaschen und geflickt irgendwie fremd erscheint und man muss sich einfach erst wieder ein bisschen an sie gewöhnen. Ähnlich könnte es manchen mit dieser neuen Scott Pilgrim Serie gehen - mir ging es zumindest so.