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Portraitfoto Dominik Lindner alias BASWOD

© Baswod

Baswods zeitlose Soundwelt

Bleib nicht auf der Oberfläche. Geh tiefer. Tauche hinab in die Seele. Lass Raum für sanfte Klavierakkorde, zarte Akustikgitarren und gib der zerbrechlichen Stimme Platz. So hat es Sänger und Songwriter Dominik Linder alias Baswod mit „Forever Now“ getan und damit ein intimes und zeitloses Werk geschaffen.

Von Andreas Gstettner-Brugger

Es ist nur allzu leicht durch den Alltag zu rasen, die Listen mit dringlichen Tätigkeiten abzuarbeiten, abzuhaken was alles ansteht und das tagein, tagaus. Ja nicht innehalten. Dann könnte man nämlich spüren, was in den Momenten der Stille und Ruhe an die Oberfläche kommt. Welche Bedürfnisse sich dann melden, die eventuell nicht viel mit dem zu tun haben, wie man sein Leben gerade lebt. Doch manchmal wird die innere Stimme so laut, dass man gar nicht anders kann, als zu handeln und eine Veränderung herbeizuführen.

So war es bei dem Kärntner Musiker, Sänger und Songschreiber Dominik Linder, der mit Baswod ein wunderschönes Soloprojekt auf die Beine gestellt hat, in dem die Langsamkeit, die Bedachtheit und das in sich hineinspüren die wichtigsten Elemente sind, wie man in einem der schönsten Stücke „Skin / Elegy Of Symmetry“ hören kann.

Vor vier Jahren ist Dominik aus seiner Komfortzone Wien Ausgestiegen und hat seine vertraute Basis hinter sich gelassen, um nach Hamburg zu ziehen. Eigentlich wegen eines Jobs. Doch die viele Arbeit in einem Planungsbüro sind bald zur extremen Belastung geworden.

Dominik: „Mein Gefühl war damals: So, dass ist jetzt das, was ich machen muss. Ich habe studiert, viel Zeit investiert in die Ausbildung und die logische Schlussfolgerung ist so ein 40 bis 50 Stundenjob. Doch die Arbeitsweise hat mich fertig gemacht. In dieser Zeit habe ich auch keine Musik gemacht. Nach einem dreiviertel Jahr habe ich gewusst, das kann es nicht sein.“

Und so hat Dominik Baswod wieder zum Leben erweckt.

Die Illusionen unserer Zeit

Der erste Song, der innerhalb von einer halben Stunde entstanden ist, war der Titel „Loneliness“. Ein richtungsweisendes Stück, da es der Startschuss für das vierte Album sein sollte. Die Anfangszeilen des Songs macht schon die Diskrepanz zwischen unserer wachstumsbetonten Konsumgesellschaft und den wahren Bedürfnissen deutlich.

They say - that you can have it all
and you knew - little is all you need

Manchmal ist es so einfach und gleichzeitig so schwer. Sich eben nicht einreden zu lassen, dass man immer alles erreichen kann , sondern lieber nachzuspüren, dass weniger vielleicht mehr ist.

So wie in „Loneliness“ es nur die glitzernden Gitarren- und Banjo-Akkorde braucht, unterstützt von entfernten Soundflächen, leisem Piano und rollendem Beserlschlagzeug. Der Song erzeugt eine Stimmung, in der wir uns fallen lassen und das Wettrennen mit der Zeit und den tobenden Kampf um Aufmerksamkeit endlich loslassen können.

Cover Baswod Album "Forever Now"

© Baswod

Das vierte Album „Forever Now“ von Baswod ist auf Sarah Bart Records erscheinen.

Das vierte Werk „Forever Now“ schafft es, mit seiner Reduziertheit, Langsamkeit und Ruhe die Erfolgsmythen und den druckerzeugenden Imperativ unserer Zeit als das zu entlarven, was sie oft sind: machterhaltende Muster, die uns von uns selbst und unseren Bedürfnissen ablenken und wegführen. So geht es im Titelstück „Forever Now“ darum, die Zeit als Illusion zu enttarnen.

Dominik: „Der Song beschreibt das Konstrukt der Zeit. Wir denken uns oft, die Zeit rennt davon. Gleichzeitig brauchen manche Dinge ewig. Und diese Gegensätzlichkeit von etwas dauert ewig und etwas ist sofort wieder vorbei hat mich interessiert. Dieses Gefühl, wir rennen der Zeit immer hinterher. Ich ertappe mich oft dabei dass ich denke, das muss ich noch machen, und jenes. Ach ich habe keine Zeit. Dabei vergesse ich dann, im Hier und Jetzt zu sein und einfach den Moment mehr zu erleben.“

Von Beziehungen, Veränderungen und hölzernen Böden

Die Songs von Baswod zirkeln thematisch auch um zwischenmenschliche Beziehungen wie in dem sanften Stück „The End“. In der letzten Zeile singt Dominik:

be yourself just once for me
I know you can do it

Das Stück versucht hinter die Fassaden zu blicken, die wir in unserem alltäglichen Leben nach außen hin aufrecht erhalten.

Dominik: „Es geht um eine Person, bei der man eigentlich weiß, ich glaub mit dieser könnte ich mich wirklich gut verstehen. Wenn wir nur uns wirklich ehrlich begegnen würden. Aber oft sind wir in unseren Rollen, die wir spielen, gefangen.“

Es ist das erste Stück, das Dominik in seiner damals neuen Wohnung in Hamburg versucht hat, aufzunehmen. Das Altbauhaus, in dem Füßböden unentwegt knarren und das Schreien von spielenden Kindern unweigerlich durch die Wände dringt, hat nur in der Nacht die Ruhe geboten, um die leisen, akustischen Stücke aufzunehmen. Und als dann für „The End“ percussion-artige Sounds notwendig geworden sind, hat sich Dominik auf den hölzernen Boden gesetzt und sanft zu klopfen begonnen, ohne damit die Nachbaren aufzuwecken. Genau diese Intimität ist der Stück anzuhören.

Das Album „Forever Now“ ist ein mittlerweile etwas verblasstes Spiegelbild von Dominik Linder, der durch den Umzug nach Hamburg mit vielen Herausforderungen und Veränderungen konfrontiert war. Es hat zweieinhalb Jahre gedauert, dass diese Erfahrungen und Reflexionen gesammelt auf die Platte gefunden haben. Auch wenn das Album wie aus einem Guss klingt und wirkt, als wäre hier alles mit Leichtigkeit ineinandergeflossen, hat Dominik bei einigen Songs sich durch viele Versionen durcharbeiten müssen, Ideen und Übereinanderschichtungen von Harmonien und Sounds verwerfen müssen, bis schlussendlich ein stringentes und reduziertes Werk herausgekommen ist.

Tipp:
ein langes Interview mit Dominik Linder alias Baswod und viele Songs aus dem neuen Album „Forever Now“ gibt es heute Nacht im FM4 Soundpark ab 01:00 Uhr zu hören.

Was Dominik über den Song „The Eye“ unter das Video gepostet hat, trifft auch auf die ganze Platte zu. Ein Werk, dass in diesen schnelllebigen Zeiten, der Hektik und des alltäglichen Wahnsinns selten ist und deshalb wie Balsam für die Seele sein kann.

Dominik: „‚The Eye‘ is a subtle musical embodiment of personal transformations, offering a musically stripped-down view of transitional phases in life. Carried by gentle guitar and piano, it crafts an intimate ambiance, leaving little room for distance. This intimacy extends an invitation to listen attentively, immersing oneself amidst soft voices and the ethereal piano, and embracing vulnerability. It is not an evasion of the external, but a voyage into the internal.“

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