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Dua Lipa Screenshot aus dem "Houdini" Video

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verena bogner

Dua Lipa: Muss ein Popstar unbedingt relatable sein?

Dua Lipa liefert Pop-Banger am laufenden Band – aber hat kaum richtige Superfans, wie sie andere Popstars wie Taylor oder Beyoncé haben. Wird ihr das zum Verhängnis?

Eine Kolumne von Verena Bogner

Am 10. November erschien Dua Lipas heiß ersehnte Single “Houdini” – abgesehen von ihrem “Barbie”-Song ihr erstes musikalisches Lebenszeichen seit ihrem Hit-Album “Future Nostalgia”. In Interviews wurde groß angekündigt, dass Dua Lipa für die nächste Ära ihrer Karriere mit “1970s-era psychedelia” experimentiere und ihre neuen Songs nicht mehr so Disco-lastig wären. Dieser Ankündigung wurde “Houdini”, der wie eine “FN”-B-Seite klingt, nicht so wirklich gerecht – und obwohl es sich bei dem Song zweifelsohne um einen astreinen Pop-Banger handelt, blieb der allzu große Hype irgendwie aus. Und als Dua-Fan muss ich schweren Herzens zugeben: Zu Recht. Und das nicht nur, weil sie mit “Houdini” das Rad nicht gerade neu erfunden hat.

Auf Twitter entbrannte eine Diskussion um Dua Lipa, als ein Fan schrieb: “Findet noch jemand, dass es Dua Lipa an echter Starpower fehlt? Ihre Musik ist beständig und macht Spaß, aber irgendwas fehlt.” Über 11.000 User:innen stimmten zu – und gemeinsam versuchten sie in den Kommentaren herauszufinden, was das Problem an der Sache sei. Denn in Wahrheit hat sich Dua Lipa nichts zu Schulden kommen lassen, außer dass sie uns zuverlässig mit eskapistischen Pop-Songs versorgt. Die Fans kamen zum harten Schluss: “In ihrem Gesicht ist keine Leidenschaft zu sehen.”

In Pop-Foren ist die Frage, warum Dua Lipa zwar ein Superstar ist, aber nicht die Sorte von Superfans hat, wie sie andere Größen wie Taylor Swift oder auch Acts wie Doja Cat haben, immer wieder Thema. Es gibt viele Erklärungsversuche: Die einen finden schlichtweg, dass Dua Lipa einfach nicht relatable ist. Auf ihren Insta-Posts sieht sie wie ein Topmodel aus – keine Spur von der kleinsten Unsicherheit, wie wir Normalsterblichen sie täglich spüren.

Über ihre Persönlichkeit und ihr Privatleben weiß man wenig. Das ist in erster Linie good for her, aber führt logischerweise dazu, dass Fans kaum eine parasoziale Verbindung zu ihr aufbauen können. Dieser Unterschied zu anderen Stars fällt vor allem in Zeiten von hyper-persönlichen Größen wie Taylor Swift auf, die uns am laufenden Band mit Narrativen versorgen, die wir als Pop-Fans auf unsere eigenes Leben übertragen können. “Dua hat einfach keine definierte Persönlichkeit. Es gibt nichts, woran man sich als Fan festhalten könnte. Sie hat nichts Weirdes an sich, sie ist einfach das ‘generische Cool Girl’”, versucht ein Fan, den Fall zu erklären. Und das ist ihr gutes Recht, wie viele finden: “Das ist kein Hate gegen Dua. Ihr Team hat einen guten Job gemacht, Hits veröffentlicht und ihren Namen mit minimaler Fan-Interaktion in der Industrie gefestigt.”

Ja, es gibt auch andere Superstars, die nicht relatable sind – da wäre zum Beispiel Beyoncé. Nichts an dieser scheinbar perfekten Frau ist relatable und bietet ihren Fans Projektionsfläche. Warum sie trotz dieser fehlenden Relatability so groß ist, wie sie nunmal ist? Weil sie künstlerisch in einer anderen Liga spielt. Beyoncé ist nicht einfach nur Sängerin, Beyoncé ist eine Ikone. Und Ikonen sind nicht dazu da, uns ein gutes Gefühl in Hinblick auf unsere eigenen Unzulänglichkeiten zu geben, sondern um angehimmelt zu werden.

Wird Dua die neue Katy Perry?

Oft wird Dua Lipa mit Katy Perry verglichen, die nach ihrem kometenhaften Start mit dem Vorwurf haderte, zwar verlässlich Hits abzuliefern, aber keine Persönlichkeit zu haben, was dazu führte, dass sie ihre Fanbase (die KatyCats) nicht langfristig halten konnte. Der Grund dafür ist: Katy Perry hatte abseits ihrer Feelgood-Songs nicht wirklich viel zu sagen. Sie stand für nichts. Katy Perry ist eine der erfolgreichsten Künstlerinnen der 2010er-Jahre – und genießt unter vielen Pop-Liebhaber:innen trotzdem den Ruf, dass sie ein Popstar ohne echte Fans sei und ohnehin nur Bubblegum-Pop-Banger ohne Message zu bieten habe.

Und das ist doch eigentlich ziemlich absurd: Jemanden als Flop zu framen, weil er “nicht mehr” (!) als bloß gute, kommerziell erfolgreiche Musik macht, zeigt, welch absurde Ansprüche wir an große Popstars stellen. Das Blöde daran ist nur, dass hingebungsvolle Stans vermutlich der Schlüssel für langfristigen Erfolg sind. Das führt uns Taylor Swift gerade eindrucksvoll vor Augen. Hoffentlich schafft Dua Lipa es auch ohne sie.

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