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"Rickerl" mit Voodoo Jürgens, Filmstill

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„Rickerl“: Zwischen Beisl-Schmäh und Katerstimmung

Regisseur Adrian Goiginger hat seine erste Komödie gedreht. Dass es darin auch melancholische und tragische Momente gibt, verdankt sich Hauptdarsteller Voodoo Jürgens. Der Star des Neo-Austropop begeistert als erfolgloser Liedermacher, der charmant über dem Abgrund tänzelt. FM4 präsentiert die Wiener Kinopremiere.

Von Christian Fuchs

„Autofiktion“ nennt sich eines der populärsten Literaturgenres seit Jahren, vor allem im französischen Sprachraum. Ganz bewusst verwischen darin diverse Autor:innen die Grenzen zwischen Wirklichkeit und Fantasie, tatsächlich erlebten Ereignissen und erfundenen Handlungssträngen.

Am Mittwoch 17.01. sind Hauptdarsteller Voodoo Jürgens und Regisseur Adrian Goiginger ab 17 Uhr in OK FM4 zu Gast

Die dazugehörigen Bücher könnten einem beim Film „Rickerl- Musik is höchstens a Hobby“ in den Sinn kommen. Schlüpft doch darin der Tullner Musiker David Öllerer in seine Wiener Kunstfigur Voodoo Jürgens, um einen verhuschten Beisl-Sänger zu spielen. Dieser Rickerl sieht nicht nur exakt so aus wie der Voodoo, es gibt auch einige Ähnlichkeiten mit der Autobiografie von David. Und er singt in der Dialekt-Tragikomödie lauter Lieder, die man eventuell vom eindringlichen Voodoo-Jürgens-Erstlingswerk „Ansawoar“ kennt.

Der große Unterschied zwischen den beiden Typen: Voodoo Jürgens gilt zurecht als eine der zentralen Figuren des Neo-Austropop, der Konzertsäle füllt und Kritiker:innen zu Lobeshymnen hinreißt. Erich „Rickerl“ Bohacek dagegen schreibt noch immer an seinem Albumdebüt, arbeitet daneben als Totengräber, wurschelt sich mehr schlecht als recht durch verkaterte Tage. Ein Lachen huscht nur über sein Gesicht, wenn er zwischendurch von der Ex-Freundin Viki (Agnes Hausmann) den gemeinsamen Sohn (Ben Winkler) abholt. Oder eben mit seiner Gitarre in verrauchten Hinterzimmern melancholisch-morbide Songs zum Besten gibt.

Dass man bei dieser filmischen Gratwanderung den Voodoo Jürgens oft vergisst und ganz beim Rickerl ist, verdankt sich nicht nur dem tollen Hauptdarsteller. Regisseur Adrian Goiginger wird seit seinem fantastischen Spielfilmdebüt „Die Beste aller Welten“ als Spezialist für authentische Atmosphäre gehandelt. Nach zwei historisch angelegten Naturdramen („Märzengrund“, „Der Fuchs“) kehrt Goiginger in die Welt der verkrachten Existenzen zurück. Erstmals hat der Salzburger aber in Wien gedreht. „Rickerl“ ist ein schwarzhumoriges Liebesgedicht an das (Nacht-)Leben in der Donaumetropole – und an die untergehende Welt der grindigen Gasthäuser und Spelunken.

"Rickerl" mit Voodoo Jürgens, Filmstill

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Der Film berührt aber auch als Vater-Sohn-Geschichte, die Chemie zwischen Voodoo Jürgens und Ben Winkler als 6-jährigem Dominik wirkt speziell. Adrian Goiginger beweist erneut, dass ihn der Mut zu großen Gefühlen vom kühlen Blick österreichischer Sozialdramen abhebt. Eher muss man das emotionale US-Indiekino denken, auch wenn „Rickerl“ dem Austro-Pop ein würdiges Denkmal setzt.

Tickets zu gewinnen!

Wir verlosen 9x2 Tickets für die FM4 Kinopremiere von „Rickerl“ am 17.01.2024 um 20h im Gartenbaukino!

Der Einsendeschluss ist vorbei. Die Gewinner:innen wurden verständigt.

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