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Noname

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„Sundial“ von Rapperin Noname

Wir leben in einer Gesellschaft, die Aufregung lieber hat als Ambivalenz. Und das wurde zu einem Problem für die Rapperin Noname.

Von Natalie Brunner

Noname ist eine Rapperin und Dichterin aus Chicago, beeinflusst von Spoken Word und Neo Soul. Ihre Liebe zur Sprache hat Noname von klein auf kultiviert. Ihre Mutter hat ein auf afro-zentrische Literatur spezialisiertes Buchgeschäft in Chicago. Zwischen den Regalen dieses Buchladens hat Noname lesend den größten Teil ihrer Jugend verbracht. Oder bei Workshops in Community Projekten, wo sie unter anderem Chance the Rapper kennengelernt hat, der zu einer Art Mentor geworden ist.

Heftige Twitter-Gefechte

Diesen Sommer ist „Sundial“, Nonames zweites reguläres Album erschienen, das aufgrund eines Gastverses von Jay Electronica von heftigen Twitter-Gefechten überlagert war.

Der Rapper Jay Electronic hat ein Problem mit der Familie Rothschild, weil er mit einer Dame aus der Bankiersdynastie liiert war, die ihn auch gemanagt hat. Auch benutzt er gerne alttestamentarische Allegorien und referenziert wie viele Rapper in den frühen 90er Jahren Louis Farrakhan, den explizit antisemitischen Führer der Nation of Islam. Das wurde zu einem Problem für Noname, die auf der Vorabsingle „Ballons“ ein Feature mit Jay Electronics hat, dessen Rants in religiöser Terminologie wohl auf einem persönlich biographischen Problem beruhen. Noname meinte daraufhin, dass sie keine Gruppen von Menschen hasst, aber gegen ein kapitalistisches System von Unterdrückung sei, und sich nicht für Verse entschuldigt, die nicht von ihr stammen.

Es gibt keine einfachen Wahrheiten

Noname hat sehr dezidierte politische Ansichten, die sie nicht nur in ihre Lyrics, sondern auch in ihr Geschäftsgebaren und Karriereplanung einfließen lässt. Zu welchen Widersprüchlichkeiten das führen kann, thematisiert sie auf der Nummer „Namesake“. Da kritisiert sie Jay Z, Rihanna und Beyoncé für ihren Auftritt bei der Super Bowl , einer Veranstaltung die vom Militär gesponsert und auch ästhetisch geprägt ist.

I ain’t fucking with the NFL or Jay-Z
Propaganda for the military complex
The same gun that shot Lil Terry
Out west the same gun that shot some Samir in the West Bank
We all think the Super Bowl’s the best thing
Go, Rihanna, go
Watch the fighter jet fly high
War machine gets glamorized

Harter Tobak, auf jeden Fall etwas zum Nachdenken von Noname, die aber auch ihr eigenes Verhalten in der Nummer „Namesake“ thematisiert, reflektiert und kritisiert. Noname ist beim Coachaella aufgetreten, einem Festival in der Mojave Wüste, veranstaltet von der Anschutz Entertainment Group, dem weltweit zweitgrößten Veranstalter von Sport und Media Events. Also gar nicht so weit weg vom Superbowl. Es gibt keine einfachen Wahrheiten, keine vorgefertigten Antworten bei Noname. „Sundial“ ist ein lyrisch komplexes Album, das politischen Scharfsinn mit eleganter Poesie und einem Hunger nach Wissen kombiniert. Für alle, die das mal live erleben wollen: Noname wird es am 29. Jänner im Wiener Wuk performen.

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