Psycho-Kammerjäger:in im Einsatz

Im Rundentaktikspiel „Wantless: Solace at World’s End“ geht es ins monsterverseuchte Unterbewusstsein verzweifelter Patient:innen.

Von Rainer Sigl

Reue, Scham, Angst, krankhafter Ehrgeiz oder Mutlosigkeit; Ticks, Depressionen oder handfeste Psychosen - es gibt eine Menge Gründe, warum es bei der psychischen Gesundheit haken kann.

Im französischen Indie-Videospiel „Wantless: Solace at World’s End“ sorge ich dafür, dass sich meine Patientinnen und Patienten wieder besser fühlen und zwar indem ich ihre mentalen Blockaden an der Wurzel bekämpfe: direkt in ihren Köpfen. In der dystopischen Cyberpunk-Welt des Spiels bin ich eine per Hausboot herumziehende Ärztin, die sich in psychische Innenwelten begibt und dort recht handfest für Ordnung sorgt.

Originelles Setting, originelle Gameplay-Ideen

„Wantless“ ist ein Rundentaktikspiel, in dem ich gegen psychische Probleme in Form monströser Albtraumgestalten antrete, die sich in Erinnerungsfetzen meiner Patient:innen eingenistet haben. Als Outlaw muss ich zugleich an den diversen Häfen, in denen ich vor Anker gehe, meinen Ruf festigen, um bessere Missionen und Angebote zu erhalten. In regelmäßigen Abständen gesellen sich zu den nach Rogue-like-Manier zufallsgenerierten Patient:innen auch spezielle Story-Missionen, in denen es um besondere Herausforderungen geht. Dabei wird die düstere Story manchmal durchaus philosophisch.

Abgesehen vom Setting ist „Wantless“ vor allem in spielerischen Details originell. Je mehr Action-Punkte ich etwa während meiner Runde verbrauche, desto mehr Aktionen können auch die Gegner:innen in der kommenden Runde ausführen. Dazu kommt, dass ich mir die Fähigkeiten, die ich für Kampf- oder Bewegungsaktionen einsetze, selbst modular zusammenbasteln darf.

So kann ich mich entweder zum:zur schnellen Nahkämpfer:in, zum:zur vorsichtigen Schleicher:in, zu einer Art psychische:r Sprengmeister:in und vielem mehr weiterentwickeln. Einfach ist der Kampf trotzdem nicht; wenn ich besiegt werde, scheitert der Therapieversuch und im schlimmsten Fall sinkt auch meine Reputation.

Early Access mit viel Potenzial

„Wantless“ ist eine spannende Mischung aus Rundentaktik, Roguelike und schräger Science-Fiction-Story. Sein Cartoon-Grafikstil ist angemessen bizarr und gruselig, doch es sind die inneren Werte, die einen immer wieder ins Spiel zurücklocken: Einen derart originellen Genrevertreter hat man schon länger nicht gesehen.

Den Early Access merkt man dem Spiel momentan allerdings noch ein wenig an: Es hapert noch an optischen Details und vor allem zu Beginn steht man manchmal vor allzu schweren Herausforderungen, die im schlimmsten Fall alle Ressourcen verbrauchen und uns vor nicht optionalen Story-Missionen allzu geschwächt zurücklassen. Alles in allem überwiegt aber das Positive: „Wantless: Solace at World’s End“ ist schon jetzt ein vielversprechender Geheimtipp für Strategie-Fans.