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Man darf dem Internet nicht trauen!

A ist traurig. Sie hat einen Film gesehen, der ihr sehr gut gefallen hat und sie möchte ihn an so viele Menschen wie möglich weiterempfehlen. Einer von diesen Menschen ist ihre Mutter.

Eine Kolumne von Todor Ovtcharov

Die Mutter von A ist ihr sehr ähnlich. Beide tragen gerne graue Hosen, beide lieben Kaffee mit Milchschaum und sind beide leicht zu exaltieren. Die Mutter von A hörte sich die Filmempfehlung an und meinte, es sei schade, dass sie den Film nicht gemeinsam geschaut haben, aber sie würde das nachholen.

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Hier endet der ruhige Teil dieser Geschichte. Denn bevor sie sich den Film jetzt ansehen würde, wollte die Mutter von A im Internet etwas über den Film lesen. In der Rezension, die sie fand, wurde der Film komplett verrissen. Der Objektivität zuliebe suchte sie eine zweite Internetmeinung über den Film, aber auch die fiel auch nicht gut aus. Und danach entschied sie sich, den Film gar nicht anzusehen.

Wieder ein paar Tage später rief A ihre Mutter an und wollte mit ihr über den Film sprechen. Es stellte sich heraus, dass die Mutter den Film nicht nur nicht gesehen hat, sondern auch noch böse auf A war, weil sie ihr einen so schrecklichen Film empfohlen hatte. Die Autorität des Internets war anscheinend viel höher als die von A.

Noch am gleichen Tag kaufte A Kekse in der Bäckerei an der Ecke und ging zu ihrer Mutter, um ihre unterschiedlichen Auffassungen zu klären. Die Mutter, die normalerweise die Kekspackung in zehn Minuten verschlingt, saß am anderen Tischende und schaute A sauer an.

Vergeblich versuchte A zu erklären, dass im Internet jeder anonym alles behaupten kann. Die Mutter war nicht einverstanden. Wenn etwas im Internet steht, dann muss es auch wahr sein.

Dabei aß sie nervös von den Keksen, ihr Kinn war voll Zucker. Als letzte Hoffnung meinte A, dass die Rezensionen aus dem Internet ja auch von einer künstlichen Intelligenz stammen könnten. „Immerhin darf deine Kaffeemaschine dich auch nicht beraten, wie du deinen Kaffee trinkst.“

Ihre Mutter dachte nach. Sie trinke zwar ihren Kaffee immer mit Milchschaum, aber was wäre, wenn sie ihn jetzt doch plötzlich schwarz will? Endlich war A wieder froh. Ihre Mutter hat sich entschieden, den Film doch zu sehen.

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