Jogginghosen
Eine Kolumne von Todor Ovtcharov
Wenn ich Cocktails mit Schirmchen sehe, stelle ich mir das Hotel Ritz vor, Herren in Anzügen und Damen in Abendkleidern. Aber nicht junge Menschen in Jogginghosen.
Wahrscheinlich sind diese Jogginghosen aber tatsächlich viel teurer als meine Kleidung. Ich gebe zu, dass ich mir selten Klamotten kaufe. Früher wurde meine Garderobe von meiner Mutter ausgesucht, jetzt von meiner Freundin.
Radio FM4
Die Gesellschaft ist, was Dresscodes angeht, viel demokratischer geworden. Ich erwarte, dass Jogginghosen bald auch als Hochzeitsbekleidung eingeführt werden. Das ist eine Marktnische, an die Jogginghosenhersteller:innen offenbar noch nicht gedacht haben. Ich muss das so schnell wie möglich patentieren lassen, um ein Prozent vom Gewinn zu ergattern. Es wäre nur blöd, wenn die Firmen mich in Jogginghosen statt mit Geld bezahlen würde.
Stellt euch die Berge von Jogginghosen vor, die ich dann haben werde. Dann werde ich auch täglich Jogginghosen tragen und Schirmchencocktails trinken. Ich werde so viele Jogginghosen haben, dass ich allen Obdachlosen eine schenken kann. Was werden sich dann die Leute denken, die eine Jogginghose in der Oper anziehen?
Das bleibt aber nur einen Traum. Ich glaube auch nicht, dass alle, die in Jogginghosen im Hotel Sacher sitzen, diese Kolumne lesen werden. Deshalb, liebe Leser:innen, wenn ihr jemanden in einem Nobellokal in einer Jogginghose seht, flüstert ihm oder ihr ins Ohr: „Hör Todor auf FM4 und mach dich nicht lächerlich!“
Publiziert am 21.02.2024