Die FM4 Neuvorstellungen der Woche

Wer soll nächste Woche am höchsten in die FM4 Charts einsteigen? Diese Woche stehen zur Auswahl: Trettmann, Glass Animals, Lorde & Empire of the Sun.

Von Gerald Hollerer

Trettmann - „Prototype“

Tretti hat eine toxische achtjährige Beziehung nun endgültig beendet. Und nein, ich rede nicht von seiner Freundin, sondern vom Berliner Produzent:innen-Kollektiv Kitschkrieg. Das hatte ihm einen Sound, irgendwo zwischen Dancehall, 2-Step und Dubstep, auf den Leib geschneidert. Nach drei dunkelgrauen Alben war es für Stefan Richter aka Trettmann dann aber an der Zeit, sich musikalisch weiterzuentwickeln, sich von Parade-Sexisten wie der 187 Straßenbande zu distanzieren und mehr Buntheit in seinen Songs zuzulassen. Dafür hat er sich mit fünf deutschen Producern aus unterschiedlichen Hip-Hop-Subgenres zusammengetan und eine EP mit dem Titel „Your Love is King“ aufgenommen. Um seine Fans nicht vollkommen vor den Kopf zu stoßen, hat er „Prototype“ als erste Single-Auskopplung gewählt. Einen Song, der den signifikanten Kitschkrieg-Sound zwar aufgreift, dennoch frisch und anders ist. Was zu Beginn nach klassischem, geglätteten Deutsch-Pop klingt, bekommt im Refrain dank der dynamischen Synth-Fläche ein paar Eckchen und Kantchen. „Prototype“ ist ein Grower. Nach dem skeptischen zweiten Hördurchgang folgen mindestens 50 weitere. 

Glass Animals - „Creatures in Heaven“

Auch der neue Song von Glass Animals, „Creatures in Heaven“, klingt bei den ersten Hördurchgängen verdammt nach Hochglanz-Pop, der einer Ü-40-Stamm-FM4-Hörer:in genug Futter für einen gemeinen Kommentar auf unserer Facebook-Seite liefert. Aber bitte haltet kurz inne, hört „Creatures in Heaven“ ein weiteres Mal und versucht den britischen Indie-Poppern eine Chance zu geben. Denn der Song ist, rein objektiv gesehen, wirklich ein sehr gutes Stück Musik, das auf dem schmalen Grat zwischen Leichtigkeit und Schwermut schreitet. Hat es geklappt? Mögt ihr den Song jetzt? Nein? Ok, schade. In die Charts steigt er trotzdem ein. Warum? Weil wir wieder mehr Traffic auf Facebook brauchen - hehe ;)

Lorde - „Take Me to the River“

Paramore haben mit „Burning down the house“ vor zwei Monaten stark vorgelegt. Jetzt legt Lorde mit ihrer Neuinterpretation vom Talking-Heads-Klassiker „Take Me to the River“ nach. Der Song ist Teil des Talking-Heads-Tribute-Albums, für das auch Miley Cyrus, The Linda Lindas, Toro Y Moi u.v.m. Lieder beisteuern werden. Dass sich der australische Popstar Lorde an dem Projekt beteiligt, ist keine große Überraschung. Schließlich hatte die Musik der Talking Heads großen Einfluss auf ihre Kreativität und darauf, wie ihre Musik klingt. 

Empire of the Sun - „Changes“

Sie krabbeln langsam aus ihren Löchern: die Indie-Helden der 00er-Jahre. Nach den Yeah Yeah Yeahs, MGMT und Vampire Weekend melden sich nach achtjähriger Pause nun auch die australischen Electro-Hippies Empire of the Sun zurück. Obwohl der neue Song den Namen „Changes“ trägt, hat sich bei den beiden musikalisch hörbar wenig verändert. Macht aber nix, denn schließlich lieben wir das Duo für diesen kitschig süßen, in Zuckerwatte gepackten Electro-Pop-Sound.