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Sing Your Heart Out

Karen Elson emanzipiert sich von Jack White und veröffentlicht sieben Jahre nach ihrem Debütalbum unter dem Titel „Double Roses“ endlich wieder neue Songs.

von Eva Umbauer

Karen Elson ist Britin, Model und Musikerin. Karen Elson ist auch die Ex-Frau von Jack White. Mit White hat Karen zwei Kinder, die nun langsam größer werden. Aber nicht nur ihre Kinder sind gewachsen, sondern auch ihre Songs.

Die Tudor-Rose

Im 15. Jahrhundert musste Richard III die englische Krone an Heinrich Tudor abgeben. Durch seine Heirat mit Elizabeth von York beendete Letzterer die „Rosenkriege“. Die weiße Rose stand für die Dynastie von York, die rote für das Haus Lancaster. In der Tudor-Rose vereinigten sich fortan beide Rosen.

Ihren neuen Longplayer nennt Karen Elson „Double Roses“, nach der Tudor-Rose, die heute noch Symbol für England ist. Doch eigentlich kommt der Albumtitel „Double Roses“ von einem Gedicht des US-Dramatikers und Schauspielers Sam Shepard.

Verlorene Balance

Karen Elson spricht mit „Double Roses“ ihre „duale“ Persönlichkeit an - eine Frau zwischen Mutterrolle und dem Hang die Seite einer „wild woman“ auszuleben.

In Nashville, der Stadt, in der sie seit 2005 lebt, als sie Jack White geheiratet hat, war sie die brave Mutter. In New York hingegen, wo sie bis vor ein paar Jahren eine Wohnung hatte, hat sie dann immer ordentlich Gas gegeben, sagt Karen White in Interviews zum neuen Album.

Eine Balance war verlorengegangen, wie sich Karen Elson erinnert, und das Gedicht „Double Roses“ sollte ein Leitfaden werden, diese wieder zu finden. Klingt ein wenig therapeutisch.

Ein weiterer wichtiger Punkt für das zweite Album von Karen Elson ist das Album „Storm“ von den 1970er Jahre Rock-GigantInnen Fleetwood Mac. Karen Elson war gerade in Paris, arbeitete zehn Tage, oder besser zehn Nächte, als Model. Dort in Paris ging ihre neue Liebe in die Brüche. Die Textzeile „But never have I been a blue calm sea, I have always been a storm“ vom Song „Storm“ von Fleetwood Mac bekam für Karen Elson nun eine besondere Bedeutung. Auch bei Fleetwood Mac lagen die Beziehungen in Trümmern, damals als sie eine der größen Bands überhaupt waren.

Americana Sound und Dark Stuff

In den vielen Jahren, die Karen Elson schon in Nashville, Tennessee lebt, hat sie den musikalischen Vibe dieser Stadt, diesen Americana-Sound des Country beinahe schon verinnerlicht, in guter wie auch in nicht so guter Form. Sie singt aber nach wie vor in pristinem britischen Englisch.

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Mit der semiakustischen Gitarre umgehängt, erscheint Karen Elson fast wie eine neue Emmylou Harris, jene Folk-Ikone aus den Staaten, in deren Songs auch immer viel Tragik und tiefe Melancholie war. Aber Karen Elson ist aus Manchester und kennt Joy Division und den Post-Punk ihrer Heimatstadt.

Das Dunkle in ihren Songs kommt also zum Teil auch von daher. Etwa wie sie sich am Albumcover zeigt: dunkles Wasser, fast so schwarz und schwer anmutend wie dickes Öl. Dieses Wasser steht Karen am Albumcover mehr als bis zum Hals; ihr Mund ist bereits unter Wasser, die Nase und der Rest ihres zarten Kopfes sind noch zu sehen. Ein packender Goth Vibe. Manchester meets New Orleans, via Nashville.

The honeymoon is over

Ist „Double Roses“ also doch eine direkte Fortsetzung vom ersten Album „The Ghost Who Walks“ ? Nein, denn die „murder ballads“ der Karen Elson waren damals noch spielerischer, ja, fast „gespielt“, während die Sache jetzt nun ernst ist.

Die bedrohlichen Fluten vom Albumcover werden natürlich auch in den Songtexten zum Leben erweckt, etwa im zart-nervösen „Hell And High Water“, im wunderschönen „Calling Your Name“, wo Karen Elson von „dark waters“ erzählt und davon, dass das Leben unter den Sternen zu harsch ist, oder im klassischeren „Distant Shore“, wo Elson mit süßer Tapferkeit singt: „I watched you slip through my fingers, I saw the ship change course, and out in the waves your spirit lingers as the ghosts rise up from the sea.“

Karon Elsons großes Netzwerk

„Double Roses“ wurde in Los Angeles eingespielt, und nicht in Jack Whites Studio in Nashville. Karen Elson brauchte Abstand zur Stadt. Die Gäste am Album sind zahlreich und ziemlich hochkarätig, für Karen Elson aber keine große Sache. In L.A. komme immer mal schnell jemand vorbei, wenn man im Studio ist und Songs einspielt.

Auf „Double Roses“ singt etwa die englische Singer-Songwriterin Laura Marling die Backing Vocals, der Produzent von „Double Roses“, Jonathan Wilson, hat sie mitgebracht. Patrick Carney von den Black Keys ist mit dabei und wenn man noch einmal einen Drummer braucht, kommt eben schnell einmal Josh Tillman aka Father John Misty vorbei. It´s as simple as that. Karen Elson ist gut vernetzt.

Tolle Platte, tolle Frau. Finanziert hat Karen Elson ihr neues Album übrigens selbst, durch ihre Modelling Jobs, die sie auch mit Ende 30 noch macht. In naher Zukunft möchte sie das Modeln aber zurückschrauben. In einem Interview mit dem britischen i-D Magazine meinte Karen Elson dazu Folgendes: „Let´s see how it all goes. I don´t envision myself in the next five or six years modelling. As I get older, it would be nice for things to evolve a little differently. The idea of flying all over the world to do photo shoots isn´t as fun to me as flying all over the world to sing my heart out.“

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