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Mädchen beim Wiener Töchtertag an der TU Wien

Astrid Knie

Unterwegs beim Töchtertag

Friseurin, Einzelhandels- und Bürokauffrau: Die drei beliebtesten Lehrberufe bei Mädchen. Doch seit ein paar Jahren entscheiden sich immer mehr Mädchen für technische Berufe. Initiativen wie der Wiener Töchtertag können diese Entwicklung fördern.

von Lukas Lottersberger

Der „Girls’ Day“, an dem Mädchen und Frauen mehr oder weniger aktionistisch dazu motiviert werden sollen, auch klassische Männerberufe in Betracht zu ziehen, heißt in Wien „Töchtertag“. In diesem Jahr hat der über 2.800 Mädchen angelockt. Mehr als 70 davon wollten beim Wiener Töchtertag heute einen Einblick ins Rettungswesen bekommen.

Sie bekommen im der Garage der Wiener Berufsrettung verschiedenen Bergegeräte gezeigt: Vom Bergetuch über die Schaufeltrage, bis hin zur Vakuum-Matratze. Letztere wird verwendet, um Patienten mit schweren Brüchen stabil zu transportieren. Mithilfe des Abpumpgeräts wird im Inneren der Matzratze ein Unterdruck erzeugt, sie wird dabei in Form gebracht, während eine Schülerin auf ihr liegt und Patientin spielt.

Der Sanitäter, der den Schülerinnen das Prozedere zeigt, erklärt wozu die Pumpe normalerweise verwendet wird: „Damit kann man zum Beispiel Erbrochenes aus der Mundhöhle absaugen.“ Ein etwas angeekeltes Raunen geht durch die Runde.

Beim Töchtertag wird gezeigt, wie eine "Vakuum-Matratze" funktionieren

FM4/Lukas Lottersberger

Einen Steinwurf neben dem RTW steht der „Katastrophen-Zug“. Ein LKW-großer Sonderwagen, der bei Großeinsätzen verwendet wird. Dort legt ein Sanitäter den Schülerinnen eine Blutdruckmanschette und das Pulsoximeter an und erklärt die Werte, die auf einem Display erscheinen. Eine Freiwillige scheint einen etwas erhöhten Puls zu haben. „Da können wir davon ausgehen, dass sie ein bisschen nervös ist“, lautet die Diagnose des Sanis. Ins Krankenhaus muss sie nicht.

Lipgloss & zerbrochene Rosen

Rund 160 Unternehmen und Einrichtungen in Wien haben am Töchtertag für Interessierte ihre Türen geöffnet und bieten Einblicke in Berufe, die teilweise auch heute noch typische Männerdomänen sind.

Die zweite Station, die ich mir heute noch ansehe, ist die Technische Universität Wien. Hier liegt der Frauenanteil momentan circa bei 27 Prozent - das sind immerhin mehr als bei der Berufsrettung, wo nur etwa fünf Prozent Frauen vertreten sind. In einem Chemielabor der TU ist eine weitere Gruppe Mädchen gerade dabei einfache, aber recht beeindruckende Experimente durchzuführen.

Durch Flüssig-Stickstoff zerbrochene Rosen

FM4/Lukas Lottersberegr

Durch Stickstoff zerbrochene Rosen

So haben die Mädchen ein Fluoreszin angerührt, den pH-Wert zahlreicher Haushaltssubstanzen gemessen und Rosen in Flüssig-Stickstoff getaucht, um sie danach zu „zerbrechen“. Ganz ohne Klischee scheint es doch nicht zu gehen: Die Laborantinnen zeigen den chemieinteressierten Mädchen auch, wie man Lipgloss selber machen kann. In kleinen Zylindern schmelzen sie Bruchstücke eines Lippenstifts und vermischen alles mit, Bienenwachs, Ölen und Duftstoffen. Den Lipgloss gießen sie schließlich in einen Tiegel und dürfen ihn behalten.

Metalltechnik bei Mädchen immer beliebter

Vor 15 Jahren haben sich noch 53,1 Prozent der weiblichen Lehrlinge entweder für den Lehrberuf Frisörin, Einzelhandels- bzw. Bürokauffrau entschieden. Technische Berufe waren damals keine unter den Top-10-Lehrberufen. Zwar sind die drei genannten Lehrberufe weiterhin die beliebtesten bei den Mädchen, doch der Wert ist inzwischen auf 45,3 Prozent zurückgegangen.

Die Lehrlings-Statistik der Wirtschaftskammer (WKO) zeigt u.a., welche Berufe bei Mädchen und Burschen am beliebtesten sind.

Metalltechnik ist seit einigen Jahren der beliebteste Lehrberuf bei Burschen. Doch seit 2013 ist Metalltechnik auch unter den 10 beliebtesten Lehren bei Mädchen: 875 haben sich letztes Jahr für diese Lehre entschieden. Im Vergleich zu den Burschen (10.056) immer noch sehr wenig, aber ein gewisser Bann scheint gebrochen.

Und was glauben die Teilnehmerinnen des Töchtertags, wie man Mädchen mehr für technische und „typische Männerberufe“ begeistern kann? „Wenn man die Berufe gut erklärt, erfährt man auch viel“, meint Anais. Ihre Freundin Hannah schießt gleich nach: „Wenn man ihnen mehr Mut macht und sagt, dass Technik auch etwas für Frauen ist.“ Und Hannah weiß auch schon genau was sie studieren möchte: „Maschinenbau“, erklärt sie, „weil man da viel basteln kann.“

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