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Concept Art aus "Rime": der Bub und die Insel

Tequila Works

Gängige Geheimnisse

Das Puzzle-Abenteuerspiel „Rime“ führt uns auf eine mysteriöse Insel, deren untergegangene Zivilisation wir erkunden. Das spielt sich gut, bedient aber auch einige Klischees.

von Robert Glashüttner

Wir sind an Land gespült worden und erst, wenn wir einen Knopf am Controller drücken, steht unser junger Abenteurer langsam und erschöpft auf. Die Insel hier ist so wunderschön wie sonderbar. Himmelblaues Meerwasser spült um felsige Küsten, und dichtbewachsene Klippen ziehen sich durch die Landschaft.

Hier gibt es aber nicht nur malerische Natur, sondern auch von Menschen - oder einer sonstigen Intelligenz - geschaffene Bauwerke. Als erstes fällt eine mächtige, aber fragile Brücke auf, die ihre besten Jahre bereits hinter sich hat. Sie zieht sich elegant zu einer kleinen Anhöhe im Meer.

Bildschirmfoto aus "Rime": eine lange Brücke

Tequila Works

Schreien und singen

Wir laufen aber erst mal ins Landesinnere und erkunden die Insel. Kein Zweifel: Hier gab es eine Zivilisation: Da sind alte Straßen, und bald schon sehen wir auch Statuen, Brücken, Tore und Türme.

Unser Bub hat neben Laufen, Springen und Klettern nur zwei Interaktionsmöglichkeiten: nehmen bzw. benutzen und schreien bzw. singen. Wenn wir etwa bestimmte Stein-Statuen anbrüllen, entweicht aus ihnen Energie und öffnet einen Eingang. „Rime“ ist visuell opulent und detailreich, aber spielerisch minimalistisch: Hier wird nichts erzählt oder erklärt. Wer wir sind, wie wir hierher kamen und was hinter den seltsamen Mechanismen steckt, bleibt erst mal komplett im Dunklen und muss von uns selbst herausgefunden werden.

Unsere Hauptaufgabe besteht darin, Rätsel zu lösen, die in erster Linie mit Licht und Schatten, Ton und Perspektive zu tun haben. Zum Beispiel müssen wir in einem runden Raum, in dem unterschiedliche Statuen stehen, einen großen Würfel so platzieren, dass ein ganz bestimmter Schattenwurf entsteht. Der öffnet dann drei kleine Türchen, hinter denen sich Schalter befinden, die wir aktivieren, indem wir einen unserer Schreie ausstoßen.

Das kommt uns alles bekannt vor

Eine beeindruckende Landschaft, verwinkelte Höhlen, eine untergegangene Zivilisation, antike Maschinen, imposante Architektur und ein Protagonist, der all dem auf den Grund geht. Dazu ein mit vielen Streichern gefütterter, etwas kitschiger Soundtrack. Man kann „Rime“ nicht ganz von erfüllten Klischees freisprechen, denn solche Settings haben wir in Computerspielen und auch diversen Disney-Filmen doch schon recht oft gesehen.

Bildschirmfoto aus "Rime": antike Maschinen

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Eine Gleichgültigkeit, die man nicht möchte

Auch die Puzzles und das Weiterkommen im Spiel fühlen sich an manchen Stellen fast schon zu geradlinig an. Weil das Spiel quasi gänzlich ohne Hinweise und Sprache auskommt, ist dafür das Level-Design an den meisten Stellen derart unmissverständlich ausgefallen, dass es das Spielen und Rätsellösen fast schon langweilig macht - was gerade bei einem Abenteuerspiel ein absurdes Gefühl ist.

Das Puzzle-Action-Adventure „Rime“ von Tequila Works ist für Windows, PS4 und Xbox One erschienen.

„Rime“ ist über drei Jahre in Entwicklung gewesen und hat das kleine spanische Entwicklerstudio Tequila Works mit einigen Ups and Downs an seine Grenzen gebracht. Das nun vorliegende Game hat zwar eine hohe Produktionsqualität, aber eine fast schon zu perfekte Anmutung: Alles hier ist ein bisschen zu smooth, ein bisschen zu stimmungsvoll, ein bisschen zu einfach.

Bildschirmfoto aus "Rime": der Bub erforscht die Insel

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Am ergiebigsten ist „Rime“, wenn man es zügig zusammen mit einer zweiten Person spielt und sich so gemeinsam am mysteriösen Setting und der wirklich hübschen Grafik erfreut. „Rime“ ist ein gutes Spiel geworden, das sich flüssig spielt und schöne Momente hat. Doch die große Erfüllung, die sich viele SpielkulturfreundInnen erhofft haben, ist das Game leider nicht geworden.

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