Hans Hurch - ein streitbarer und streitlustiger Geist ist tot
Von Petra Erdmann
Seit Mitte der 1970er Jahre war Hans Hurch eine intellektuelle, streitlustige und auch streitbare Stimme im österreichischen Filmgeschehen, das er gerne provokant mitgeprägt hatte. Den Zweck seiner Tätigkeit hat Hans Hurch einmal mit einem Zitat des französischen Filmkritikers André Bazin untermauert. Es ginge ihm darum, „den Schock des Kunstwerks (zu) verlängern“.
Über Jahrzehnte - bis zuletzt als einer der längstgedienten Kulturmanager des Landes - hielt Hans Hurch unbeirrbar an einer kompromisslosen Viennale-Programmierung fest. Die dort gezeigten Spiel- und Dokumentarfilme und experimentellen (Kurz-)Formate haben vor allem die Magie des Randständiges im aktuellen und vergangenen Kinozirkus ins Zentrum des Betrachters gehievt.
So wenig wie Hurch in seiner Filmauswahl beim Publikum nach Mehrheitsfähigkeit suchte, so sehr konnte man sich jedes Jahr aufs Neue auf eine viel diskutierte Eröffnungsrede des Viennale-Direktors im schwarzen Anzug gefasst machen, die im besten Sinne missionarisch und pointiert, vor allem aber eine subtil ironische Analyse des heimischen Polit- und Kulturzustandes war.
APA / Herbert Neubauer
Als Filmkritiker hatte Hans Hurch ab 1978 die Filmredaktion der Wiener Stadtzeitung „Falter“ aufgebaut, für die er 10 Jahre - und später in Gastkommentaren - geschrieben hatte. Danach arbeitete er als Drehbuchautor und Regieassistent in Deutschland, Italien und Frankreich, u.a. für das von Hurch über alles geschätzte Filmemacher–Paar Jean-Marie Straub und Danièle Huillet. Ihr Werk steht politisch weit links abgewandt von einem klassischen Erzählkino und gilt als schwer zugänglich.
Den „Straubs" verdanke er, so hat Hurch in einen Interview formuliert, die Fähigkeit, Filme zu sehen und zu verstehen: „Ich will, dass der Film mich nicht einfach an mir vorbei behandelt, wie jemand, der am Schluss einfach nur zahlt - wobei es mir nicht ums Geld geht, das Kinogehen kostet eh nichts, aber bei den Straubs habe ich gesehen, dass es keinen Gegenwert dafür gibt.“
APA
Noch bevor Hans Hurch ab 1997 die Viennale in ein international hoch geschätztes und erfolgreiches Cineasten-Treffen verwandelte, hatte er zum 100-jährigen Bestehen des Kinos als Kurator des Projekts "hundertjahrekino“ auch die politische Dimension des Kinos in Österreich gestärkt.
Vor zwei Jahren hatte Hans Hurch seine Verlängerung als Viennale-Direktor bis Ende 2018 noch kommentiert: „Ich bin nicht die Viennale. Ich mache die Viennale nicht alleine, auch wenn ich sie sehr geprägt habe“.
Wir werden unser Möglichstes tun, um die diesjährige Viennale in seinem Sinne zu gestalten", hieß es in einer ersten Stellungnahme des Viennale-Teams nach dem unerwarteten Tod seines Direktors Hans Hurch.
In tiefer Trauer geben wir Nachricht vom Ableben unseres lieben Direktors Hans Hurch, der am Sonntag, dem 23. Juli 2017,...
Posted by Viennale on Montag, 24. Juli 2017
Publiziert am 24.07.2017