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Meine Freundin Reni hat geheiratet. Das ist an sich ganz toll. Das war ihr Hauptziel in den letzten fünf Jahren. Ich war sehr gespannt, welcher ihrer Liebhaber der Glückliche sein wird: der australische Atomphysiker, der indische IT-Spezialist oder Hippie aus Amsterdam. Bei allen drei hatte sie es fast geschafft.

Reni gab immer alles in ihren Beziehungen. Sie versuchte sich so gut sie kann in die Welt ihrer Männer zu integrieren. Als sie mit dem Australier zusammen war, lernte sie wie ein echter Aussie zu sprechen. Sie hörte sich ganz wie Crocodile Dundee an. Der Australier aber verschwand plötzlich aus ihrem Leben. Er kündigte seine Arbeit im seinem Labor in Köln und verreiste in seine Heimat ohne sich zu melden. Vielleicht hatte er Angst vor der Machete bekommen, die sich Reni neulich gekauft habe.

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Mit dem Inder war es noch komplizierter, denn als sie mit ihm zusammen war, sprach Reni plötzlich wie ein HP-Callcenter-Mitarbeiter aus Uttar Pradesh. Ihr Haus roch so sehr nach Tandoori Huhn, dass die Nachbarn schon vermuteten, dass ein illegales indisches Restaurant eröffnet hätte. Doch auch der Inder verschwand plötzlich spurlos.

Am schwersten war es mit dem Hippie Holländer. Da sie keine Joints verträgt, musste Reni Zither spielen lernen um ihrem Liebsten zu gefallen. Hier war sie aber Schuld am Zusammenbruch der Beziehung, denn der Hippie reiste nach Tibet um unter freiem Himmel zu leben. Reni kann aber Kälte nicht vertragen und weigerte sich ihm zu folgen.

Am Ende doch...

Schlussendlich hat sie jetzt doch geheiratet. Einen Deutschen. Der Mann ist ein ehrenhafter Magister Pharmazeut, der in der Apotheke seiner Eltern arbeitet, die sie seit vier Generationen betreiben.

Das Problem ist, dass Reni ganz gut Deutsch spricht, ihr Mann aber will, dass sie Französisch spricht. Vielleicht, weil sie sich in Lyon kennengelernt haben. Reni arbeitet stark an ihrem französischen Akzent, da sie ihrem Mann gefallen will. Ihr „r“ ist schon ganz französisch und wahrscheinlich kennt man sie im Dorf in der Nähe von Frankfurt, wo sie wohnt, als die „Franzosenbraut“. Das macht ihren Mann ganz glücklich.

Er wollte nicht, dass sich im Dorf rumspricht, dass seine Frau eigentlich aus Bulgarien ist. Reni spielte gerne mit. Sie haben ein Kind bekommen. Sie nannten das kleine Mädchen ganz französisch Michèle. Ihre französische Idylle war vollkommen. Bis das Kind zu sprechen begann. Es schaute seinen Vater an und sagte auf Bulgarisch :“Tate!“, statt das französische „Papa!“ Nichts konnte das Kind dazu bringen, seinen Vater anders zu nennen. Der Apotheker bekam einen Nervenzusammenbruch. Gut, dass sein Vater, ein erfahrener Pharmazeut zu ihm sagte: „Es gibt keine Heilung! Versuch das Kind nicht zu heilen, du musst geheilt werden!“

Renis Eheman nahm den Ratschlag seines Vaters an. Ab dann hatte er kein Problem mehr, dass ihn das Kind „Tate“ nennt. Er forderte es sogar öffentlich zu machen. Den Nachbarn erzählte er, dass das ein eigenartiger französischer Dialekt aus den Pyrenäen sei. Und die arme Reni erforscht jetzt alle Pyrenäendialekte.

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