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Bill Murray auf der Berlinale 2018

Richard Hübner/Berlinale 2018

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Bären-Überraschungen unter den Berlinale-Gewinnern

Überraschungen und Preisträger mit roten Backen bei der Preisverleihung der Berlinale. Die österreichische Doku „Waldheims Walzer“ von Ruth Beckermann wird als Beste Dokumentation ausgezeichnet.

Von Petra Erdmann

Juryvorsitzender Tom Tykwer hat der Berlinale-Moderatorin Anke Engelke vor der Bären-Vergabe regelrecht gedroht. Seine internationale Jury würde ihre Arbeit auf den 68. Filmfestspielen in Berlin mit einer Überraschungsquote von 50:50 beenden. Sie würde ein „Kino der Zukunft“ auszeichnen.

Gesagt, getan. Kaum ein Kritiker hätte mit dem Goldenen Bären für die Sexumentary „Touch me not“ gerechnet. Die Rumänin Adina Pintilie hat zuvor noch den Preis für den besten Erstlingsfilm entgegen genommen, als der perplexen 37jährigen auch noch der Hauptpreis für den Besten Film überreicht wurde.

Adina Pintilie

Richard Hübner/Berlinale 2018

Adina Pintilie

In der experimentellen Doku „Touch me not“ wollen eine angeblich asexuelle Regisseurin und zwei Begleiter ihre verstockte Sexualität und Initimität mit einem Forschungsprojekt neu entdecken. Explizit nahe Körper- Szenen auch mit behinderten Menschen haben die einen gelangweilt und andere schockiert aus dem Berlinale-Kinosaal vertrieben.

Filmstill: Touch me not

Berlinale

Der Publikumsstar der Bären-Zeremonie war Samstag Abend eindeutig ein lässiger Bill Murray. So konnte man sich im Vorfeld ausrechnen, dass für den wunderbaren Stop Motion Animationsfilm „Isle of Dogs“ über unterdrückte Hunde etwas abfallen wird. Auch war es angesichts von Tykwers radikalen Versprechungen zu Beginn der Berlinale-Show beruhigend, Bill Murray nicht zum besten Schauspieler zu küren. Murray hatte einem der verbannten Tiere in „Isle of Dogs“ nämlich seine Stimme geliehen.

Es war der Silberne Bär für die Beste Regie, die an Wes Anderson ging und den Bill Murray in Vertretung in Empfang genommen hat und das nicht ohne lakonischen Zusatz: „Ich hätte nie gedacht, das ich als Hund zur Arbeit gehe und mit einem Bären nach Hause komme."

Weitere Überraschungen auf der Preisverleihung sorgte die Wahl zur Besten Schauspielerin und zum den Besten Schauspieler. Viele haben damit gerechnet, dass der fantastische deutsche Shootingstar Franz Rogowski mit einem Silbernen Bären belohnt werden könnte. Rogowski hat mit „Transit“ und „In den Gängen“ in gleich zwei Wettbewerbsfilmen der Berlinale beeindruckt.

Für die Jury hat aber der junge Franzose Anthony Bajon die eindringlichste Performance als betender Ex-Junkie in Cedric Kahns „La prière“ abgeliefert. Bajon hat den Preis mit roten Bäckchen abgeräumt.

Anthony Bajon

Richard Hübner/Berlinale 2018

Hier alle Berlinale-Preise auf einen Blick unter www.berlinale.de

Seine Filmrolle hat der 23jährige Schauspieler verhalten und verschlossen angelegt genauso wie die ausgezeichnete Ana Brun aus Paraguay. Brun spielt in „Las Herederas“ eine alternde Frau, deren langjährige lesbische Beziehung durch finanzielle Schwierigkeiten Veränderung erfährt.

#Regisseurinnentoo - Hohe Frauenquote unter den Berlinale-Gewinnern

Auch die Regisseurin Małgorzata Szumowska war keine hohe Favoritin im Bären-Rennen. Dennoch überzeugte sie mit ihrer Farce „Twarz“ über das heutige provinzielle Polen. Dort scheitert ein verunstalteter Heavy Metal Fan an der erzkatholischen und kleingeistigen Enge seiner Umgebung.
Und auch eine Österreicherin befindet sich unter den diesjährigen Berlinale-Preisträgern. Ruth Beckermanns Film „Waldheims Walzer“ wurde als beste Dokumentation ausgezeichnet.

Filmstill aus "Waldheims Walzer"

Filmladen

„Waldheims Walzer“ zeigt hauptsächlich anhand von internationalen Fernseh-Archivmaterial den Präsidentschaftswahlkampf des Kandidaten Kurt Waldheim, der seine Nazi-Vergangenheit verleugnet hatte.

Ruth Beckermann bedankte sich bei der Jury mit einer Rede, in der sie bedauert, dass ihr Film gerade heute wieder aktuell sei. „Das ist ein Film, der zeigt wie man mit Populismus, Anti-Semitismus und Rassismus Wahlen gewinnen kann“, so Beckermann. „Also wenn wir an Orban, Trump und unsere Herren Kurz und Strache denken, dann sieht man, dass es immer wieder damit funktioniert Wahlen zu gewinnen und das Volk aufzuhetzen. Mehr als die Hälfte der jeweiligen Bevölkerung klatscht auch noch dazu.“ Im März wird „Waldheims Walzer“ auf der Diagonale in Graz zu sein und im Herbst regulär in den Kinos starten.

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