FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Princess Nokia zeigt den Mittelfinger

princessnokia.org

Wer braucht schon Genregrenzen

Als toughe New Yorker MC berühmt geworden, biegt Princess Nokia nun in Alt-Rock-Gefilde ab. Wir haben uns ihr neues Mixtape „A Girl Cried Red“ angehört.

Von Dalia Ahmed

Die afro-puertorikanische New Yorkerin Princess Nokia hat ein neues Mixtape draußen. Auf „A Girl Cried Red“ klingt sie aber nicht mehr nach tougher HipHop MC, sondern besinnt sich auf ihre Teenage Angst und ihre Jugend als Goth- und Emokid zurück.

Bereits auf ihrem Debütalbum „1992 Deluxe“ erzählt uns Princess Nokia, dass sie als „Weirdo“ und Außenseiterin aufwuchs. Statt wie viele andere POC und Latinx-Jugendliche hörte sie nicht nur HipHop und RnB, sondern hauptsächlich Metal und Punk. Und obwohl der Rock (und Punk) ja eine schwarze Erfindung ist, überrascht es noch heute viele, wenn schwarze Kinder, Jugendliche und Erwachsene offenbaren, dass sie Gitarrenmusik mögen. Die Plattform und Festivalreihe Afropunk widmet sich deshalb auch genau dieser Kultur und erschafft Räume und Diskurse, bei denen POC-Kids nicht nur auf die Bad Brains und Fishbone reduziert werden, wenn sie erzählen, dass sie Punk und Rock hören.

Mit „A Girl Cried Red“ macht Princess Nokia einen weiteren Schritt Richtung Sichtbarkeit für alternative Formen der „Blackness“. Ihr Mixtape ist eine Vermengung von gerapptem und gesungenem Wort mit Instrumentals, die mal nach Alt-Rock, Lo-Fi Pop, Trip-Hop, Punk, Soul, Boom-Bap und auch Trap klingen.

Den roten Faden bildet dabei die Traurigkeit der Themen und ihres (Sprech-)Gesangs. Während die Beats sich aus mehreren Inspirationsquellen zusammensetzen, sind die Lyrics pure Emo- und Punkemotionalität. Hier wird sich nicht mehr tough als „G.O.A.T.“ (Greatest of All Time) deklariert. Princess Nokia zieht sich in ihr Innerstes zurück und schreibt Musik, die mit Zeilen wie „Smash my heart in pieces, it looks so good on the floor“ danach klingt, als wäre sie im Jugendzimmer entstanden - mit einem Sunny Day Real Estate-Poster an der Wand und Bikini Kill Zine im Regal.

Die in klassischer Punk Manier kurz gehaltenen Tracks am 8 Titel umfassenden Tape behandeln die gewohnten Princess Nokia Themen. Außenseitertum und Trauer. Trauer aus einer Grundverstimmung heraus, aber auch Trauer und Frustration aufgrund äußerer Umstände. Rassismus, Sexismus, Armut und das frühe Ableben ihrer Mutter nach einer Aidserkrankung.

Princess Nokias Aktivismus macht sie zu einer Musikerin in der Tradition der Riot Grrrl Bewegung. Bei ihren Shows ruft sie auch schon mal „Girls to the front“ und bietet Identifikationsraum für die „weirdo“ Mädchen mit Songs wie „Tomboy“ (1992 Deluxe) oder „Look Up Kid“ (A Girl Cried Red)

Destiny Frasqueri, wie Princess Nokia mit bürgerlichem Namen heißt, scheißt auf die Klassifizierung als reiner Rap Act. Das hat sie uns schon mit anderen Projekten bewiesen: „Honeysuckle“ ist ein Soul und Spoken Word Mixtape und das Debütmixtape „Metallic Butterfly“ kling trancig und nach Breakbeat.

Auch wenn „A Girl Cried Red“ für Fans von „1992 Deluxe“ anfangs noch befremdlich klingen mag, steigt man nach einigen Malen hören auf den Emozug mit auf. Denn obwohl Princess Nokias Entscheidung sich außerhalb von Genregrenzen zu bewegen, ihren Fans ein stetes Umdenken abverlangt, macht sie es uns doch leicht, indem ihre Konzeptalben immer auf einem HipHop-Unterbau fußen und ihr Flow über jeder Art von Beat und Instrumental fließt.

mehr Dalia Ahmed:

Aktuell: