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Die Band in einem kleinen Ausflugsboot auf einem See

Avec Plaisir Records

FM4 Schnitzelbeats: Crazy Temple

Heimische Musikhistorie neu entdecken – aus aktuellem Anlass: Das Berliner Label Avec Plaisir hat vergessene Aufnahmen der obskuren oberösterreichischen Teenagerformation Crazy Temple aus den frühen 1980er-Jahren ausgegraben. Mit dem Resultat, dass sich die Band spontan wiedervereinigt hat. Aber eins nach dem anderen.

Von Al Bird Sputnik

Die Geschichte beginnt irgendwann in den späten 1970er-Jahren im oberösterreichischen Salzkammergut, wie Günter Schiller, der ehemalige Bandleader von Crazy Temple, ausführt: „Ich bin in Linz aufgewachsen und mit 16 nach Gmunden gekommen. So circa 1978 oder 1979 habe ich einige Musiker und spätere Freunde kennengelernt. Da war einfach das Thema: Könnten wir uns nicht zusammentun und eine Band gründen? Daraus wurde dann Crazy Temple.“

Die Band vor einem Klavier

Avec Plaisir

Crazy Temple

Musikalische Einflüsse stammen von der Linzer Symphonic-Rock-Band Eela Craig und den einschlägigen Genre-Größen der Ära – von Pink Floyd bis Led Zeppelin. Geprobt wird im Schloss Ebenzweier im ehemaligen Kompositionszimmer von Franz Schubert, wo die Band mit der Zeit einen eigenständigen Sound entwickelt. Auch bei Livegigs können Crazy Temple überzeugen. Beim regionalen Bandwettbewerb „Talente 79“ in Wels zum Beispiel kann die Gruppe den ersten Platz erringen. Der nächste logische Schritt führt in das Aufnahmestudio von Hit Records in Ebensee. „Wir hatten vor, unsere Musik irgendwie zu verewigen“, vergegenwärtigt sich Günter Schiller.

Die FM4 Schnitzelbeats mit Crazy Temple gibt es im FM4 Soundpark zu hören.

Ein Cover mit der Band

Avec Plaisir

Resultat der Bemühungen sind eine MC mit dem Titel „Heavy Birth" sowie die 7“-Single „Homecomer / I wanna stop“, die im Jahr 1980 im Eigenvertrieb der Band erscheinen. „Es war irgendwie wie Urlaub für uns. Es war einfach Spaß“, ruft sich der Gitarrist von Crazy Temple, Herbert Bachinger die Recording Sessions in Erinnerung. „Wir haben während der Aufnahme erst die Lieder fertig komponiert, die im Rohgerüst schon dagestanden sind.“ Ein weiteres Projekt, eine Rockoper zu realisieren, muss auf Eis gelegt werden, da die einzelnen Bandmitglieder nach der Schule zum Bundesheer einberufen werden. Im Jahr 1981 ist letztlich Schluss.

Über die Jahre entwickeln die Aufnahmen von Crazy Temple dann aber ein überraschendes Eigenleben und erreichen übers Internet eine neue Generation von Musikhörer:innen, wie etwa Sandra und Hendrik Stein, die beiden Betreiber:innen des Berliner Reissue-Labels Avec Plaisir Records. Eines Tages stolpern sie auf YouTube über die Aufnahmen und sind angefixt. „Das Besondere an den Songs von Crazy Temple ist diese Mischung aus einer direkten, jugendlichen und unperfekten Energie, gepaart mit einer ungewöhnlichen Tiefe und Komplexität der Songtexte und Melodien, die man von jungen Musikern von 16, 17, 18 Jahren nicht erwarten würde“, analysiert Sandra Stein. Und nach einigen Mails mit den ehemaligen Bandmitgliedern folgt die Entscheidung, einen Re-Release zu produzieren.

Neuauflage einer Platte

Avec Plaisir

Avec Plaisir Records auf Bandcamp, Soundcloud und Instagram

Fast forward in den Mai 2024: Es liegt uns nun also eine 12"-EP mit sechs Nummern aus der Crazy-Temple-Diskographie vor, angereichert mit Edits, die Sandra Stein unter ihrem Alias Frinda di Lanco angefertigt hat. Limitiert auf 500 Stück ist der Tonträger ab sofort bei Avec Plaisir erhältlich. Anlässlich der Veröffentlichung hat sich die Band sogar wiedervereinigt, um ein Livekonzert zu geben, das erste seit 43 Jahren. „Jeder hat sich irgendein Instrument geschnappt, irgendeinen Verstärker, irgendwo reingestöpselt“, amüsiert sich Gitarrist Herbert Bachinger, „und dann hat es geheißen: 1 - 2 - 3 - los! Und es hat gleich geklungen wie Crazy Temple.“

Mit herzlichem Dank an Sandra und Hendrik Stein!

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