FM4-Logo

jetzt live:

Aktueller Musiktitel:

Platten auf gelbem Hintergrund

Al Bird Sputnik

FM4 Schnitzelbeats

FM4 Schnitzelbeats: Österreichische Grufti-Musik der 80er-Jahre

Die FM4 Schnitzelbeats verweilen in den 1980er-Jahren, um – einmal mehr – vergessene Perlen der heimischen Musikgeschichte ans Tageslicht zu befördern.

Von Al Bird Sputnik

Unter dem Einfluss von prägenden Formationen wie Siouxsie and the Banshees, Bauhaus, The Cure oder Nick Cave’s Birthday Party entstand in den 80er-Jahren auch in Österreich eine kleine, aber recht aktive Dark-Wave- und Goth-Rock-Szene. Außenstehende haben diese einschlägigen Klänge häufig als “Grufti-Musik” tituliert oder als exzentrische Szene-Spinnerei abgetan, doch in der Retrospektive machen heimische Dark-Wave-Produktionen der Ära wirklich gute Figur – und sind es wert, neu entdeckt zu werden.

Wir haben vier Bands mit deren jeweils einzigen LP-Veröffentlichungen ausgewählt. Tonträger, mit denen sie anderswo vielleicht hätten Karriere machen können. Aber was weiß man schon?

Panzaplatte

Al Bird Sputnik

Die österreichischen Joy Division

Die Wiener Neustädter Postpunk-Band Dämmerattacke machte erstmals im Jahr 1980 auf sich aufmerksam. Nach einem Demo-Tape und einer 7”-Single nahm die Gruppe im Jahr 1982 das dichte und äußerst eigenständige Album “Tausend Seen” auf, das in der Rückschau als eine der gelungensten LP-Produktionen der heimischen New-Wave-Ära reüssieren kann. Treibend, düster und zugleich höchst eingängig haben sich Dämmerattacke hier als die “österreichischen Joy Division” verewigt. Wer sich eingehend mit der Geschichte der kleinen Wiener Neustädter Szene (mit empfehlenswerten Bands wie Westblock, Zerbrechlich, Bates Men oder X-Beliebig) auseinandersetzen möchte, dem sei der Dokumentarfilm “Und es fängt von Neuem an” (Regie: Karin Neumüller & Bernd Bechtloff) mitsamt seines umwerfenden Soundtracks ans Herz gelegt.

Synoptik Records

Al Bird Sputnik

Avantgarde meets Industrial

Dass man für Dark Wave nicht immer Gitarren braucht, hat die nächste Band schön veranschaulicht: Bizarre Ko.Ko.Ko – entstanden aus der Wiener Experimental-Formation Cultural Noise – haben der Nachwelt zwar nur eine einzige LP hinterlassen, die hat es dafür aber in sich. “00 Time” aus dem Jahr 1984 ist ein bleischweres Avantgarde-Album, gezimmert aus flächigen Synthesizer-Kulissen und Industrial-Lautmalereien. (Ist das eigentlich schon Techno?) Die abstrakte Malerei des Cover-Artworks und Songtitel wie “Retracting The Reflected Consciousness Of All Having Come To Into Being” oder “Burning Bog Brain” tun ihr Übriges: Diese Herrschaften waren völlig in ihrer eigenen Welt und haben komplett auf alle Trends der Zeit geschissen.

Dum Dum Records

Al Bird Sputnik

Experimentelles Duo mit Club-Hit

Als sich die Schauspielerin und Strasberg-Schülerin Daniela Gaetz mit dem Gitarristen Max Posch in Wien zusammentat, spielten sie als experimentelles Duo Damae einige bemerkenswerte Gigs in Wiener Szene-Lokalen. Und auch im Studio hat es die Band ganz schön krachen lassen. Unter dem Namen Damae hat sich das Paar im Jahr 1987 mit dem Album “Contort” gekonnt verewigt. Und auch ein richtiger Club-Hit ist dabei entstanden: “Boy Quixote”, das wir anlässlich der heutigen Schnitzelbeats-Ausgabe auf den Plattenteller hieven.

Ton Um Ton Records

Al Bird Sputnik

DIY und feministische Selbstermächtigung

Und zu guter Letzt widmen wir uns der vielleicht bekanntesten österreichischen Dark-Wave-Band der 1980er: Astaron, einem Duo aus dem Umfeld des Wiener Szenelokals Blue Box, bestehend aus Angie Mörth (zuvor bei Viele Bunte Autos) und Martina Aichhorn (danach bei The Rose Club). Die experimentelle Formation trat ab 1985 mit opulent gestalteten Demo-Tapes in Eigenauflage und aktionistischen Live-Shows in Erscheinung, ehe sie 1988 ein selbstbetiteltes Album auf den Markt brachte: Eine wichtige Lektion in Sachen Do-It-Yourself und feministischer Selbstermächtigung. Aber hört am besten selbst.

Danke für die Aufmerksamkeit und bis zur nächsten Ausgabe der FM4 Schnitzelbeats!

Aktuell: