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Intimspray

Subkulturarchiv Innsbruck

FM4 Schnitzelbeats: Tiroler Punks für’s deutsche Millionen-Publikum

Die heutige Ausgabe der FM4 Schnitzelbeats widmet sich einem wesentlichen Wegbereiter von Punk und New Wave in Österreich: Intimspray aus Tirol. Die Laufbahn dieser oft übersehenen Band findet jedoch – damals nahezu unbemerkt von heimischen Medien – fast ausschließlich in der Bundesrepublik Deutschland statt, wo sie in den frühen 80er-Jahren sogar bis in den Pop-Mainstream vordringen konnten.

Von Al Bird Sputnik

Um die Entstehungsgeschichte der Formation Intimspray zu erforschen, lohnt zunächst eine Reise in die Progressive Rock-Ära der 70er-Jahre: benannt nach dem Protagonisten eines Karl May-Romans, trägt die Innsbrucker Gruppe in jenen Tagen noch den mystisch anmutenden Namen Abu El Mot. Im Jahr 1976 nimmt die Band in Eigenregie eine Single auf, die beim neugegründeten Indie-Label (und späteren Volksmusik-Giganten) Tyrolis erscheint.

Intimspray

Tyrolis

Aus Prog Rock wird eines Tages Punk – und aus Abu El Mot wird dann konsequenterweise Intimspray. Wie es dazu kam, hat mir der Lead-Sänger Heinz D. Heisl einmal – wie folgt – erzählt: „Und irgendwann sind die alle immer besser geworden und haben immer mehr jazzig gespielt. Und je mehr das war, desto mehr ist mir das auf die Nerven gegangen. Und ich hab dann das in England mitgekriegt, die Punk-Bewegung, und hab mir gedacht: ‚Puh, das ist aber nicht schlecht...‘ Mich hat fasziniert: diese Einfachheit und die Kraft.“

Im Zeichen der New Wave-Aufbruchstimmung sind zackige Gitarrenriffs mit bissigen Songtexten nun immens gefragt. Zusätzlich bemüht sich die Band um ein visuelles Gesamtkonzept mit synchronen Tanzschritten und aufeinander abgestimmten Bühnenoutfits. Und die Live-Shows kommen in der kleinen Innsbrucker Szene gut an. „Wir haben nur mitgekriegt, dass immer viel los ist, wenn wir wo gespielt haben“, erinnert sich Heisl. „Da haben wir anscheinend eine Lücke gefüllt.“

Intimspray

Zweite Hand

Im Jahr 1980 veröffentlichen Intimspray eine Single im Eigenverlag („More Dangerous Come Dow / Too Much Monsters“), die besonders in Süddeutschland reüssieren kann und den Weg in die Münchner Punk- und New Wave-Szene ebnet. Rigan Club, Domicile, Marienkäfer, Why Not: so die Namen der Clubs der bayrischen Landeshauptstadt, in denen Intimspray in den frühen 80er-Jahren gastiert. Mit durchschlagendem Erfolg: „Das Besondere an der Münchner Szene war, dass du dort alle Größen getroffen hast. Zum Beispiel, wenn die Stones in München gespielt haben, dann sind die am Abend an der Bar gesessen im Why Not. Oder du bist irgendwo gestanden und neben dir waren Heaven 17. Oder Trio, oder Boy George... Es waren einfach alle dort. Wenn die in München waren, dann sind die alle in dieselben Clubs hingegangen. Und das war natürlich schon ein super Ticket.“

Und es geht weiter bergauf: über die Vermittlung des einflussreichen Musikproduzenten Didi Zill wird die Band im auflagenstarken deutschen Jugendmagazin BRAVO portraitiert und zeitgleich in ein professionelles Aufnahmestudio eingeladen. Anno 1982 erscheint dann das Debüt-Album mit dem schlichten Namen „Intimspray“ (Autobahn Records), das vom Bayrischen Rundfunk prompt als „Platte des Monats“ ausgezeichnet wird.

Intimspray

Autobahn Records

Es folgen zahlreiche Interviews, sowie ein TV-Auftritt der Band in der deutschen 20:15 Uhr -Unterhaltungssendung „Michael Schanze-Show“, in der Intimspray vor einem Millionenpublikum als „the hottest shit“ aus der zeitgenössischen Subkultur präsentiert wird. Wer das dazugehörige Youtube-Video noch nicht gesehen hat, sollte da vielleicht mal draufklicken. Prädikat: Sehenswert.

Im Jahr 1984 gerät die Karriere von Intimspray allerdings abrupt ins Stocken. Als die Band ein zweites Album aufnehmen möchte, konfrontiert das Management die Musiker mit hohen Ablöseforderungen. Daraus resultierende Gerichtsverfahren führen nun auch innerhalb der Formation zu erheblichen Spannungen, ehe sich Intimspray im Jahr 1984 auflösen.

Fast forward: Im Jahr 2018 kommt es zu einer spontanen Intimspray-Reunion. Drei der Original-Mitglieder – Heinz D. Heisl, Heribert „Corny“ Kornfeil und Bill Pugh – tun sich mit einem jungen Drummer (Daniel Homolka) zusammen und schließen dort an, wo die Reise im Jahr 1984 aufgehört hat. Intimspray spielen nun also wieder sehenswerte Live-Shows und haben sogar neue Tonträger im Gepäck. Letzte Woche wurde etwa das Album „Die Butter“ in Wien präsentiert und damit ein rundes Jubiläum besiegelt.

Intimspray

Delle Records

Gratulation an Intimspray zu ihrem fünfundvierzigsten (45) Band-Jubiläum!

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