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Abrocken mit Maggie Rogers: „Surrender“, das neue Album

Die US-Musikerin Maggie Rogers macht nach dem Folk-R&B von „Heard It In A Past Life“ nun einen Richtungswechsel. Grungiger 90er-Jahre Gitarrenpop/Arena-Rock dominiert auf ihrem neuen Album „Surrender“. Einen 80s-inspirierten Track gibt es aber auch, samt einem Gastspiel von Florence And The Machine.

von Eva Umbauer

Maggie Rogers ist jenes „Wunderkind“, das an der New York University einen Musiklehrgang besuchte, dabei einmal den von ihr geschriebenen Song „Alaska“ vorspielte und damit von Gast-„Professor“ Pharrell Williams entdeckt wurde. Das Folk-R&B-Album „Heard It In A Past Life“ folgte, inklusive einer Grammy-Nominierung. Einiges ist seither geschehen, etwa eine fordernde Tour mit Beinahe-Burn-Out. Dann zog Maggie Rogers während der Pandemie zu ihren Eltern in den Ostküsten-Bundesstaat Maine, schrieb sich schließlich an der Harvard Uni in Massachusetts ein, schnitt sich ihre langen Haare ab... und machte das neue Album mit dem Titel „Surrender“.

„Surrender“ ist für Viele das zweite Album von Maggie Rogers. Tatsächlich hat Maggie schon Platten veröffentlicht, als sie noch an der High School war: „The Echo“, ihr Debütalbum, das inzwischen zehn Jahre alt ist, wurde gefolgt vom 2014er Folk-Album „Blood Ballet“. Als Einstieg für Maggies frühe Songs eignet sich auch ihr Compilation-Album „Notes From The Archive: Recordings 2011-2016“.

Maggie Rogers stammt aus dem US-Bundesstaat Maryland. Durch ihre Mutter hörte sie viel Lauryn Hill und Erykah Badu. Sie spielte Harfe im Schulorchester, sang im Chor und schloß sich einer Jazz-Band an. Dann lernte sie das Banjo und begann sich für Folk zu interessieren. Außerdem brachte sich Maggie bei, wie man am Computer Musik macht. Als Maggie Rogers noch an der High School war, gewann sie einen Songwriting-Contest am renommierten Berklee College Of Music.

An der Uni in New York studierte Maggie Rogers dann erst Musikjournalismus, bei einem Studienauslandsaufenthalt in Europa verliebte sich die Amerikanerin in Berlin in elektronische Musik. Zurück in den Staaten verschmolz Maggie ihren Folk mit der Elektronik, der Song „Alaska“ entstand.

Irgendwann waren die Haare ab. Neues stand an. Dieses Neue sollte eine Art klassisches Album werden, klassisch im Pop/Rock-Sinn, so wie der Song „Want Want“, eine der Singles von „Surrender“, oder wie „Anywhere With You“, einem Song, der nicht nur zum Weinen schön ist, sondern der mit seinem 90er-Jahre-Grunge-Girl-Vibe schon jetzt ein Klassiker ist.

Patti Smith-Fan Maggie Rogers nennt einen ihrer neuen Songs „Horses“, es handelt sich um einen Track mit wunderschönen rauen Vocals, die spätabends in nur einem Take eingesungen wurden. Maggie hat ihre neue Platte in der elterlichen Garage in Maine aufgenommen, aber auch in den bekannten Electric Ladyland Studios in New York und in den renommierten Real World Studios im englischen Südwesten.

Als Produzent von „Surrender“ fungierte der Brite Kid Harpoon, der zuletzt das „Harry’s House“-Album von Harry Styles co-geschrieben und produziert hat. Außerdem hat Kid Harpoon auch mit Musikerinnen wie Jessie Ware oder Florence Welch gearbeitet. Florence von Florence And The Machine spielt auf „Shatter“, einem der neuen Songs von Maggie Rogers, Tambourin. Es handelt sich bei „Shatter“ um einen spannenden Track mit Synths und einer an die 80er Jahre angelehnten Produktion. Das Stück hebt sich von den anderen Songs auf „Surrender“ ab. „I could break a glass just to watch it shatter“, singt Maggie Rogers.

Neben Florence Welch gibt es weitere Gäste auf „Surrender“, der neuen Platte von Maggie Rogers. Die US-Musikerin Clairo („Blouse“) singt Backing Vocals, Ben Lovett von Mumford And Sons spielt Piano oder der englische Star-Sessionmusiker Pino Palladino spielt Bass. Mehrere Generationen an Musiker*innen sind vertreten auf „Surrender“.

Maggie Rogers in s/w

Kelly Jeffrey

„Surrender“ von Maggie Rogers ist am 29.Juli 2022 bei Debay/Capitol erschienen.

Die ersten fünf Songs von „Surrender“ kommen mit einer ziemlichen Dringlichkeit daher. Beim sechsten Track, „Be Cool“, lässt es sich dann ein wenig schunkeln. „Be Cool“ hat etwas Nostalgisches an sich, es erinnert an weniger komplexe Zeiten und es geht um das sich Unsterblich-Fühlen, wenn man noch ganz jung ist.

Um Gefühle, von denen man dachte, dass man ihnen vielleicht schon entwachsen ist, geht es in „Begging For Rain“: Sie kommen wieder hoch und man betrachtet sie mit „erwachsenen“ Augen. „I try my best to not be bitter, give my rage a babysitter“, singt Maggie Rogers in „Begging For Rain“.

„Symphony“ ist ein melancholischer Track voller Selbstbeobachtung, über den Maggie Rogers sagt: „It’s about just wanting to spend time with the ones you love when the world is crumbling.“ Der Song „Different Kind Of World“ hat tolle Drums, „Honey“ hat etwas Hymnisches und „I’ve Got A Friend“ ist eine Ode an die beste Freundin, mit der man allerlei Intimes teilt - sie liebt die Musik von Dolly Parton, trägt die Ringe ihrer toten Mutter und, äh, „she masturbates to Rob Pattinson, staring at the wall.“

„Surrender“ von Maggie Rogers ist Vieles - happy, sad, romantisch, und vor allem körperlich. Abrocken zur verzerrten Gitarre, bis die Melancholie wieder einsetzt und zur akustischen Gitarre gegriffen werden muss. „Surrender“ ist eine eskapistische Platte, auf der - in schwierigen Zeiten - Freude ein Akt der Rebellion ist. „Surrender“ kommuniziert komplexe Emotionen mit geradliniger Formulierung.

Für Maggie Rogers ist Kunst heilig: Art is sacred. Der New York Times sagte Maggie einmal, „I feel super religious, if music is a religion. When I’m in the crowd of fans or on stage, that’s when I felt the most connected to something greater than myself.“

Maggie Rogers hat von September letzten Jahres bis heuer im Mai an der Harvard Divinity School „the spirituality of public gatherings and the ethics of power in pop culture“ studiert - und, eh klar, mit Auszeichnung bestanden.

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