Im Westen was Neues

Das Rundentaktikspiel „Hard West 2“ bietet ein originelles Setting und hat auch sonst ein paar hübsche Ideen für sein Genre.

Von Rainer Sigl

Ein Revolverheld, ein Indianer, eine Hexe und ein Zombie gehen in eine Bar. Klingt wie ein Witz, ist aber eine Mission im Rundentaktikspiel „Hard West 2“. Und wer das Genre kennt, weiß, dass es in der Bar gleich ungemütlich wird.

In einem Wilden Westen, in dem es rau und okkult zugeht, muss ich einem Dämonen aus der Hölle meine verlorene Seele wieder abknöpfen. Das geht am besten mit Schusswaffen und viel taktischem Geschick. Achtung: Mit der vor kurzem erschienenen Immersive Sim „Weird West“ hat das polnische Strategiespiel nur das Setting eines Wildwestabenteuers mit okkultem Horroreinschlag gemeinsam; dabei, die 2 im Namen sagt es, war „Hard West“ zuerst da.

Spielkarten und Kunstschüsse

„Hard West 2“ hat ein paar originelle Tricks parat, die es von der Konkurrenz abheben. In manchen Missionen bin ich ungewohnt dynamisch zu Pferd unterwegs, die Fähigkeiten meiner Spielfiguren darf ich mit einer cleveren Spielkartenmechanik auswählen und zwischen den Missionen habe ich beim Erforschen der Westernwelt immer wieder rollenspieltypisch folgenschwere Entscheidungen zu treffen. Dabei darf ich meine MitstreiterInnen näher kennen lernen.

Zentral bleiben aber die Rundentaktik-Kämpfe, in denen ich vier Charakterköpfe meiner Bande nacheinander zum Einsatz bringe; die von Hand geskripteten, also nicht zufallsgenerierten Levels sind manchmal fast wie Kampf-Puzzles gestaltet, ziemlich lang und teils auch recht herausfordernd geraten. Die Möglichkeit, trickreiche Kunstschüsse abzugeben, sowie der Clou, dass Kills sofort die Bewegungspunkte der jeweiligen Spielfigur wieder auffüllen und sich so zum Streak verbinden lassen, bringen Abwechslung, Tempo und ein Mehr an Taktik ins Spiel.

Wenn ich trotzdem an Zeitlimits oder zu starken Gegnern scheitere, muss ich es mit verändertem Team oder anderer Ausrüstung erneut versuchen. Bei den späteren Missionen ist daher ein wenig Geduld und Frustresistenz gefragt.

Besser, größer, dreckiger

„Hard West 2“ ist größer und auch besser als sein etwas obskurer erster Teil, und es fügt sich respektabel in die jüngst bemerkbare Rundentaktikrenaissance ein.

An die großen Klassiker wie „XCOM“ reicht das kleine Spiel zwar nicht heran, doch sein originelles Setting und sein Fokus auf eine düstere, spannende Story machen es zur Empfehlung für Strategiefreunde.