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Ein Obdachloser Mensch im Wiener Stadtpark

APA/ROLAND SCHLAGER

Aufklärung der Obdachlosenmorde: „Man spürt einfach die Erleichterung“

Innerhalb von vier Wochen wurden diesen Sommer in Wien zwei obdachlose Männer ermordet und eine obdachlose Frau schwer verletzt. Der Täter, ein 17-jährige Bursch, hat sich jetzt bei der Polizei gestellt. Bei den Notschlafstellen ist die Erleichterung groß.

Von Livia Praun

Die Aufklärung der Obdachlosenmorde sorgt auf mehreren Ebenen für Überraschung. Erstens, der Täter hat sich gestellt. Zweitens, er ist erst 17 Jahre alt. Laut Berichten der Kronen Zeitung gab er bei der Einvernahme am Montag an, Stimmen gehört zu haben, die ihm das Töten befohlen haben.

Die Gruft ist eine Einrichtung von der Caritas für obdachlose Menschen im 6. Wiener Gemeindebezirk. Sie ist rund um die Uhr geöffnet und bietet 60 Schlafplätze an.

Die Morde haben im Sommer für viel Unsicherheit und Sorge geführt: „Die Stimmung war angespannt, verängstigt“, erzählt uns die Einrichtungsleiterin der Gruft, Elisabeth Pichler. „Menschen, die obdachlos sind und auf der Straße schlafen, die sind dieser Gefahr direkt ausgeliefert gewesen.“ Im August sind in ganz Wien mehrere Maßnahmen hochgefahren worden, um obdachlose Personen in Sicherheit zu bringen. Die Anzahl der Schlafplätze wurde erweitert, es wurde aktiv auf die Straße und auf die Menschen zugegangen, um sie aufzuklären, und es wurden Trillerpfeifen und Taschenalarme verteilt.

Mit den zusätzlichen Schlafplätzen (die Anzahl wurde wegen der Kälte im Herbst noch einmal erhöht) hat sich die Lage etwas entspannt, erklärt Pichler. Die Sorge und Angst um die Menschen, die weiterhin auf der Straße geschlafen haben, ist aber auch in jüngster Zeit nicht gewichen: „Wir haben weiterhin versucht die Klientinnen zu motivieren, in die Einrichtungen zu kommen.“

Dass die Taten jetzt scheinbar aufgeklärt sind, das sorgt für große Erleichterung. Sowohl bei den Hilfsorganisationen wie auch bei den Betroffenen, meint Pichler. Bei den Begegnungen, die sie heute hatten, dringt vor allem eines durch: „Man spürt einfach die Erleichterung.“

Ebenso zeigte sich Markus Hollendohner, Leiter der Wohnungslosenhilfe vom Fonds Soziales Wien (FSW), erleichtert. Dennoch mahnte er: „Weiterhin bleiben aber obdach- und wohnungslose Menschen in Wien eine marginalisierte Gruppe, das Leben auf der Straße ist nach wie vor mit Gefahren verbunden.“

Die Gruft nimmt Geld- wie auch Sachspenden an. Zudem sammelt sie auch Geld für das ‚Gruft Winterpaket‘: Einen Schlafsack und sieben warme Mahlzeiten. Mehr darüber gibt es hier zu erfahren.

Einen ähnlichen Ton schlägt auch Pichler an: „Es gilt jetzt dennoch, auf Menschen, die obdachlos sind, zu schauen und sie gut zu versorgen.“ Der Winter ist nämlich besonders hart für obdachlose Menschen. Sie weist auf das Kältetelefon der Caritas hin (01 / 480 45 53) und bittet, „nicht wegzuschauen, sondern hinzuschauen.“

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