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Was wurde aus #TechnoMeToo?

#TechnoMeToo hat im August über die Techno-Szene hinaus einen Diskurs über sexuelle Übergriffe in der Szene ausgelöst. Was ist seitdem passiert?

Von Livia Praun

Medien wie Politiker:innen haben im Sommer auf die Techno-Szene geblickt, auf Demos wurde mehr Sicherheit im Nachtleben gefordert. Die Veranstalterin Fredi Ferková hat TechnoMeToo mit einem Instagram-Posting ins Rollen gebracht. Es wurden Erfahrungen von Frauen aus der Szene gesammelt und dokumentiert, die von sexuellen Übergriffen seitens DJs oder Veranstaltern berichten. Damit wurde dann anschließend an die Öffentlichkeit gegangen. Das Ziel: Mehr Sicherheit für Frauen, die in der Techno-Szene tätig oder aktiv sind.

#TechnoMeToo: Berichte über sexuelle Übergriffe in der Wiener Clubszene
Wir haben im August mit DJ und Eventveranstalterin Sabrina Geißler und Martina Brunner von der Vienna Club Commission über #TechnoMeToo gesprochen

„Es war wichtig, dass das passiert“

Insgesamt sind knapp 100 Meldungen über sexuelle Übergriffe bei Ferková eingegangen. In den Erfahrungsberichten (der Falter hat genauer über die Vorwürfe berichtet) wurden fünf Männer als potenzielle Täter identifiziert, die Ferková in einem Instagram-Posting indirekt öffentlich gemacht hat. Für sie war diese Zeit recht aufwühlend, „weil ich selbst Betroffene bin“, erzählt sie, „und natürlich ist es auch psychisch schwierig, mit Frauen zu tun zu haben, denen traumatisierende Dinge passiert sind.“

Sie hat auch einige der betroffenen Frauen mit Medien und Anwält:innen vernetzt. Von einigen Personen aus der Szene, vor allem von Frauen, kamen Solidaritätsbekundungen und Unterstützung, es kam aber auch viel Gegenwind von großen Akteuren, erzählt Ferková. „Ich erhole mich noch immer davon, aber es war halt wichtig, dass das passiert.“

Wie so oft bei MeToo-Bewegungen, haben die Beschuldigten mit Klagen gedroht: „Drei der fünf genannten haben sich zusammengeschlossen und haben uns einen Brief geschickt. Wir mögen das doch runter nehmen, ihnen Geld zahlen - sonst kommt eine Klage“, sagt Ferková. Sie und die anderen Aktivist:innen haben sich dagegen entschieden, das Posting online gelassen und sich auf eine Klage vorbereitet. „Das war natürlich psychisch auch extrem belastend, weil sie sich einen der besten Medienanwälte genommen haben.“

Bislang ist rechtlich noch nichts passiert. Die Beschuldigten sind laut Ferková großteils wieder in der Szene tätig.

Individuelle Bemühungen

Seit TechnoMeToo haben aber vor allem weibliche DJs, Veranstalterinnen und kleine, feministische Kollektive sich bemüht, die Techno-Szene sicherer zu machen. Ferková erzählt von Vernetzungstreffen von verschiedenen Kollektiven, in denen sie sich über Konzepte und Maßnahmen beraten: „Da passiert sehr viel, aber innerhalb der Szene halt.“ Ferková kritisiert aber, dass die Bemühungen vor allem von kleinen Akteur:innen ausgehen: „Nicht nur die kleinen, die neueren und die feministischen Kollektive sollen was machen, sondern (...) auch Große sollen das unterstützen.“

Über solche individuellen Bemühungen hinaus ist in den vergangenen Monaten in der Szene wenig passiert. Ferková erzählt von Workshops und Schulungen der Vienna Club Commission, die helfen sollen, die Sicherheit in Clubs zu erhöhen. Da geht es viel darum, Mitarbeiter*innen in der Nachtgastronomie aufzuklären und zu schulen, wie bei sexuellen Übergriffen zu handeln ist. Ferková fordert aber auch eine Meldestelle bei der Stadt Wien, die Betroffene vernetzt und rechtliche wie auch pyschologische Unterstützung vermittelt. „Ich möchte einfach, dass Frauen ein sicheres Arbeitsumfeld haben“, meint Ferková.

Auch habe sich die Aufmerksamkeit für die Szene geändert: „Techno ist nicht mehr so underground wie 2008, sondern die großen DJs und Producer verdienen wahnsinnig viel Geld“, sagt Ferková. Deswegen sei es wichtig, dass in der Gesellschaft auch über die Szene hinaus weiterhin darüber gesprochen wird.

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